Wie ist die Stimmung im Unternehmen?

Zwei HWK-Experten halfen Unternehmerfamilie Plaß dabei, die berufliche Zufriedenheit innerhalb der Belegschaft auszuwerten und Optimierungen zu erarbeiten.

Dieser eine Satz, den Andrea Plaß vor einiger Zeit in einer Zeitung las, ist der Handwerksunternehmerin aus Werne nicht mehr aus dem Kopf gegangen: "Rund 70 Prozent
aller Mitarbeiter haben gedanklich bereits gekündigt." Er entstammt dem Ergebnis des Gallup Engagement Index von 2014 und hat die Geschäftsführerin eines Sanitär-, Heizungs- und Klima-Unternehmens nicht nur grübeln, sondern im Sommer 2018 auch handeln lassen.

Ein eigenes Stimmungsbild aus dem Unternehmen einfangen

"Mich hat das nicht in Ruhe gelassen. Also wollte ich ein eigenes Stimmungsbild aus dem Unternehmen einfangen", erzählt sie. Im Internet habe sie einen passenden Fragebogen gefunden und diesen an ihre Mitarbeiter verteilt. "Ich wollte einfach wissen, ob die Kollegen gerne zur Arbeit kommen oder, ob irgendwo der Schuh drückt. Und wenn ja, wo?"

Durch die Anonymisierung der Bögen habe sie sich eine große Offenheit und Ehrlichkeit erhofft. "Ich wollte die Ergebnisse schließlich nutzen, um auf mögliche Unzufriedenheit oder konstruktive Anregungen entsprechend eingehen zu können." Das Feedback der Mitarbeiter kam schnell und brachte ein klares Ergebnis: Es herrscht definitiv eine Grundzufriedenheit.

Das ging aus den Bögen klar hervor. Natürlich habe sie und ihren Mann Bernd, mit dem sie das Unternehmen in zweiter Generation führt, die grundsätzlich positive Stimmung in der Belegschaft zunächst erleichtert. Trotzdem wandte sie sich kurz darauf mit den Ergebnissen des Fragebogens an die Unternehmensberatung der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.

"Ich habe mir gedacht, dass es vielleicht nicht wirklich zielführend ist, wenn die Ergebnisse von den Chefs ausgewertet und analysiert werden." Das wäre den Mitarbeitern beim Ausfüllen der Bögen schließlich auch bewusst gewesen, so die engagierte Unternehmerin. "Mir wurde schnell klar, dass solch‘ eine Aktion mit Hilfe von Personalfachleuten noch viel effektiver sein könnte."

Ideen zeitnah und passgenau umsetzen

Die HWK-Unternehmensberater Christian Eder und Lena Schulz konnten Plaß‘ Idee zeitnah und passgenau umsetzen. "Mit dem, was bereits in Eigenregie auf den Weg gebracht worden war, hatten wir eine sehr gute Grundlage", erzählt Eder. In enger Zusammenarbeit mit den Unternehmern wurde innerhalb weniger Wochen ein Workshop für die Mitarbeiter entwickelt, der an einem Januarabend von den beiden HWK-Beratern in den Räumlichkeiten der Plaß GmbH durchgeführt und moderiert wurde. In angenehmer Atmosphäre und in Abwesenheit der Geschäftsführung hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich auszutauschen.

"Wir haben gemeinsam geschaut, bei welchen Arbeitsprozessen es vielleicht noch hakt oder wo es Handlungsbedarf gibt", erklärt Lena Schulz. Natürlich seien dabei die Meinungen der Teilnehmer oftmals auseinander gegangen. Am Ende, so die HWK-Unternehmensberaterin, wurde untereinander aber immer fair und konstruktiv diskutiert. "So konnten wir uns einen guten Überblick über das allgemeine Befinden der Belegschaft verschaffen und innerhalb des Workshops auch schon erste Verbesserungsvorschläge erarbeiten."

Wunsch der Mitarbeiter: Ein effektiveres System für die Einsatzplanung

Beim Feedback-Gespräch mit Andrea, Bernd und Tochter Marita Plaß, die derzeit ein triales Studium absolviert und kräftig im Familienunternehmen mitwirkt, hatten Eder und Schulz im Februar gute Neuigkeiten im Gepäck. "Die Mitarbeiter fühlen sich im Betrieb sehr wohl. Kritik gab es an der einen oder anderen Stelle auch, allerdings sehr überschaubar." So hätten sich einzelne Mitarbeiter ein effektiveres System für die Einsatzplanung gewünscht, aber auch mehr gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit. Andrea Plaß nahm die Auswertungsergebnisse des Workshops motiviert entgegen. "Jetzt wissen wir wirklich, wo es Optimierungsbedarf gibt und können die Sache gemeinsam als Team angehen!"

Aber auch schon vorher hat sich die Unternehmerfamilie Gedanken darüber gemacht und gehandelt. So wird den Mitarbeiten seit Dezember eine regelmäßige Rückenschule angeboten. Die Kosten dafür werden vollständig von den Chefs getragen. Im Herbst 2019 gibt es dann ein Wiedersehen mit Christian Eder und Lena Schulz. "Da schauen wir dann, was sich in den Monaten nach dem Feedback-Gespräch getan hat und veranstalten eventuell einen weiteren Workshop", so Eder.

Eines ist Familie Plaß vor geraumer Zeit aufgefallen: Seit man der Belegschaft vermittelt habe, dass Mitarbeiterzufriedenheit wichtig ist und man Wert auf ein gutes Arbeitsklima legt, sei die Atmosphäre bereits viel entspannter.

Kontakt

Lena Schulz
Tel: 0231/4593-502
Lena.Schulz@hwk-do.de

Christian Eder
Tel.: 0231/4593-466
Christian.Eder@hwk-do.de