Anne Tannert-Horst kann sich  gut vorstellen, neben Mhamad Nour Aldabbak weitere Flüchtlinge auszubilden (Foto: © Andreas Buck)

Anne Tannert-Horst kann sich gut vorstellen, neben Mhamad Nour Aldabbak weitere Flüchtlinge auszubilden (Foto: © Andreas Buck)

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Integration: eine Erfolgsgeschichte

Anne Tannert-Horst bildet in ihrem Betrieb einen Flüchtling aus. Der 18-jährige Mhamad Nour Aldabbak aus Syrien beweist dabei Ehrgeiz und handwerkliches Geschick.

Seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres läuft die Flüchtlingsinitiative der Handwerkskammer Dortmund. Zwanzig junge Flüchtlinge aus Krisengebieten haben über dieses Projekt die Chance erhalten, im Kammerbezirk eine handwerkliche Ausbildung zu absolvieren. "Wir wollen die Flüchtlinge nicht einfach wartend ihrem Schicksal überlassen, sondern konkret helfen. Mit beruflicher Bildung, weil sie definitiv integrative Wirkung hat. Im Betrieb genauso wie in der Berufsschule", sagt Kammerpräsident Berthold Schröder.

Einer dieser Flüchtlinge, die im Handwerk eine neue berufliche Heimat gefunden haben, ist Mhamad Nour Aldabbak. Der 18-Jährige kam 2014 aus Syrien nach Deutschland und macht seit September des vergangenen Jahres eine Ausbildung bei der Tannert Dentaltechnik GmbH in Dortmund. Anne Tannert-Horst, Mitinhaberin des Betriebs, ist froh darüber, dass sie über die Initiative der Kammer einen neuen Auszubildenden gewinnen konnte. Das sei nämlich gar nicht mehr so einfach. "Es ist nicht mehr so einfach, jemanden zu finden, der als Zahntechniker arbeiten will, egal ob ausgebildet oder nicht. Deshalb haben wir der Handwerkskammer einen zu besetzenden Ausbildungsplatz gemeldet." Die Kammer kam dann auf Anne Tannert zu, ob sie sich vorstellen könne, einen Flüchtling auszubilden.

Erster Eindruck besser als erwartet

Bevor Aldabbak in ihrem Betrieb mit der Arbeit begonnen hat, hatte die Kammer abgefragt, welche Neigungen, Fähigkeiten und Sprachkenntnisse der Syrier hat, um herauszufinden, welcher Beruf zu ihm passen könnte. Danach folgte ein sechswöchiges Praktikum im Betrieb. "Das Praktikum ist super gelaufen", schwärmt Tannert-Horst von ihrem Azubi. Schon der erste Eindruck sei viel besser gewesen als erwartet, vor allem auch, was die Sprachkenntnisse angeht. "Wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass er außerdem gute handwerkliche Fähigkeiten hat und ehrgeizig und engagiert ist." Mittlerweile ist er im zehnten Monat seiner Ausbildung.

Probleme habe es bis jetzt kaum gegeben. "Die Berufsschule fällt ihm manchmal nicht so leicht", sagt Tannert-Horst. Dafür bekommt Aldabbak neben dem Deutschunterricht auch fachlichen Unterricht in der Handwerkskammer. Außerdem stellt die Kammer ihm eine Betreuerin zur Seite, die sich um ihn kümmert. Anne Dietrich sorgt dafür, dass er sich nicht nur im Beruf, sondern auch im Alltag gut zurechtfindet. "Ich helfe ihm bei Behördengängen und bin dafür zuständig, dass mit seiner Wohnung alles klappt, zum Beispiel bei der monatlichen Überweisung der Miete." Sie ist aber auch Ansprechpartnerin für die Betriebe und beantwortet deren Fragen. Mögliche Konflikte am Arbeitsplatz versucht sie ebenso zu lösen wie persönliche Probleme der Teilnehmer an der Flüchtlingsinitiative. "Ich bin für sie rund um die Uhr ansprechbar."
Ausbilden, um zu übernehmen

Mhamad Nour Aldabbak habe in der kurzen Zeit bereits große Fortschritte gemacht. "Er war am Anfang noch sehr zurückhaltend, ist jetzt aber schon viel offener und selbstbewusster", so Dietrich. Auch für Anne Tannert-Horst ist es bis jetzt eine Erfolgsgeschichte und sie kann sich gut vorstellen, den 18-Jährigen nach seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung auch weiter bei sich zu beschäftigen. "Wir bilden aus, um die Leute auch zu übernehmen, wenn es geht", sagt sie. Und nicht nur das: Außerdem denkt sie daran, möglicherweise einen weiteren Flüchtling bei sich im Betrieb auszubilden.

Foto: © Andreas Buck

Text: / handwerksblatt.de

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