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Jörg Dittrich, Joel Fourny, Andreas Ehlert (v. l.).

Jörg Dittrich, Joel Fourny, Andreas Ehlert (v. l.). (Foto: © Wilfried Meyer / HWK Düsseldorf)

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Vorbild für die europäische Integration

Beim Deutsch-Französischen Handwerkskammertreffen treffen sich alle drei Jahre Vertreter des Handwerks beider Länder. In den aktuell sehr schwierigen Zeiten sei die Zusammenarbeit wichtiger denn je.

"Wir stehen an einem Wendepunkt des Handwerks", sagte Andreas Ehlert bei seiner Begrüßung beim Deutsch-Französischen Handwerkskammertreffen in Düsseldorf. In beiden Ländern gebe große Herausforderungen wie künstliche Intelligenz, Fachkräfteversorgung, Klimawandel und die Zukunft der beruflichen Bildung, so der Präsident der gastgebenden Handwerkskammer Düsseldorf. "All das verlangt Antworten. Am besten ist es, wenn wir diese Antworten gemeinsam finden durch den Austausch." Dem zugrunde liege das gemeinsame Interesse, dass das Handwerk über Grenzen hinweg stark bleibt und noch stärker wird.

In seinem Grußwort erklärte auch Generalkonsul Frankreichs, Etienne Sur, dass die deutsch-französische Zusammenarbeit des Handwerks in den aktuell sehr schwierigen Zeiten notwendiger denn je und ein Vorbild für die "gelebte europäische Integration" sei. Seit mehr als 60 Jahren gibt es die Partnerschaft der deutschen und französischen Handwerkskammern. Es gibt regelmäßige gegenseitige Besuche, Lehrlings- und Gesellenaustausche und auch informelle Treffen. Das offizielle Deutsch-Französische Handwerkskammertreffen findet alle drei Jahre statt.

"Bürokratiebelastung führt zum Staatsversagen"

Die Delegationen wurden von den Handwerkspräsidenten beider Länder, Joël Fourny (Chambre de Métiers de l'Artisanat France) und Jörg Dittrich (Zentralverband des Deutschen Handwerks), angeführt. Dittrich betonte, wie wichtig es für das Handwerk beider Länder sei, seine Interessen Politikbetrieb zu vertreten. Es gebe gewaltige Herausforderungen wie die Bürokratiebelastung in Deutschland und Europa. Sie sei so groß geworden, dass sie zum Staatsversagen führe. Die Sozialversicherungssysteme drohten das lohnintensive Handwerk zu überlasten. Mit diesen Themen durchzudringen sei harte Arbeit, die nicht von einem einzelnen Verband zu leisten sei, sondern nur zusammen.

Besondere Bedeutung habe auch die berufliche Bildung, gerade mit Blick auf die Fachkräftesicherung. Die neue deutsche Regierung plane hier eine gesetzliche Stärkung des Qualifikationsrahmens, eine bessere finanzielle Ausstattung der Bildungszentren und ein freiwilliges Handwerksjahr. Dittrich: "Das sind alles Schritte in die richtige Richtung." In Frankreich gebe es zwar die Begeisterung junger Menschen für das Handwerk, die in erfreulich viele Betriebsgründungen münde, sagte Fourny. Aber auch hier litten die Betriebe unter der Bürokratie und den unsicheren Rahmenbedingungen.

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Abschlusserklärung verabschiedet

ResolutionHier finden Sie die ausführliche Abschlusserklärung der Handwerkskammern.Auch das französische Handwerk bekenne sich zu Europa: "Ja, wir brauchen Europa, aber Europa braucht auch das Handwerk", stellte Fourny klar. Deswegen müsse das Handwerk in Europa seine Stimme hörbar machen. Auch zu diesem Zweck verabschiedeten beide Seiten eine Abschlusserklärung als "unmissverständliches und entschlossenes Zeichen für wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Zusammenhalt und demokratischen Gemeinschaftssinn". Sie vereinbaren darin eine Vertiefung der Zusammenarbeit und den Einsatz für die gemeinsamen Werte beider Länder und der Europäischen Union zu stärken.

Deutsch-Französisches HandwerkskammertreffenDas deutsch-französische Handwerkskammertreffen fand erstmals am 21. und 22. Mai 1963 im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse in München statt, und zwar auf der Grundlage des im selben Jahr unterzeichneten Élysée-Vertrags. Seither treffen sich rund 200 - 400 Vertreterinnen und Vertreter aus Handwerkskammern und Politik beider Länder alle drei Jahre im Wechsel in Deutschland und Frankreich – zuletzt in Dresden (2013), Lille (2016), Köln (2019) und Nantes (2022). Mit den Treffen wollen die Handwerksorganisationen den bilateralen Dialog fördern, den partnerschaftlichen Wissenstransfer unterstützen und gemeinsame Projekte entwickeln.

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Text: / handwerksblatt.de

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