Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer.

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. (Foto: © ZDH/Stegner)

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Neues Management-Studium für Friseure

Die Handwerkskammer Koblenz und der Zentralverband eröffnen neue Karrierewege für Friseure im Beauty-Management.

Die Handwerkskammer Koblenz, der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) und die Steinbeis Business Academy (SBA) Berlin haben einen staatlich und international anerkannten Studiengang für Friseure entwickelt. Start dieses neuen Bildungsangebotes ist im Mai dieses Jahres. ZDH-Präsident Wollseifer über neue Wege im Traditionshandwerk.

DHB: Herr Wollseifer, ein Slogan der Bundesimagekampagne lautet: Handwerk bringt dich überall hin! Und jetzt bringt es Friseure sogar zum Bachelorabschluss. Was verbirgt sich dahinter?
Wollseifer: Dahinter verbirgt sich der neue Bachelor-Studiengang Beauty-­Management, der nun gemeinsam mit der Steinbeis-Hochschule Berlin angeboten werden kann. Die Handwerkskammer Koblenz und der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks haben hiermit meiner Meinung nach einen Riesenschritt in Richtung einer systematischen und nachhaltigen Fachkräftesicherung gemacht, der ehrgeizigen jungen Menschen die Chance gibt, spannende berufliche Perspektiven zu entwickeln.

DHB: Beim Friseurhandwerk denkt man ja nicht direkt an ein Hochschulstudium ...
Wollseifer: Das stimmt nur vordergründig. Genau wie bei vielen anderen Berufsbildern des Handwerks beobachten wir auch im Friseurhandwerk eine starke Transformation und steigende Anforderungen sowohl im handwerklichen als auch im betriebswirtschaftlichen Bereich. Nehmen Sie nur einmal die immer weiter verbreiteten Unverträglichkeiten auf kosmetische Inhaltsstoffe oder auch die Nutzung von naturnaher Kosmetik. Weiter geht es mit Dienstleistungen, die über den Faktor Wellness hinausgehen und sich am Gesundheitshandwerk orientieren. Dass die Digitalisierung derzeit mit großen Schritten Einzug hält und auch vor dem Friseurhandwerk nicht haltmacht, muss ich nicht extra betonen. Mit dem Studiengang haben Friseurmeisterinnen und -meister nun die Gelegenheit, das alles auf ein solides betriebswirtschaftliches Fundament zu stellen und mit branchenspezifischer Expertise zu verbinden.

DHB: Betriebswirtschaftliche Grundlagen ver­­mittelt auch die Meisterausbildung ...
Wollseifer: Das ist richtig. Allerdings entbindet das die frischgebackenen Meisterinnen und Meister nicht von der Notwendigkeit einer dauerhaften Weiterqualifizierung. Hier geht es um eine intensive Auseinandersetzung mit Themen wie Unternehmensführung, Marketing, Finanzmanagement, aber auch Wirtschafts- und Arbeitsrecht. Wir sehen auch in der betrieblichen Praxis immer mehr den Wandel vom klassischen Handwerksbetrieb zum wirtschaftlich auf höchstem Niveau handelnden Unternehmen. Und das Studium richtet sich ja auch nicht allein an Betriebsinhaber, sondern auch an solche Friseurinnen und Friseure, die sich mit dem Bachelorabschluss für ganz neue Karrierewege in der Beautybranche entscheiden.

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DHB: Warum sollten sich Interessierte für diesen Studiengang entscheiden? Sie könnten ja theoretisch auch den Weg über eine "normale" Fachhochschule nehmen.
Wollseifer: Es geht ja schon lange nicht mehr nur darum, einmal sein Handwerk gelernt zu haben: Handwerkliches Können und Kreativität sind immer gefragt und müssen weiterentwickelt werden, aber unternehmerisch zu handeln und zu denken, das nötige Management-Know-how mitzubringen und Prozesse vom Anfang bis zum Ende denken zu können, das macht doch heute erfolgreiche Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer aus. Sehen Sie, mit diesem Studiengang wurde tatsächlich etwas geschaffen, das sich an der Arbeits- und Lebenswirklichkeit eines der am meisten und auch erfolgreichsten ausgeübten Berufsbilder im Handwerk orientiert. Die Kombination aus Selbstlernphasen und Präsenzveranstaltungen bietet jedem Teilnehmer die Möglichkeit, sein Lerntempo selbst zu gestalten und seinen Lebensumständen anzupassen. Das haben Sie bei einem konventionellen Studiengang so nicht. Darüber hinaus orientiert sich der Studiengang ganz klar an den praktischen Erfordernissen, die an diese Berufsgruppe gestellt werden. 

DHB: Sehen Sie das Modell auch als Ideengeber für andere Gewerke?
Wollseifer: Natürlich. Das Handwerk muss sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Unsere Ausbildungsgänge in Fort- und Weiterbildungen, sei es in der Meistervorbereitung oder auch beim geprüften Betriebswirt HwO, haben ein absolut hohes Niveau und verlangen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einiges ab. Da käme so mancher Student schon aufgrund der Lehrgangszeiten ins Schwitzen. Aber Spaß beiseite, natürlich sind solche Modelle auch erfolgreich auf andere Gewerke übertragbar. Mit solchen Angeboten können wir nachhaltig die Attraktivität des Handwerks insgesamt steigern und auch dazu beitragen, wichtige und hochqualifizierte Fachkräfte zu sichern.

DHB: Herr Wollseifer, vielen Dank für das Gespräch.Das Studium: Das Studium dauert 36 Monate. Parallel zur beruflichen Tätigkeit finden Seminare der Steinbeis-Hochschule in der Handwerkskammer (HWK) Koblenz statt. Die Verbindung von Präsenzseminaren und selbstgesteuerten Lernphasen ist sorgfältig aufeinander abgestimmt und individuell bestimmbar. Geplanter Beginn des Studiums ist Mai 2018 in Koblenz. Informationen zum Studiengang bei der HWK-Weiterbildung, Sieglinde Straeten, Leitung Seminarwesen, Tel. 0261/398-321, Fax -988, bildung@hwk-koblenz.de

Text: / handwerksblatt.de

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