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Dr. Torsten Brodt, 
Leiter ­Geschäftskundensegment für KMU bei der Telekom Deutschland.

Dr. Torsten Brodt, 
Leiter ­Geschäftskundensegment für KMU bei der Telekom Deutschland. (Foto: © privat)

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Digitalisierung: Chancen und Herausforderungen für KMU

Im Interview: Dr. Torsten Brodt, Leiter Geschäftskundensegment für KMU bei der Telekom Deutschland, über Bandbreiten und Service für den Mittelstand

Dr. Torsten Brodt ist Senior Vice President SME Business bei der Telekom Deutschland und verantwortet seit 2023 den Geschäftskundenbereich für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Wir haben mit ihm über das Angebot für das mittelständische Handwerk gesprochen.

DHB: Herr Dr. Brodt, wenn ich über die Telekom-Seiten surfe, fehlt der Begriff "Handwerk" – können Sie mit dem Wirtschaftszweig nichts anfangen?
Brodt: Ganz im Gegenteil, das hat nur mit unserer Aufstellung zu tun, denn wir sind nach Segmenten und Größe aufgestellt. Das Handwerk hat mit über 140 Gewerken eine unglaubliche Bandbreite und wird von kleinen Unternehmen dominiert. Damit fällt das Handwerk bei uns in das Segment für kleine Unternehmen.

DHB: Das Handwerk hat zwischen fünf und neun Mitarbeiter im Schnitt, aber es gibt auch Handwerksbetriebe mit fünfstelligen Mitarbeiterzahlen … 
Brodt: …die dann bei uns in das Segment Mittelstand oder Großunternehmen fallen. Schließlich geht es uns darum, Kunden passgenau zu betreuen. Wenn wir über die kleinen und kleinsten Unternehmen sprechen, konzentriert sich unsere Wertschöpfung auf den Anschluss: die Versorgung mit Mobilfunk, Festnetz, Standardsoftware oder Sicherheit im Netz. Bei größeren Unternehmen, zum Beispiel mit 100 Mitarbeitern, haben wir eine Key-Account-Struktur mit individueller Betreuung und entsprechenden Digitalisierungslösungen. Große Unternehmen haben da andere Ansprüche und ein anderes Beratungsbedürfnis als kleinere.

DHB: Was sind aus Ihrer Sicht die Bedürfnisse der kleinen Unternehmen?
Brodt: Es gibt kein Geschäft – auch die kleinsten – die nicht von der Digitalisierung profitieren können. Daher geht es zunächst um den besten Anschluss an das Internet. Bei uns das Festnetz inklusive Mobilfunk und Datenaustausch, darüber hinaus um Webseiten oder eine Social-Media-Präsenz. In jeder Wertschöpfungsstufe, auch beim Einzelunternehmer, finden sich Digitalisierungsaspekte. Meine Lieblingsbeispiele sind zwei Bäckereien. Von denen setzt eine voll auf Digitalisierung inklusive bargeldloser Zahlung. Die andere hat noch nicht den Einstieg geschafft und akzeptiert nicht mal EC-Kartenzahlung. Wer wird von beiden in zehn Jahren noch im Markt sein? Man erfindet sein Geschäftsmodell ein Stück weit neu, indem die Vorteile der Digitalisierung genutzt werden.

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DHB: Digitalisierung sorgt für mehr Effizienz.
Brodt: So ist es! Beim bargeldlosen Bezahlen habe ich keinen Aufwand mit Geldzählen, dem Besuch bei der Bank und erfasse alles schon elektronisch. Wir müssen die abholen, die diesen Sprung noch nicht geschafft haben. Das erreichen wir zum Teil über unsere Shops, unsere Callcenter und unsere Website. Aber auch über unser Partner-Ökosystem mit vielen kleinen Vertriebspartnern.

DHB: Die erste Frage betrifft doch immer Datenleitungen und Bandbreite – und die schwächelt noch in vielen Regionen.
Brodt: Natürlich wird eine höhere Bandbreite gebraucht. Allerdings kann man nicht von jetzt auf gleich überall 1.000-Mbit-Leitungen anbieten. Wir können jedoch mehr als die Hälfte aller Anschlüsse upgraden, die auf dem Kupfernetz liegen. Das tun wir übrigens jährlich bei 15 Prozent unserer Kunden automatisch. Zudem sind wir das Unternehmen, das mit Abstand am meisten hierzulande in den Ausbau von Glasfaser investiert. Das führt dazu, dass wir mehr und mehr Geschäftskunden auf Glasfaser upgraden können. Schließlich gibt es dann noch die Möglichkeit eines individuellen Glasfaser-Anschlusses des Unternehmens.

DHB: Das ist natürlich eine Kostenfrage.
Brodt: Ja, wir sind dann im Individual- und Projektgeschäft. Da muss man sich die Finanzierung und auch die Voraussetzungen genau anschauen. Allerdings sollte man nicht nur die Bandbreite bis zum Anschlusspunkt betrachten, sondern auch die Inhouse-Vernetzung. Dort gibt es viele Fehlerquellen. Schon mit einfachen Mitteln wie einem Mesh-Netzwerk lässt sich das WLAN kostengünstig optimieren. In kritischen Fällen können wir hybride Anschlüsse legen, wo wir Mobilfunk, 5G und die Leistung aus dem Kupfernetz kombinieren. Und bei ganz wenigen Fällen gibt es immer noch eine dritte Redundanzmöglichkeit über Satelliten.

DHB: Wie garantieren Sie die Datenabsicherung und den Schutz vor einem Ausfall des Netzes, ohne den Betriebe im Falle eines Falles Stillstand hätten?
Brodt: Unsere Netzausfallsicherheit liegt bei über 99 Prozent. Natürlich kann immer mal ein Bagger an der falschen Stelle arbeiten und ein Kabel durchtrennen. Genau dafür haben wir das NonStop-Netz auf den Markt gebracht. Falls der Router kein Signal mehr aus dem Kupfer- oder Glasfasernetz bekommen sollte, schaltet sich eine SIM-Karte automatisch ein und der komplette Funktionsumfang läuft über das Mobilfunknetz. Gleichzeitig geht ein Signal an uns und wir kümmern uns proaktiv um eine Lösung. In den meisten Fällen merkt der Kunde das nicht einmal.

DHB: Welche Kosten sind mit der Netzausfallabsicherung verbunden?
Brodt: Wir bieten das ohne Zusatzkosten an.  Wir wollen damit gerade im Geschäftskundenbereich unsere absolute Zuverlässigkeit untermauern. Deswegen haben wir das Produkt im Preis bei den Business-Anschlüssen letztes Jahr inkludiert.

DHB: Wie ist es denn um das Thema Datensicherheit im Handwerk bestellt?
Brodt: Ein ganz wichtiges Thema, bei dem jeder Betroffene froh ist, wenn er Vorkehrungen getroffen hat – ähnlich wie bei einer Versicherung im Schadenfall. Kein Betrieb ist vor Angriffen durch Hacker, Viren oder Malware sicher. Oft sind kleinere Betriebe auf externe Hilfe angewiesen und setzen auf Software, die nicht so teuer ist. Für den Mobilfunk bieten wir seit letztem Jahr mit OnNet-Security eine integrierte Security-Option an, die Cyberangriffe automatisch erkennt und blockt. Das ist in unseren Business-Tarifen ebenfalls inklusive.

DHB:  Aber es gibt nicht nur Endgeräte von der Telekom und den Risikofaktor Mensch.
Brodt: Richtig. Zum Beispiel kann ein Kassenterminal im Netz eingebunden sein, was nicht von uns ist. Oder eben auch der Mensch, der auf eine falsche E-Mail klickt oder sich von Phishing-Versuchen und Malware täuschen lässt. Gerade bei den Mitarbeitern muss der Inhaber für ein Bewusstsein sorgen, wie sich solche Täuschungsversuche erkennen lassen. Wir kooperieren mit dem Kölner Unternehmen SoSafe, das Videos und Webinare, aber auch On-Site-Trainings anbietet.

DHB: Wenn ich mir das Angebot in Sachen IT-Sicherheit und Digitalisierung anschaue, stehe ich doch vor einer Flut von Angeboten. Selbst Sie präsentieren bei Ihrer Digital X gleich 300 Partner – wo sollen Betriebsinhaber anfangen?
Brodt: Die Digital X ist unser eigenes Eventformat, mit dem wir eine Plattform für Partnerunternehmen, die die Digitalisierung in Deutschland voranbringen wollen, anbieten. Das erfolgte im ersten Halbjahr regional – etwa in Berlin, Hannover, München und Stuttgart. Für September ist ein großes Event in Köln geplant. Gerade bei den regionalen Events können sich Mittelständler gut zurechtfinden, zumal wir da in der Regel auch regionale Ansprechpartner haben.

DHB: Wie läuft das ab?
Brodt: Wir bieten Stände unserer Partner, hinzu kommen Vorträge und Workshops, um sich in einzelne Themen tiefer einzuarbeiten. Hier kann man sich mit einem Rundgang ein schönes Update verschaffen, was derzeit in Sachen Digitalisierung angesagt und sinnvoll ist. 

DHB: Was sind die angesagtesten Themen?
Brodt: Das ist vor allem Künstliche Intelligenz (KI). Typischerweise ist das vor allem bei großen Unternehmen angesagt. Bei den kleinen Unternehmen häufig getrieben aus dem privaten Umfeld sind das ChatGPT oder Perplexity. Kurz: solche Lösungen, die als App verfügbar sind. Wir selbst arbeiten mit einigen Anbietern zusammen. Dabei achten wir darauf, dass diese Lösungen nach europäischen oder deutschen Datenschutzrichtlinien funktionieren. Schon vor rund zwei Jahren hatten wir über 800 Projekte, die sich mit KI beschäftigen.

DHB: Was eignet sich denn für die kleinen Betriebe?
Brodt: Chatbots sind interessante Lösungen oder ein einfacheres System wie Microsoft Copilot. Die Betriebe müssen sich herantrauen und erfahren, was sie in ihrem Umfeld nutzen können und was ihnen Mehrwert stiftet. Genau das wird zum Beispiel auf der Digital X ermöglicht.

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Text: / handwerksblatt.de

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