MS Astor: Unterwegs mit Freunden
Für die Crewmitglieder der MS Astor ist sie das Maskottchen. Eine Vielfahrerin erklärt, warum ein kleines, charmantes Schiff die Menschen jenseits des Massentourismus begeistert.
Gisela Bucht ist ein Clubbie. Es klingt vertraut, wenn Klaus Ebner von TransOcean über die Mitglieder des Club Columbus spricht. Dem Club für Vielfahrer und Astor-Fans. "Sechzig Prozent unserer Gäste kehren immer wieder auf unser Schiff zurück", sagt er. Begeisterte Astorianer, so wie Frau Bucht. Exakt 61 Kreuzfahrten sind in ihrem Logbuch mit feiner Handschrift dokumentiert. Davon 41 mit der Astor. Ihre Erinnerungen an Acapulco, den Panamakanal, natürlich die Karibik, die teilt sie gerne mit anderen Gästen. Dieses Mal bei einem "schönen langen Wochenende" Richtung Kopenhagen, Nord-Ostseekanal und zurück nach Bremerhaven.
Als Nichtschwimmerin auf den Weltmeeren
"Wohl sein!" Kerzengerade sitzt die zierliche Lady auf der Sesselkante im maritim gestalteten Captains-Club. Ein galantes Kopfnicken, ein kleines Schlückchen Crémant, beginnt sie zu erzählen. "Ach", winkt sie fröhlich ab, "was soll ich Ihnen denn über die Astor sagen?" Aber Frau Bucht wäre nicht Frau Bucht, würden nicht im gleichen Moment die schönsten Erlebnisse auf ihrem Traumschiff lebendig werden. Zu Hause in Kiel erlebt sie 1986 den Stapellauf" und am 17. Januar 1987 die Verabschiedung zur Jungfernfahrt. "Davon habe ich sogar noch den Zeitungausschnitt der Kieler Nachrichten." 1997 geht sie mit ihrem Ehemann das erste Mal an Bord des 177 Meter langen Kreuzfahrtschiffs mit den blauen, hoch in den Himmel ragenden Kaminen. "Eigentlich habe ich Angst vor dem Wasser. Ich kann auch nicht schwimmen", lacht die 80-Jährige fröhlich in die Runde.
Überschaubar und familär
Dass sie dennoch immer wieder einschifft, erklärt die Kielerin so: "Das Schiff ist klein, überschaubar, familiär." 282 Crewmitglieder kümmern sich auf den Weltmeeren aufmerksam um das Wohl der maximal 578 Gäste. "Eine Fahrt mit einem Kreuzfahrtschiff bringt viele Menschen und ihre Schicksale zusammen", sagt André Sultan-Sade. "Der eine oder andere Gast hat hier an Bord sogar seine große Liebe gefunden", erinnert sich der Kreuzfahrtdirektor gerne an einige glückliche Paare zurück. "Auf einem kleinen Schiff wie der Astor entstehen innerhalb kürzester Zeit ganz intensive Gespräche unter den Gästen und mit der Schiffsbesatzung. Das macht die Reise spannend, aber auch sehr familiär". In jeder Situation.
Für immer mit der Astor verbunden
2008 ist Gisela Bucht und ihr Mann wieder auf der Astor unterwegs, Richtung Spitzbergen. Am vierten Tag der Seereise verstirbt Rolf Bucht unerwartet auf hoher See. "Wirklich, alle haben sich um mich gekümmert. Besser hätte ich es auch nicht zu Hause haben können". Ein Erlebnis, das die sympathische Kreuzfahrerin für ewig mit der Astor verbindet. Voller Lebensmut erzählt Gisela Bucht weiter: "Wir hatten für 2009 schon die nächste Reise gebucht. Wir wollten unseren 45. Hochzeitstag auf der Astor feiern. Was sollte ich machen? Ich bin dann alleine gereist."
Bequeme Anreise
Bis heute genießt sie die Vorzüge. Allerdings: "Mit dem Flugzeug anreisen möchte ich nicht mehr." Mit der Aussage ist die reiselustige Dame nicht allein. Denn der Altersdurchschnitt der Mitreisenden beginnt ab 65 aufwärts. "Die älteren Kreuzfahrer möchten nicht mehr fliegen", erklärt Klaus Ebner. "Das Schiff legt in Kiel, Bremerhaven, Amsterdam und ab kommendem Jahr auch in Hamburg und Wismar an. Zudem ist die Astor ein rein deutschsprachiges Schiff."
Schnupperfahrt auf der Vasco Da Gama
Der Kreuzfahrtschiffmarkt boomt. Jedes Jahr werden etwa zwanzig neue Schiffe gebaut. Bis zu 6.000 Menschen und mehr können die schwimmenden Wohncontainer aufnehmen. "Nein, fremdgehen, so was mach ich nicht", verschwendet Gisela Bucht keinen Gedanken an ein anderes, modernes Schiff. Mit einer Ausnahme: Eine zweitägige Schnupperfahrt im kommenden Jahr auf dem neuen Schiff von TansOcean, der Vaso Da Gama: "Ich werde keinen einzigen Ausflug machen, sondern das Schiff von oben bis unten erforschen. Dann weiß ich sicher, dass ich auf der Astor bleibe."
Exot auf den Weltmeeren
Mit sieben Decks und 289 Kabinen ist die Astor unter den heutigen Weltenwanderern ein Exot. 2010 wird das Schiff komplett umgebaut. Dennoch rummeln und rattern unüberhörbar die Motoren. Ein Geräusch, das bis in die Kabine dringt. Gisela Bucht schmunzelt und weiß Rat: "Mein Mann und ich sind nachts immer durch das Schiff gewandert. Wir haben gelauscht, wo es ruhig ist. Seitdem buche ich immer die gleiche Kabine."
Hoch im Kurs
Astor-Café mit Klaviermusik, das große Abendquiz mit Annika, einfache Tanzschritte für den Dämmerschoppen erlernen oder ein Spieletreff auf Deck sechs. Das Unterhaltungsprogramm für die kleinen Gäste ist eher begrenzt. Auch ein Casino wird man vergeblich suchen. Dass die Astor bei den Fans dennoch hoch im Kurs steht, wird in Gesprächen mit den Passagieren klar. "Elegant, ein klassisches Kreuzfahrtschiff mit blank geputzte Messinggeländern, eine freundliche Crew, ein charmantes Schiff mit Kurven und Kanten am rechten Fleck."
Wohl sein, Frau Bucht
Auch für Gisela Bucht wird die Astor die Grande Dame der Kreuzfahrt bleiben. Gründe gibt es genug: "Mein Mann und ich haben gerne getanzt." Dann lacht sie vergnügt: "Gestern habe ich mit dem Sänger des Showensembles bis in die Nacht getanzt. Noch ganz beseelt von dem beschwingten Abend merkt sie gut gelaunt an: "Er könnte mein Enkel sein." Doch dann muss Gisela Bucht los. Auf dem Programm steht der Club-Columbus Cocktail. "Und den" sagt sie, "habe ich noch nie verpasst." Wohl sein, Frau Bucht!
Von April bis September ist die Astor in europäischen Gewässern unterwegs. Danach geht es zur Inspektion in die Reederei, bevor sie dann als englischsprachiges Schiff Fahrt aufnimmt Richtung Australien. Neu im Programm: 2019 wird es ein Adventswochenende auf der Nordsee geben. Am 15. Dezember geht es dann auf große Weltreise. Am 31. Dezember liegt das Schiff vor der Küste Brasliliens an. Zehn verschiedene Kabinenkategorien stehen zur Verfügung. Preis pro Person ab 13.990 Euro.
Ab Juni 2019 nimmt die Vasco Da Gamma ihren Dienst auf und unterstützt als zweites deutschsprachiges Schiff die Astor. Mit einer Länge von 219 Metern und 630 Kabinen ist das Schiff etwas größer als die Astor. Bis zu 1.150 Passagiere können sich dann auf neun Decks vergnügen. Die Vasco Da Gamma wird im Juni 2019 mit einem zweitägigen Fest vorgestellt. Weitere Informationen auf der Website von TransOcean.
Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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