Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags, über die Fachkräfteeinwanderungsoffensive des Bundes.

Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags, über die Fachkräfteeinwanderungsoffensive des Bundes. (Foto: © Kusch/HWK Dortmund)

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„Wir müssen alle Potenziale erschließen“

Handwerkspolitik

Der Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags, Berthold Schröder, spricht über die Fachkräfteeinwanderungsoffensive des Bundes.

Berthold Schröder sieht wichtige Rahmenbedingungen für die Migration verbessert. Bei ausreichender Vorbereitung im Heimatland und Unterstützung der aufnehmenden KMU gebe es gute Erfolgschancen, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben.

DHB: Wie bewertet der Westdeutsche Handwerkskammertag die Pläne der Bundesregierung für ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz im Hinblick auf NRW?
Schröder:
Mit den geplanten Neuregelungen im Migrationspaket hat der Bund wichtige Rahmenbedingungen angepasst, die es gerade auch Fachkräften mit beruflichen Qualifikationen schneller ermöglichen, nach Deutschland einzureisen. Wir erhoffen uns dadurch auch für die Erwerbsmigration ins NRW-Handwerk wichtige Impulse. Ob es allerdings tatsächlich gelingt, dass Betriebe des Handwerks und ausländische Fachkräfte die neuen Chancen für sich nutzen, ist von den regionalen Begleit- und Unterstützungsstrukturen abhängig und davon, ob sich gleichfalls die bürokratischen Herausforderungen von kleinen und mittleren Unternehmen meistern lassen. Der Erfolg der Bundesstrategie in NRW ist maßgeblich davon abhängig, wie es gelingt, das Thema in die Fachkräfteoffensive des Landes einzubetten. So bleiben der Prozess der Anwerbung, die vorbereitenden Maßnahmen im jeweiligen Herkunftsland sowie die professionelle Unterstützung der Betriebe bei den bürokratischen Hürden erfolgsentscheidend. Zudem sind weiterhin sehr viele Akteure am gesamten Integrationsprozess beteiligt. Hier gilt es, regionale Netzwerke zu organisieren und Modelle anzubieten, die gerade aus betrieblicher Sicht Zeiträume überbrücken und Planungssicherheit bieten.

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DHB: Welche Qualifikationen könnten über Zuwanderung erfolgen, welche über eine bessere Ausbildung der heimischen Bevölkerung?
Schröder:
Die Ausbildungsangebote und Angebote der höheren Berufsbildung des Handwerks sind breit und vielfältig aufgestellt. Die duale Berufsausbildung ist im Inland weiterhin ein Erfolgsmodell für Schülerinnen und Schüler aller Schulabschlüsse und stößt weltweit auf Anerkennung. Jährlich registrierten die sieben Handwerkskammern zwischen 28.000 und 30.000 neue Ausbildungsverträge im Handwerk. Wir müssen alle Potenziale erschließen, sei es bei Personen im Übergangssystem zwischen Schule und Beruf, bei Studienzweiflerinnen und Quereinsteigern. Handwerksbetriebe können aktuell noch deutlich mehr Menschen ausbilden. Dennoch gelingt es ihnen aktuell noch nicht ausreichend, viel mehr junge Menschen für die Karrierewege des Handwerks zu interessieren. Die Gründe sind vielfältig. Einerseits hat dies demografische Ursachen; aktuell rücken nur halb so viele Jugendliche aus den Schulen nach wie vor 50 Jahren. Andererseits hat es aber auch damit zu tun, dass die berufliche Bildung gegenüber der akademischen Bildung nach wie vor nicht als gleichwertig in der Gesellschaft angesehen wird. Auch daran muss mit der Politik gemeinsam weitergearbeitet werden. Weil wir in nahezu allen Berufen in den nächsten Jahren aufgrund der Berufsaustritte der geburtenstarken Jahrgänge in die Rente mehr Erwerbstätige benötigen als Nachwuchs im Inland zur Verfügung steht, werden wir auch auf Einwanderung setzen. Mit Blick auf die Zuwanderung geht es nicht darum, welche Qualifikation über Zuwanderung und welche über unser Ausbildungssystem laufen kann. Da wir in nahezu allen Berufen in den nächsten Jahren aufgrund der Berufsaustritte der geburtenstarken Jahrgänge in die Rente mehr Erwerbstätige benötigen als Nachwuchs im Inland zur Verfügung steht, müssen wir auf Einwanderung setzen, unabhängig vom Beruf. Besonders wichtig ist dies für alle Berufe, die mit der Umsetzung der Energiewende – die ohne Handwerk kaum gelingen kann – beschäftigt sein werden. Hiervon ist insbesondere das Elektro- sowie das Sanitär-, Heizungs- und Klima-Handwerk und der Sektor des Bau- und Metallhandwerks betroffen. Weitere Fachkräfte werden, wie seit Jahren, auch im Lebensmittelhandwerk gesucht.

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Text: / handwerksblatt.de

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