Mit dem Projekt "Handwerk im Hafthaus" will der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) den Zugang von Haftentlassenen in den Arbeitsmarkt verbessern.

Mit dem Projekt "Handwerk im Hafthaus" will der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) den Zugang von Haftentlassenen in den Arbeitsmarkt verbessern. (Foto: © rangizzz/123RF.com)

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Zweite Chance im Handwerk für Haftentlassene

Handwerkspolitik

Der WHKT startet das Projekt "Handwerk im Hafthaus", um Haftentlassenen eine Perspektive zu geben. Für Betriebe ergibt sich daraus eine Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen.

Oft ist es für aus der Haft entlassene Straftäter schwierig, ein reguläres Beschäftigungsverhältnis anzutreten. Das gilt laut nordrhein-westfälischem Justizministerium sogar dann, wenn es schon während der Inhaftierung angebahnt worden ist. Denn trotz der Vermittlung und guter beruflicher Fertigkeiten bleibe das Leben in Freiheit und die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit eine große Herausforderung. Auf der einen Seite müssen die Haftentlassenen sich auf stark veränderte Lebensumstände mit neuem Kollegenkreis, neuen Vorgesetzten und eine ungewohnten Arbeitsumgebung einstellen. Und andererseits fehle den Betrieben ein Konzept, einen straffällig gewordenen Kollegen gut zu integrieren.

Ralf Noltemeyer (HWK OWL), Karl-Heinz Reidenbach (HWK Düsseldorf), Marc Giering (HWK Dortmund), Felix Kendziora (HWK Aachen), WHKT-GF Andreas Oehme, Minister Benjamin Limbach, Michael Neuhaus (HWK Südwestfalen) und Bernhard Blanke (HWK Münster) bei der Auftaktveranstaltung in Raesfeld (v. l.) Foto: © WHKTRalf Noltemeyer (HWK OWL), Karl-Heinz Reidenbach (HWK Düsseldorf), Marc Giering (HWK Dortmund), Felix Kendziora (HWK Aachen), WHKT-GF Andreas Oehme, Minister Benjamin Limbach, Michael Neuhaus (HWK Südwestfalen) und Bernhard Blanke (HWK Münster) bei der Auftaktveranstaltung in Raesfeld (v. l.) Foto: © WHKT

Mit dem Projekt "Handwerk im Hafthaus" will der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) jetzt in Zusammenarbeit mit dem Ministerium und der Justizvollzugsanstalten Bochum-Langendreer und Heinsberg den Zugang von Haftentlassenen in den Arbeitsmarkt verbessern. "Ich freue mich sehr darüber, das Handwerk als kompetenten und verlässlichen Partner im Projekt neben mir zu wissen", sagte NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt auf Schloss Raesfeld. "Mit Ihrer Kooperationsbereitschaft setzen Sie ein starkes Zeichen für die gesellschaftliche Akzeptanz entlassener Straftäter. Das Handwerk nehme damit eine Vorreiterrolle bei der Wiedereigliederung ehemaliger Straftäter ein. Mit dem Projekt wollen der WHKT und das Ministerium eine engere Verbindung der Haftanstalten mit Handwerksbetrieben herstellen.

Baustein zur Fachkräftesicherung

Arbeitgeber sollen die Möglichkeit bekommen, potenzielle Mitarbeiter schon während der Inhaftierung zu treffen. Die Inhaftierten können während Praktika in den Betrieben ihre zukünftige Arbeitsstelle und die neuen Kollegen kennenlernen und erste Praxiserfahrungen sammeln. Dabei soll eine in der Haft begonnene Ausbildung im Betrieb nahtlos fortgesetzt werden können. Außerdem sollen die Ausbildungsbetriebe einzelne Ausbildungsabschnitte oder Fördermaßnahmen in den Justizvollzugsanstalten durchführen. In der JVA Heinsberg verbüßen männliche Gefangene im Alter von 14 bis 24 Jahren ihre Haftzeit und können dort verschiedene Handwerksberufe erlernen. Die JVA Bochum-Langendreer ist als Anstalt für den offenen Vollzug für die berufliche Qualifizierung von erwachsenen männlichen und weiblichen Gefangenen ab 25 Jahre zuständig.

"Eine besondere Stärke unserer Handwerksfamilie besteht darin, dass wir uns auch die diejenigen Menschen einsetzen, die sich am Rand unserer Gesellschaft befinden", erklärt WHKT-Präsident Berthold Schröder. "Auch für sie gilt: Wer Leistung zeigt und seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt, dem bietet das Handwerk beste berufliche Chancen." WHKT-Vizepräsident Felix Kendziora ist zuversichtlich, dass das Projekt sowohl die Situation der Betriebe als der Haftentlassenen verbessern kann. Es könne ein Baustein zur Fachkräftesicherung sein während so gleichzeitig für Haftentlassene mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Kendziora ist sich sicher: "Junge Inhaftierte haben eine zweite Chance verdient." Nicht nur das Handwerk, sondern die gesamte Gesellschaft stehe in der Verantwortung, sie bei ihrem Weg zurück in ein normales Leben zu unterstützen."

Die JVA Heinsberg bietet verschiedene Ausbildungen mit verschiedenen Laufzeiten und Abschlüssen an:

  • Hochbaufacharbeiter
  • Maurer
  • Maler und Lackierer
  • Fachkraft für Metalltechnik
  • Industriemechaniker für Maschinen- und Anlagentechnik
  • Lichtbogenschweißer
  • Bodenleger
  • Dachdecker
  • Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
  • Gebäudereiniger
  • Tischler
  • Straßenbauer

Die JVA Bochum-Langendreer bietet Umschulungen mit verschiedenen Laufzeiten und Abschlüssen an:

  • Hochbaufacharbeiter
  • Maurer
  • Maler und Lackierer
  • Industriemechaniker
  • Fachkraft für Metalltechnik
  • Elektroniker für Betriebstechnik
  • Schweißer

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Text: / handwerksblatt.de