Drei Tage – drei Berufsfelder
Drei Ein-Tages-Praktika sollen Achtklässlern in Nordrhein-Westfalen bei der Berufswahl helfen. Diese Berufsfelderkundungen sind ein Baustein der Landesinitiative "Kein Abschluss ohne Anschluss".
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Einstieg in die Ausbildung
Alle Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen sich systematisch damit auseinandersetzen, was sie studieren oder welchen Beruf sie ergreifen möchten. Das setzt sich die Landesinitiative "Kein Abschluss ohne Anschluss" zum Ziel. Dabei durchlaufen die Jugendlichen bis zur zehnten Klasse mehrere Etappen.
Eine davon ist die Berufsfelderkundung. An drei Tagen lernen Achtklässler im ganzen Land drei verschiedene Berufsfelder kennen. Kommunale Koordinierungsstellen (KoKo) – in Bielefeld bei der REGE mbH angesiedelt – organisieren den Prozess der Berufs- und Studienorientierung. "Wir sprechen mit allen Beteiligten, stehen bei Fragen zur Verfügung und haben ein Onlineportal aufgebaut, damit Schulen und Betriebe besser zusammenkommen", umreißt Geschäftsführer Klaus Siegeroth das Aufgabenspektrum im Rahmen der Berufsfelderkundungen.
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Jugendliche sollen ihren Horizont erweitern
Alle Schulformen müssen Berufsfelderkundungen in der achten Klasse durchführen. Kritischen Einwände der Gymnasien, dass ihre Schüler doch erst vier Jahre später die Schule verlassen, entgegnet Klaus Siegeroth: "Die Berufsfelderkundungen führen nicht sofort in eine betriebliche Ausbildung. Die Jugendlichen sollen ihren Horizont erweitern, Neugierde entwickeln und ausprobieren, was ihnen liegt und was ihnen weniger zusagt." Einblicke in die Praxis bekommen die Schüler, indem sie Fachkräfte bei der Arbeit beobachten, einen Mitarbeiter begleiten, einfache Tätigkeiten selber übernehmen oder sich mit Auszubildenden, Beschäftigten oder Chefs eines Betriebs unterhalten.
Schulen legen die Tage für Praktika fest
Organisiert werden die Berufsfelderkundungen von den Schulen. Sie legen auch die drei Tage fest, an denen die Achtklässler in die Betriebe gehen, um drei verschiedene Berufsfelder kennenzulernen. Das können örtlich getrennte Eintagespraktika in einem Pflegeheim, bei der Sparkasse oder beim Forstamt sein. Doch auch Betriebe, in denen mehrere Berufe vertreten sind – beispielsweise Autohäuser, wo Automobilkaufleute, Kfz-Mechatroniker und Fahrzeuglackierer arbeiten – kommen infrage.
Die Handwerkskammer Dortmund stellt einen zweiseitigen Infoflyer, einen Leitfaden, einen Anmeldebogen sowie eine Teilnahmebescheinigung für die Berufsfelderkundungen zur Verfügung. Diese Materialien können durch Checklisten der Handwerkskammer Münster z. B. zur Vorbereitung im Betrieb, ein Laufzettel, zu praktischen Übungen oder zur Auswertung und Verabschiedung) ergänzt werden. Ihre Plätze für Ein-Tages-Praktika können Betriebe online einstellen.
Betriebe können selbst auf Schulen zugehen
"In der Regel stellen die Studien- und Berufswahlkoordinatoren oder die Eltern der Schüler den Kontakt zu den Betrieben her", erklärt Klaus Siegeroth. Die Unternehmen können aber auch selbst auf die Schulen zugehen, sich an ihre Kammer wenden, die KoKo kontaktieren oder ihre Berufserkundungsplätze online unter kaoa-praxis.de eintragen. Ausbildungserfahrung wird nicht vorausgesetzt. "Es sollen bewusst auch solche Betriebe angesprochen werden, die bislang keine Praktikanten oder Lehrlinge hatten, sich aber vorstellen könnten, künftig auszubilden."
Nach Einschätzung von REGE-Geschäftsführer Klaus Siegeroth leistet die Berufsfelderkundung einen starken Beitrag zur Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler. "Nach den drei Tagen haben die Schüler schon eher eine Idee, wohin sie sich beruflich orientieren möchten und können sich gezielter für das Praktikum in der neunten Klasse entscheiden."
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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