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Günstiger als Diesel

Studie: E-Transporter sind jetzt schon 28 Prozent günstiger je Kilometer als Diesel-Modelle. Schon jetzt würden sich die meisten Käufer für einen Stromer entscheiden. Aber: Bis 2030 übersteigt die Nachfrage das Angebot.

"Die Voraussetzungen für den Durchbruch der Elektromobilität auch im Transportermarkt sind zweifellos vorhanden." Zu diesem Schluss kommen die Marktforscher von Dataforce nach einer Analyse der neuesten Zahlen über die Zulassung von E-Transportern. "Dafür sorgen schon Rahmenbedingungen wie die immer strikteren Vorgaben zum erlaubten CO2-Ausstoß, mögliche Einfahrverbote für Verbrenner in Innenstädten und das klar formulierte Ziel der angestrebten Klimaneutralität vieler großer Logistikdienstleister", schreibt Dataforce-Marktexperte Michael Gergen.

Anteil der Stromer im ersten Quartal weiter gestiegen

Tatsächlich ist der Anteil der Stromer im ersten Quartal weiter gestiegen. Nicht nur im Transportermarkt. Gleich 94.736 Elektroautos haben Käufer im ersten Quartal 2023 laut Destatis neu zugelassen, wohlgemerkt reine Stromer. Für 2022 kommen die Statistiker auf exakt 470.995 E-Pkw zugelassen, ein neuer Rekordwert. Zeitgleich hat sich übrigens nach deren Angaben die Zahl der Ladepunkte im Lauf des letzten Jahres um 12.000 auf nunmehr mehr als 70.000 Ladepunkte verbessert. Nicht nur die Pkw, sondern auch die Transporter leisten ihren Beitrag zu den neuen Rekordwerten. Sie haben im ersten Quartal eine Quote bei den Neuzulassungen von 5,5 Prozent erreicht, zum Vergleich: Im ersten Quartal 2022 waren es 5,1 Prozent.

Dabei hatten viele Experten für 2023 nach der Verringerung der Förderquote – 4.500 Euro statt 6.000 Euro für Stromer bis 40.000 Euro und 3.000 Euro statt 5.000 Euro für Modelle zwischen 40.000 und 65.000 Euro Nettolistenpreis – sowie der Streichung des Förderbetrags für Hybridmodelle mit einem starken Rückgang gerechnet. Der setzte auch tatsächlich ein, aber schwächer als erwartet. Bei den Transportern machten die Stromer einen Anteil von 3,7 Prozent bei den Neuzulassungen im Januar 2023 aus. Verglichen mit dem Vormonat zwar ein Absturz, aber die Quote von 16,2 Prozent war auch dem Vorzieheffekt zu verdanken, so Dataforce-Experte Gergen.

Rückgänge gehen auf Kosten der Diesel

Wenig überraschend: Die Rückgänge gehen auf Kosten der Diesel, deren Anteil nach einer Dataforce-Analyse in kleineren Flotten deutlich stärker sinken als in großen mit 100 und mehr Transportern. Ein Grund dafür dürften die Kosten sein. Zu diesem Schluss kam schon der Umweltdachverband T&E (Transport & Environment) vor einem Jahr. Der Verband, der sich für eine nachhaltige und emissionsfreie Mobilität seit mehr als 30 Jahren einsetzt, hatte vor einem Jahr Dataforce beauftragt, Nutzer in sechs europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Spanien und das Vereinigte Königreich) zu befragen, wie sie es mit Stromtransportern halten. Auch wenn das Sample mit 127 befragten Privatpersonen und Unternehmen relativ klein war, zeigte die Umfrage einen deutlichen Trend zu elektrifizierten Modellen an. Mehr als ein Fünftel der Befragten, exakt 21 Prozent, gaben an, dass in ihrem Fuhrpark bereits Stromer zu finden seien. Gleich 41 Prozent von ihnen sagten oder noch in diesem, spätestens innerhalb der nächsten fünf Jahre einen E-Transporter kaufen zu wollen.

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Denn die Studie kam auch zu dem Ergebnis, dass Stromer günstiger sind als vergleichbare Verbrenner. Das belegt ein Blick auf die Kosten je Kilometer. Im Durchschnitt sind E-Transporter bereits heute pro km 28 Prozent günstiger in Anschaffung und Betrieb als ein durchschnittlicher Diesel-Transporter. Die Studie basiert auf den Gesamtbetriebskosten für das Jahr 2022. Vor allem bei leichten Transportern sind die Kosten deutlich niedriger: Schlagen Dieselmodelle mit 14 Cent je Kilometer zu Buche, sind es bei den Stromern nur neun Cent. Bei schweren Transportern müssen Firmenkunden mit 16 Cent pro Kilometer für einen Stromer kalkulieren, bei einem Diesel mit 21 Cent. "E-Transporter stechen Diesel-Alternativen bei den Kosten aus, und die Käufer wissen das", kommentierte James Nix, Fracht-Manager bei T&E, das Ergebnis.

Nicht genügend E-Transporter verfügbar

Allerdings wies er auch schon vor einem Jahr bei der Vorstellung der Ergebnisse auf ein großes Problem hin: "Es sind einfach nicht genug E-Transporter verfügbar." Für den Umweltverband eine gute Gelegenheit, gleich höhere Reduktionswerte bei den CO2-Emissionen einzufordern und so Wirtschaft, aber auch Hersteller noch mehr unter Druck zu setzen, schneller auf emissionsfreie Antriebe umzustellen. Die Idee dahinter: Müssten Hersteller höhere Werte erfüllen, wären sie zu höheren Verkaufszahlen gezwungen – und so moniert der Verband das geringe Angebot.

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Aber ein Blick auf die Marktübersicht zeigt längst, dass das Angebot mittlerweile üppig angewachsen ist und sich auch die Wartezeiten für potenzielle Käufer weiter reduziert haben. Vor allem aber hat sich der Markt deutlich verändert. War vor einem Jahr noch Streetscooter und dessen Nachfolger B-On Marktführer, spielt die Marke keine Rolle mehr, so Dataforce. An der Spitze finden sich die bekannten Platzhirsche, allen voran Mercedes mit einem Marktanteil an den elektrischen Transportern von fast 32 Prozent. Nahezu jeder dritte neu zugelassene Stromtransporter trägt damit einen Stern in seinem Logo. VW kommt mit seinen 17 Prozent auf Platz 2, wobei Marktexperten wie Gergen mit einer weiteren Steigerung rechnen. Der Grund ist der ID.Buzz, der schon jetzt die Nummer 2 bei den Modellen ist und in den nächsten Monaten noch weiter an Bedeutung gewinnen dürfte.

Die Statistik zeigt aber auch den nach wie vor überragenden Anteil von Diesel am Gesamtmarkt, gegen den sich die alternativen Antriebe tatsächlich zwergenhaft ausnehmen. Kleiner Trost für Umweltaktivisten: Der Anteil des Diesels ist im Vergleich zum ersten Quartal 2022 immerhin schon um vier Prozentpunkte gesunken.

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Text: / handwerksblatt.de

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