Gründer bevorzugen Ballungsräume
Gründer aufgepasst: Ganz weit vorn in der Gunst der Gründerszene rangieren Ballungsräume. Dort finden sie laut KfW-Gründungsmonitor 2019 die besten Bedingungen vor.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special GründerNavi – für Gründer und junge Unternehmen
Die Gründungstätigkeit in Ballungsräumen ist höher als anderswo in Deutschland. Berlin führt die Hitliste seit Jahren an, gefolgt von Hamburg. Im aktuellen Ranking des KfW-Gründungsmonitors 2019 hat sich nun erstmals das Land Brandenburg von Platz acht auf Platz drei vorgeschoben. Offenbar strahlt die Attraktivität Berlins inzwischen auf das Umland aus, vermuten die Autoren des Monitors. In Berlin haben zwischen 2016 und 2018 im Schnitt 193 Personen pro 10.000 Erwerbsfähigen eine selbstständige Tätigkeit aufgenommen. In Hamburg waren es zeitgleich 146 und in Brandenburg 134 Gründer. Mit den Rängen vier und fünf bleiben Bayern und NRW unter den Top 5. Am Ende rangieren regelmäßig ostdeutsche Flächenländer.
Zwei Drittel Solo-Selbstständige
Ballungsräume zeichnen sich durch kurze Wege und eine hohe Personen- sowie Unternehmensdichte aus. Davon profitieren vor allem Dienstleister. Die Gründungsstärke Berlins und Hamburgs ist insbesondere der Medien- und IT-Branche mit ihren hohen Anteilen von freiberuflichen Gründern geschuldet. Die Ballungsräume profitieren zudem vom Zuzug an Arbeitskräften. Die Mehrheit der Existenzgründer sind indes sogenannte Solo-Selbstständige, also ohne Mitarbeiter. Im langjährigen Durchschnitt erreicht diese Gruppe unter allen Existenzgründern einen Anteil von knapp zwei Dritteln.
Doch es gibt durchaus arbeitsmarktrelevante Gründungen. So haben Neugründer im vergangenen Jahr rund 219.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze geschaffen. Das unterstreicht die Relevanz für die Beschäftigung in Deutschland. Zugleich liegt hier eines der größten Hindernisse für Jungunternehmer: "Junge Unternehmen haben es grundsätzlich schwerer, Mitarbeiter für sich zu gewinnen", konstatiert der KfW-Gründermonitor 2019. So befürchten potenzielle Bewerber das Scheitern des Neu-Unternehmens und in Folge den Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Schwierige Suche nach Mitarbeitern und Kapitalgebern
Die Angst um den Job ist nicht ganz unbegründet: "Im Lauf von drei Geschäftsjahren beenden rund 30 Prozent der Gründer ihre Existenzgründung wieder". Damit bestätigt sich einmal mehr die sich hartnäckig haltende 3-30-Faustregel. Die Gründe des Aufgebens sind dabei recht unterschiedlich. Mit 32 Prozent dominieren "persönliche Gründe". Dazu zählt die Studie familiäre Belastung, Stress, Krankheit und Unzufriedenheit mit dem erzielten Einkommen. Auch kann sich eine bessere Jobalternative aufgetan haben. Wichtig: Nur ein kleiner Bruchteil scheitert an den Finanzen, sprich geht in Insolvenz.
Das soll nicht heißen, dass Finanzierungsschwierigkeiten kein Problem darstellten. Im Gegenteil, sie entfalten sogar die höchste Barrierewirkung, heißt es im KfW-Gründungsmonitor. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der durchschnittliche Kapitaleinsatz von Gründern deutlich erhöht und zwar von rund 10.000 auf knapp 16.000 Euro. Und der Anteil derer mit Finanzierungsschwierigkeiten ist 2018 auf 17 Prozent (im Vorjahr: 14 Prozent) gestiegen - sei es, weil die Gründer weder genügend Eigenmittel noch ausreichend Fremdkapital aufbringen konnten.
Mehr Frauen wagen die Selbstständigkeit
Obwohl die Anzahl der sogenannten Notgündungen zugenommen hat, sind die meisten Chancengründer. Mit diesen beiden Begriffen unterscheidet die KfW Bankengruppe Gründer, die keine Jobalternative gefunden haben und sich deshalb selbstständig machen (müssen) von solchen, die eine Geschäftsgelegenheit (Chance) wittern. Letztere stellen mit 70 Prozent unverändert die Hauptgruppe dar. Die Notgründungen haben sich seit den Jahren vor 2012 mehr als halbiert. Von 2017 auf 2018 hat es allerdings wieder ein Plus von 13.000 auf 148.000 Existenzgründer gegenüber 382.000 Chancengründern (-8.000) gegeben. Dies markiert laut KfW allerdings noch keine Trendwende.
Vielen Gründern ist Unabhängigkeit wichtig, vor allem den Frauen. Knapp die Hälfte der Frauen nennt Unabhängigkeit als Hauptmotiv. Der Anteil der Gründerinnen hat 2018 erstmals seit zwei Jahren wieder zugelgt und kletterte nun auf 40 Prozent nach 37 Prozent im Jahr zuvor. Konkret stieg ihr Anteil um vier Prozent auf 216.000 Gründerinnen. Zum Vergleich, die männlichen Gründer verloren weiter und zwar um fünf Prozent auf nunmehr 331.000. Insgesamt zählt der KfW-Gründermonitor 2019 damit 547.000 Gründungen. Somit hat sich die seit Jahren rückläufige Gründertätigkeit dank der Gründerinnen in 2018 etwas stabilisieren können: Der gesamte Rückgang betrug 2018 nur noch minus zwei Prozent.
Text:
Rita Lansch /
handwerksblatt.de
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