KfW meldet mehr Existenzgründer
Die Zahlen sind von VOR der Corona-Krise. Letztere hat damit viele Firmen in einer kritischen Situation erwischt. Die aktuellen Auswirkungen werden sich erst in den Erhebungen für 2020 zeigen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special GründerNavi – für Gründer und junge Unternehmen
Eine Vorabauswertung des aktuellen KfW-Gründungsmonitors zeigt: Die Gründungstätigkeit in Deutschland hat sich im Jahr 2019 erhöht. Mit 605.000 Existenzgründungen haben sich 58.000 mehr Menschen selbstständig gemacht als im Jahr zuvor. Das entspricht einem Plus von knapp elf Prozent. Die Gründerquote, also der Anteil von Gründerinnen und Gründern an der Bevölkerung im Alter von 18–64 Jahren, steigt somit minimal auf 1,2 % (2018: 1,1 %).
Die Schere öffnet sich wieder
Im Jahr 2018 war die Gründungstätigkeit mit Blick auf Voll- und Nebenerwerbsgründungen so ausgewogen wie nie. Im Jahr 2019 hat sich die Schere nun wieder geöffnet. Die Zahl der Vollerwerbsgründungen ging auf 228.000 zurück (-27.000) – das sind so wenige Vollerwerbsgründungen wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe. Seit dem Jahr 2002 hat sich die Zahl der jährlichen Vollerwerbsgründungen somit um rund zwei Drittel reduziert. Die Zahl der Nebenerwerbsgründungen legte dagegen auf 377.000 zu (+85.000). Hier endete die Talfahrt somit erst einmal, nachdem sich die Zahl der Nebenerwerbsgründungen allein von 2013 bis 2018 nahezu halbierte.
Positiver Konjunkturimpuls 2019 konnte Abwärtstrend durchbrechen
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2019 wirkte sich insgesamt positiv auf die Gründungstätigkeit aus. Die Binnennachfrage legte preisbereinigt um 1,0 % zu (2018: +2,1 %), während die Erwerbslosenquote um weitere 0,2 Prozentpunkte auf 3,0 % zurückging (2018: 3,2 %). Somit überwog der positive konjunkturelle Sog den negativen Absorptionseffekt des Arbeitsmarkts. Anders als im vergangenen Jahr konnte durch diesen Impuls der seit Jahren anhaltende negative Trend in der Gründungstätigkeit durchbrochen werden.
Solo-Gründer sind auf dem Vormarsch
Die meisten Gründerinnen und Gründer machen sich in Form einer Neugründung selbstständig. Sie starten also von Grund auf neu, ohne auf zuvor bereits vorhandene Unternehmensteile zurückzugreifen. Ihr Anteil ist seit 2002 fast stetig auf den jetzigen Spitzenwert von 79 Prozent gestiegen. Gründungen durch Übernahmen eines existierenden Unternehmens bleiben mit elf Prozent minimal über ihrem langjährigen Durchschnitt. Sehr stabil zeigt sich die Aufteilung der Existenzgründungen nach ihrer Startgröße. Mit einem Verhältnis von etwa 8:2 sind Solo- gegenüber Teamgründungen in der Überzahl. Dabei sind bei der Mehrheit der Gründungen keine Mitarbeiter beschäftigt.
Corona-Auswirkungen noch nicht abzuschätzen
Ein Großteil der Gründerinnen und Gründer macht sich selbstständig, um eine sich bietende Geschäftsgelegenheit wahrzunehmen. Der Anteil dieser "Chancengründungen" stieg 2019 geringfügig auf 73 Prozent an. Vor dem Hintergrund der insgesamt gestiegenen Gründungszahl legte die Zahl der Chancengründungen auf 439.000 zu (2018: 382.000 Personen).
Ausblick 2020: Für 2020 ist ein Anstieg der Zahl von Notgründungen zu erwarten. Unter dem Eindruck der existenzbedrohenden Lage vieler Selbstständiger durch die aktuelle Corona-Krise, werden aber vermutlich deutlich mehr Gründungspläne aufgegeben als üblich. Welcher Effekt letztlich überwiegen wird, bleibt abzuwarten.
Text:
Rita Lansch /
handwerksblatt.de
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