Lennart de Vet stellte bei der diesjährigen Pressekonferenz die Neuheiten aus dem Hause Bosch vor. Auch in den kommenden Jahren will das Unternehmen eine gut gefüllte Innovationspipeline mit vielen Überraschungen für das Handwerk bereithalten.

Lennart de Vet stellte bei der diesjährigen Pressekonferenz die Neuheiten aus dem Hause Bosch vor. Auch in den kommenden Jahren will das Unternehmen eine gut gefüllte Innovationspipeline mit vielen Überraschungen für das Handwerk bereithalten. (Foto: © Bosch)

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Akku-Technologie für die kabellose Baustelle

Betriebsführung

Die Entwicklung leistungsstarker Akkugeräte gehört zur DNA von Bosch Power Tools. Die Ergebnisse ermöglichen Handwerkern ein noch schnelleres, einfacheres und sichereres Arbeiten. Was neu auf dem Markt ist.

Bosch Power Tools ist global aufgestellt und hat weltweit rund 20.000 Mitarbeiter. Mit seinen Elektrowerkzeugen setzt Bosch rund 4,8 Milliarden Euro um und ist in 180 Ländern aktiv. Wir sprachen mit Lennart de Vet, Geschäftsführer von Bosch Power Tools mit Zuständigkeit für Marketing und Vertrieb, über die Trends und Innovationen für das Handwerk

DHB: Akkugeräte gibt es schon lange. Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren verändert?
de Vet: Seit einigen Jahren sehen wir einen sehr starken Trend hin zu Akkugeräten, besonders zu 18-Volt-Geräten. Aktuell bemerken wir vor allem Käufe sogenannter Bare Tools, das sind Elektrowerkzeuge ohne Akkus. Denn viele Kunden haben bereits Akkus zu Hause und sparen dadurch – sobald sie sich für eine Akkuplattform entschieden haben – Zeit, Platz und Geld.

DHB: Das merken Sie vermutlich auch im Online-Handel.
>de Vet: In der Tat, der Online-Handel hat sich ebenfalls beschleunigt. Im Lockdown hatten die Geschäfte geschlossen, die Kunden kauften vermehrt online und ihre ersten Erfahrungen waren positiv: so bietet der Online-Handel zum Beispiel häufig Vorteile bezüglich der Produktauswahl, der Vergleichbarkeit und der Informationstiefe.

DHB: Auch die Baumärkte haben zugelegt – dank Corona.
de Vet: Das stimmt, der Kunde kauft nicht nur im Fachhandel oder online ein, sondern geht auch öfter in die Baumärkte. Deswegen sehen wir übrigens vermehrt Markenprodukte im Baumarkt. Dazu zählen natürlich auch unsere eigenen Marken. 

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Zitat Durch die ­stärkere Performance der 18-Volt-­Geräte werden neue Anwendungs­bereiche ­dazukommen. Sie ­bieten dem ­Verwender viel mehr Flexibilität. Lennart de Vet, Gschäftsführer von Bosch Power Tools

DHB: Wollen Sie mit dem Verkauf Ihrer Profigeräte im Baumarkt die Zielgruppen erweitern, also über die Profis, die Sie über den Fachhandel erreichen, hinaus verstärkt Heimwerker erreichen?
de Vet: Für die beiden Anwendergruppen haben wir unterschiedliche Strategien. Wir haben die blauen Boschgeräte für den professionellen Bereich und die grünen Geräte für das Heimwerkersegment. Da einige professionelle Verwender ihre Produkte in Baumärkten kaufen, haben wir uns entschlossen, unsere blauen Geräte auch dort anzubieten. 

DHB: Sie sprachen vom Trend zu 18-Volt-Geräten, es gibt aber ja auch die 36-Volt-Geräte … 
de Vet: … und es gibt außerdem auch noch die 12-Volt-Geräte. Aber in der Tat können wir mit der modernen 18-Volt-Technologie die Leistung von 36-Volt-Geräten erreichen. Der Haupttrend geht deshalb weiterhin klar in Richtung der 18-Volt-Geräte – sie haben einen Marktanteil von 80 Prozent. Und ihre Performance wird zukünftig noch weiter zunehmen.

DHB: Das heißt, sie ersetzen noch mehr kabelgebundene Geräte?
de Vet: Richtig. Durch die stärkere Performance der 18-Volt-Geräte werden neue Anwendungsbereiche dazukommen. Denn die Akkugeräte bieten dem Verwender viel mehr Flexibilität. 

DHB: Sie haben vor ein paar Jahren auch das drahtlose Laden vorgestellt. Sicherlich reizvoll, aber es bedeutet letztlich, dass man das Kabel oder die Stromquelle zur Baustelle mitbringen muss, damit das drahtlose Laden überhaupt möglich ist. 
de Vet: Sie haben ein Problem schon genannt – dass man die Möglichkeit haben muss zu laden. Drahtloses Laden ist deshalb eher für den Weg zur Baustelle geeignet. Entscheidend vor Ort ist dann die Geschwindigkeit der Ladesysteme. Wenn sich eine Batterie in 12 Minuten zu 80 Prozent lädt, reichen schon zwei Packs aus, um ohne Unterbrechung – abgesehen vom Akkutausch – weiterzuarbeiten.  

DHB: Was sind die wichtigsten Innovations-Meilensteine von Bosch?
de Vet: Nicht nur für die Bosch-Gruppe, auch für den Bereich der Bosch Elektrowerkzeuge ist Innovation fester Bestandteil unserer DNA. Seit über 90 Jahren bringen wir Innovationen auf den Markt. Die Liste ist relativ lang. Einer der Meilensteine aus jüngster Zeit ist der GBH 18V-LI Professional, den wir 2010 auf den Markt gebracht haben. Er bot eine Leistung und damit ein Anwendungsspek-trum, das zuvor nur erheblich schwerere und größere 36-Volt-Geräte bieten konnten. Im Technologiebereich würde ich den Akku als Beispiel nennen. Wir bei Bosch haben bereits 1969 Pionierarbeit in der Akku-Technologie geleistet: Damals wogen unsere Batterien 5,5 Kilo – waren also weit entfernt von dem, was man heute als komfortabel bezeichnen würde, aber sie legten den Grundstein für die Entwicklung zahlreicher kabelloser Weltneuheiten von Bosch für Profis.

DHB: Das ist wohl auch die Richtung, in der es weitergeht: noch leistungsstärkere Akkus bei weniger Gewicht.
de Vet: Genau. Die Performance von Akkugeräten ist zum Teil jetzt schon besser als die von kabelgebundenen Geräten. Uns ist dabei jedoch ganz wichtig, dass wir Technologie nicht der Technologie wegen weiterentwickeln, sondern immer mit Blick darauf, was dem Kunden und dem Verwender wichtig ist, wo ein konkreter Mehrwert gestiftet werden kann. Wir nennen das bei uns auch "User Experience", was im Wesentlichen die aktive Gestaltung des Produkterlebnisses aus Sicht des Verwenders umfasst.

DHB: Wie viel investiert Bosch Power Tools in Forschung und Entwicklung? 
de Vet: Wir selbst veröffentlichen dazu keine Zahlen. Die Robert Bosch GmbH investierte 2019 mehr als sechs Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Das waren fast acht Prozent des Umsatzes. 

DHB: Wie sieht die Einbindung der Kunden in die Innovationsarbeit aus?
de Vet: Wir holen schon bei der Entwicklung von Prototypen systematisch Input von den Verwendern. Sie testen bei uns vor Ort im Labor Geräte; mal als Pappkartonversion, mal schon als funktionierendes Werkzeug. Die Digitalisierung hat auch an der Stelle viel bewirkt. Mal abgesehen von Simulationen verwenden wir zum Beispiel auch Online-Tests und können damit zum Beispiel spezifische Anwendungsfragen klären. Innerhalb von 48 Stunden bekommen wir so ein Feedback von 1.000 und noch mehr Kunden. Diesen Ansatz haben wir in den letzten Jahren konsequent weiter ausgebaut.

DHB: Getestet wird die ganze Bandbreite? 
de Vet: Ja, vom Design über die Performance bis hin zur Sicherheit – und das schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Also nicht erst, wenn die Produkte kurz vor der Marktreife stehen. 

DHB: Wie verändert denn die Digitalisierung, wie etwa das Thema Virtual Reality, die Produktentwicklung? 
de Vet: Die Digitalisierung spielt insgesamt eine immer größere Rolle. Wir als Hersteller müssen dabei mit neuartigen Angeboten die richtigen Verwenderbedürfnisse abdecken (dazu zählen zum Beispiel automatische Service-Updates auf der Basis von Nutzungsdaten, Garantieverlängerung, Inventartracking etc.). Der Fokus liegt auch hier darauf, durch die Nutzung unserer Produkte einen konkreten Mehrwert anzubieten – in allen Gewerken. In der Produktentwicklung nutzen wir z.B. "Virtual Testing". Auf diese Weise werden etwa Sägeblätter oder Trennscheiben zunächst digital getestet – lange bevor die Verwender dann tatsächlich damit arbeiten. 

DHB: Dadurch werden vermutlich die Innovationszyklen erheblich beschleunigt ...  
de Vet: Die Digitalisierung, aber auch das "Rapid Prototyping" haben unsere Entwicklungsprozesse signifikant beschleunigt. Uns ist dabei aber mindestens genauso wichtig, dass die von uns gewohnte (Bosch-)Qualität nicht darunter leidet. Deshalb gilt stets die Devise: Gerne kürzere Innovationszyklen, aber nicht um jeden Preis. Jedenfalls haben wir auch für die kommenden Jahre eine gut gefüllte Innovationspipeline mit vielen Highlights. Neben dem konsequenten Ausbau digitaler Services werden wir bei Bosch Power Tools z. B. bis 2022 über 100 neue Akkugeräte auf den Markt bringen. 

Das Interview führten Stefan Buhren und Brigitte Klefisch.

Text: / handwerksblatt.de

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