Online-Handel kaum ein Thema im Mittelstand
Nur 16 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen setzt auf den Vertrieb über Online-Kanäle. Vorreiter sind Einzel- und Großhändler sowie junge Unternehmen.
Der Vertrieb über Online-Kanäle spielt im deutschen Mittelstand immer noch keine große Rolle. Eine Studie der KfW Research zeigt: Kleine und mittlere Unternehmen erwirtschaften zurzeit auf digitalem Weg lediglich 153 Milliarden Euro im Jahr – das sind vier Prozent der Gesamtumsätze. Nur 16 Prozent der Mittelständler bringen ihre Produkte oder Dienstleistungen online an den Kunden. Das heißt im Umkehrschluss: Acht von zehn Mittelständlern nutzt den digitalen Vertriebsweg gar nicht. Laut der KfW-Analyse erreicht der digitale Wandel den Mittelstand nun langsam aber sicher: Je neuer ein Unternehmen am Markt ist und je jünger der Inhaber selbst ist, umso größere Bedeutung habe der E-Commerce für den Umsatz.
Geschäftskunden vorn: Der weit überwiegende Teil der digitalen Geschäfte wird derzeit allerdings mit 144 Milliarden im Geschäftskundenbereich (B2B-Geschäft) getätigt. Vor allem im Bereich der Komponentenzulieferungen im Maschinen- und Fahrzeugbau.
Im direkten Endverbrauchergeschäft erwirtschaften 2015 alle Mittelständler zusammen über ihre Online-Shops nur neun Milliarden Euro. Zum Vergleich: Amazon als größter Online-Shop setzt in Deutschland alleine rund acht Milliarden Euro jährlich um. Etabliert ist E-Commerce nur im Einzel- oder Großhandel. Jedes dritte Unternehmen nutzt diesen Vertriebsweg im Kontakt mit Endverbraucher oder als Lieferant eines anderen Unternehmens. Der Anteil des Online-Umsatzes am Gesamtumsatz der Branche erreicht hier mit 25 Prozent den höchsten Wert im Mittelstand. Unter den mittelständischen Dienstleistern sind etwa 13 Prozent im E-Commerce aktiv, der auf diesem Weg erwirtschaftete Umsatzanteil liegt bei 17 Prozent, so die Studie.
Der digitale Vertrieb steckt noch in den Kinderschuhen
vh-buchshop.de - DER Buchshop für das Handwerk! Foto: © VH"Der digitale Vertrieb steckt in weiten Teilen des Mittelstands nach wie vor in den Kinderschuhen", ist das Fazit von Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Die KMU würden die Chancen des E-Commerce bisher zu wenig nutzen. Auch wenn sich ein Online-Shop nicht für jeden eigne, müssten sich die Unternehmen den wandelnden Kundenbedürfnissen stellen.
Zeuner: "Ständige Erreichbarkeit, rasche Lieferzeiten, Echtzeitberatung, individuelle Angebote, Benutzerfreundlichkeit oder Mobilfähigkeit werden zunehmend nachgefragt – sowohl von Endverbrauchern als auch von Unternehmenskunden. Digitale Vertriebskanäle könnten hier für viele Mittelständler die Antworten liefern."
Zudem könnten online Umsätze generiert werden, die auf klassischem Vertriebsweg nicht zustande gekommen wären – etwa durch die Erschließung neuer, digital-affiner Kundengruppen oder eine regionale Verbreiterung des Absatzgebietes.
Text:
Rainer Fröhlich /
handwerksblatt.de
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