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Konfliktlösung im Team: "Mitarbeiter möchten Führung"

Streit, Fehlzeiten oder Sprachbarrieren - Ärger gibt es in fast jedem Team mal. Es gibt Instrumente zur Führung im Handwerk, die helfen, solche Konflikte möglichst dauerhaft zu lösen.

Streit, Ärger im Team, Missverständnisse, Fehlzeiten: Betriebsinhaber, Teamleiter oder Vorarbeiter im Handwerk sind täglich mit "zwischenmenschlichen Herausforderungen" konfrontiert. Da gibt es Sprachbarrieren, fehlende Eigenverantwortung, mangelnden Respekt gegenüber Führungskräften, fehlerhaft ausgefüllte Stundenzettel oder notorische Querulanten und Streithähne. Da trifft der 20-jährigen Azubi mit seinen Vorstellungen auf den Altgesellen, der schon über 30 Jahre im Betrieb ist und partout keine Veränderung mag.

In vielen Betrieben kommt noch der Generationswechsel dazu. Die Juniorchefin oder der Juniorchef haben jetzt das Sagen und erwarten die entsprechende Akzeptanz und Respekt durch das Team. Mit dem einen oder anderen davon sind sie aber seit dem Kindergarten befreundet, gehen gemeinsam ins Fußballstadion oder Grillen mit der Familie - was ebenfalls für Unsicherheit und Spannung im Team sorgen kann.

Regelmäßige Mitarbeitergespräche und Teambesprechungen

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Alles Themen, die die Personalberaterinnen und -berater bei den Handwerkskammern kennen und gemeinsam mit den Betrieben angehen – persönlich oder in (Web-)Seminaren. "Man begegnet immer wieder Herausforderungen, die schwer lösbar erscheinen", sagt Fabienne Gehrig von der Handwerkskammer Konstanz. "Aber es gibt Tools zum Thema Führung, die in nahezu allen Fällen helfen, die Probleme im Team zu lösen." Was auch nicht auf die lange Bank geschoben werden sollte, denn Betriebe können nur erfolgreich agieren, wenn ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert sind, flexibel arbeiten und mitdenken.

Klassische Instrumente, die in keinem Betrieb fehlen sollten, sind regelmäßige Mitarbeitergespräche und Teambesprechungen. "Es ist wichtig, dass die Chefinnen und Chefs Informationen weitergeben und dass sie auch konkret formulieren, was sie erwarten", betont Personalberaterin Beate Karcher von der HwK Karlsruhe. Mitarbeiter erwarten eine klare Führung, Feedback und Wertschätzung für ihre Arbeit.

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Shopfloor-Management: Die tägliche Viertelstunde im Team

Eine Möglichkeit für regelmäßige Teambesprechungen sei das sogenannte Shopfloor-Management (mehr dazu hier). Der Kern der Methode ist eine tägliche Besprechung, die eine Viertelstunde dauert. Fabienne Gehrig erklärt, dass diese direkt auf der Baustelle oder in der Werkstatt stattfinden könne und nach strikten Regeln ablaufe. "Die Ergebnisse werden auf dem sogenannten Shopfloor-Board festgehalten."

Das könne zum Beispiel ein Whiteboard sein, auf dem Termine, Fristen, Zwischenstände und Zuständigkeiten eingetragen werden. "So ist das gesamte Team informiert und aktiv eingebunden. Die einzelnen Mitarbeiter können entsprechend eigenständig arbeiten und sind motiviert, weil sie ihren Teil am Gesamtergebnis direkt sehen." Außerdem wird der Chef entlastet, da die Aufgaben transparent zugeteilt sind. Durch die tägliche (oder gegebenenfalls wöchentliche) Information weiß jeder, was zu tun ist. Gehrig: "Das vermeidet Konflikte, die durch unklar formulierte Erwartungen entstehen." Erwartungen möglichst konkret formulieren – das sei eines der zentralen Elemente von Führung. "Es steigert die Effizienz, wenn die Mitarbeiter wissen, was von ihnen erwartet wird."

Gemeinsam festhalten, wie man miteinander umgehen möchte

Zusätzlich dazu kann man gemeinsam Leitplanken formulieren und schriftlich festhalten, wie man im Betrieb miteinander umgehen möchte ("wertschätzend", "ehrlich", "loyal" etc.) und wie Konflikte konstruktiv gelöst werden. Diese Vereinbarungen können bei Konflikten direkt helfen. Und wenn ein Querulant mal wieder meckert, können ihn die Kollegen selbst darauf hinweisen, dass das nicht zum vereinbarten Umgang untereinander passt.

Vorweg eine Mitarbeiterbefragung 

Ein weiteres Instrument ist die anonyme Mitarbeiterbefragung zu Themen wie Zufriedenheit, Arbeitsbelastung, Bezahlung, Arbeitszeiten oder zum Betriebsklima. Die Handwerkskammern helfen bei Bedarf dabei, eine solche Befragung zu erarbeiten und die Ergebnisse einzuordnen. Dabei helfen auch Online-Plattformen für Teamkommunikation oder Tools für Leistungsmanagement und Mitarbeiterfeedback.

Bei festgefahrenen Konflikten helfen Workshops 

Bei größeren Problemen bieten sich zum Einstieg Workshops an. Wie im Fall eines Malerbetriebs, den Handwerks-Coach Karin Struck aus Düsseldorf begleitet hat. Der Inhaber hatte das Gefühl, dass er von seinem Team nicht respektiert wird. Ihn trieb außerdem permanent die Sorge um, dass seine Mitarbeiter auf Baustellen abgeworben werden. "In einem Vorgespräch hat sich herausgestellt, dass der Inhaber aus der Angst heraus, die Mitarbeiter zu verlieren, immer unglaublich freundlich war. Eben wie ein Buddy, nicht wie ein Chef", erzählt Karin Struck. "Doch die meisten Mitarbeiter brauchen eine Respektsperson und erwarten eine gewisse Autorität."

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Die Hausaufgabe für ihn bestand zunächst darin, sich über seine Ziele klar zu werden. "Man muss bereit sein, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen und Verhaltensmuster aufzugeben", betont Struck. Im Fall des Malerbetriebs war der Chef bereit, sich neuen Wegen zu öffnen. "Er möchte seinen Mitarbeitern künftig mit einer inneren Überzeugung klare, sachliche Ansagen machen. Und das ohne Angst, dass diese dann drohen, die Firma zu verlassen."

In dem anschließenden Tages-Workshop mit dem fünfköpfigen Team gab es nach anfänglicher Skepsis einen lebhaften, aber respektvollen Austausch. Und seitdem regelmäßige Teambesprechungen. Die Mitarbeiter wissen jetzt, dass der Chef sie respektiert, wertschätzt und sie wahrnimmt. "Das sorgt für eine starke Loyalität zum Unternehmen." Nicht nur das: "Die Mitarbeiter reden dann auch positiv über den Betrieb und sind Jobmultiplikatoren", sagt Karin Struck.

Denn: Respekt und Loyalität geht immer in beide Richtungen. Das betont auch Personalberaterin Alexandra Natter von der HWK Ulm. So wie die Arbeitgeber Loyalität zum Betrieb erwarten, erwarten auch die Mitarbeiter Loyalität.

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Text: / handwerksblatt.de

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