Die effektivste und einfachste Methode, die Radonkonzentration in Häusern zu senken, ist ein Radonbrunnen. (Foto: © 123rf/givaga)

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Radioaktive Teilchen wegsaugen

Gegen gesundheitsschädliches Radon in Gebäuden kann man sich schützen. Für das Handwerk bietet sich ein neuer Markt.

Mitte 2017 wurde ein neues Strahlenschutzgesetz veröffentlicht. Die darin enthaltenen Regelungen zu Radon traten überwiegend zu Anfang dieses Jahres in Kraft. Es gibt einen neuen Referenzwert für die Luftkonzentration von Radon in Wohnräumen und an Arbeitsplätzen: Im Jahresmittel soll sie 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft nicht überschreiten. Die Bundesländer müssen innerhalb der nächsten zwei Jahre sogenannte Radonvorsorgegebiete ausweisen, in denen mit erhöhten Radonwerten zu rechnen ist, bevor Hausbesitzer und Arbeitgeber in diesen Gebieten reagieren müssen. Für Neubauten sind Radonschutzmaßnahmen bereits seit Anfang 2018 vorgeschrieben – unabhängig von den ausgewiesenen Gebieten.

Das radioaktive Edelgas Radon ist kein unbekanntes und auch als Zerfallsprodukt von Uran und Radium ein ganz natürlich im Boden vorkommendes. Tritt es an der Außenluft aus dem Boden aus, dann kann es – sofort stark verdünnt – niemandem gefährlich werden. In Innenräumen hingegen kann die Konzentration dauerhaft so stark ansteigen, dass Radon das Risiko für Lungenkrebs erhöhen kann.

Radon erhöht Lungenkrebsrisiko

Die Bundesländer werden unterschiedlich stark betroffen sein. In Nordrhein-Westfalen würde voraussichtlich nur ein Prozent der Gemeinden als "Gebiete mit erhöhtem Radonpotenzial" eingestuft werden, ist aus der HWK Düsseldorf zu hören. In Sachsen hingegen gibt es mehr Regionen dieser Art.

In den Radonvorsorgegebieten wird es zusätzliche Bauvorschriften für Neubauten geben und Messpflichten für Arbeitsplätze in Erd- und Untergeschossen sowie – bei Überschreitung des Referenzwertes – Pflichten zur Sanierung. "Obwohl es im Moment noch keine Verpflichtung gibt, empfehlen wir Arbeitgebern und Vermietern, sich der Sache jetzt schon anzunehmen", betont Dr. Stephanie Hurst vom sächsischen Umweltministerium. Denn der Referenzwert von Radon in Räumen sei zwar kein Grenzwert, aber im Strahlenschutzgesetz dennoch als Wert angegeben, der, wird er überschritten, Maßnahmen erfordert.

Messungen dauern ein ganzes Jahr

"Wenn die Länder die betroffenen Gebiete ausgewiesen haben – das kann auch früher als in zwei Jahren sein –, muss mit den Messungen begonnen werden", erklärt Hurst die vorgeschriebenen Abläufe. 18 Monate gibt es dafür Zeit. "Nach einem Jahr erst liegt ein belastbarer Durchschnittswert vor, dann müssen eventuell Baumaßnahmen ergriffen werden." In den ausgewiesenen Gebieten ist mit einer großen Anzahl von Häusern zu rechnen, die erhöhte Radonkonzentrationen in der Innenraumluft aufweisen. "Allerdings können auch in den übrigen Gebieten erhöhte Konzentrationen in der Raumluft nicht ausgeschlossen werden", weiß Hurst.

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Wer sich für eine Immobilie jetzt schon Klarheit verschaffen möchte, kann sich bei behördlich gelisteten anerkannten Messstellen Messgeräte ausleihen. Die Auswertung muss dann durch die anerkannte Stelle erfolgen. Eine solche Messung verpflichtet aber jetzt schon dazu, den Referenzwert von 300 Bq/m³ einzuhalten und gegebenenfalls Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen.

"Aus Sicht eines Handwerkers machen die langen Messdauern die Messungen eher unattraktiv, um damit Aufträge zu generieren", schätzt Dr. Volker Becker, Leiter Unternehmensberatung Technik der HWK Düsseldorf. Die Sanierung eines Gebäudes liegt dann aber doch in den Händen von Handwerkern. "Wir rechnen in den ausgewiesenen Gebieten mit bis zu 30 Prozent betroffener Häuser", schätzt Stephanie Hurst. Darin liegt für das Handwerk ein gewisser Markt. Welche Sanierungsmaßnahmen wirken, hat das Umweltministerium in Sachsen in der Broschüre "Radonschutzmaßnahmen" zusammengetragen, die auf den Internetseiten der Behörde kostenlos herunterzuladen ist.

Das Bundesumweltministerium entwirft derzeit einen Radonmaßnahmenplan, der noch im ersten Quartal dieses Jahres veröffentlicht werden soll. Er beschreibt das beabsichtigte Vorgehen von Bund und Ländern und dient Fachleuten oder interessierten Bürgern zur Information über die Strategie zur Verringerung der Radonexposition in Deutschland.

Weiterbildung der HWK zu Leipzig

Die Kenntnisse, die für eine Radonsanierung erforderlich sind, sind etwa in der Bauakademie Sachsen in einer Weiterbildung zur Radon-Fachperson zu erwerben. "Absolventen, die die abschließende Prüfung bestehen, setzen wir auf eine auf unserer Website und der Radon-Website Bayerns veröffentlichte Liste", bietet Hurst an. Für besonders sinnvoll hält die Expertin die Weiterbildung im Handwerk. Die HWK zu Leipzig entwickelt Weiterbildungsveranstaltungen, die ab 2020 angeboten werden sollen. "Zum einen wird das eine Informationsveranstaltung für betroffene Betriebe sein, die in ihren Räumen eine erhöhte Radonkonzentration gemessen haben und Gegenmaßnahmen ergreifen müssen", erläutert Sven Börjesson, Beauftragter für Innovation und Technologie am Umwelt- und Transferzentrum der Kammer. "Dazu wird es ein Seminar für Bau- und Installationsbetriebe geben, die Radonschutzmaßnahmen als Leistungen anbieten möchten."

Text: / handwerksblatt.de