Orthopädiehandwerk kritisiert Krankenkassen
Der Verband "Wir versorgen Deutschland", zu dem der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik gehört, kritisiert den GKV-Spitzenverband für den Aufbau unnötiger Bürokratie.
Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen haben in einen Anspruch auf eine mehrkostenfreie Versorgung mit medizinisch notwendigen Hilfsmitteln wie Hörhilfen, Gehhilfen oder Bandagen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für das medizinisch notwendige und gleichzeitig wirtschaftlichste Hilfsmittel. Zusätzliche Kosten, sogenannte Mehrkosten, für Extras — zum Beispiel aus Gründen der Ästhetik oder des Komforts — müssen von den Versicherten selbst gezahlt werden.
Seit 2019 gibt der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) jährlich einen Mehrkostenbericht heraus, der die Entwicklung und Höhe der Mehrkosten bei Hilfsmitteln dokumentiert. "Unser Mehrkostenbericht zeigt, dass gut 80 Prozent der GKV-Hilfsmittelversorgungen mehrkostenfrei erfolgen. Für die verbleibenden 20 Prozent zahlen GKV-Versicherte im Durchschnitt rund 149 Euro aus eigener Tasche", so Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbands. "Die Gründe kennen gesetzliche Krankenkassen leider nicht. Das muss sich unbedingt ändern."
"Wir brauchen endlich weniger Bürokratie"
Der Spitzenverband fordert die Politik deshalb auf, eine gesetzliche Meldepflicht für die Gründe von Mehrkosten festzulegen. Beim Verband "Wir versorgen Deutschland" (WvD), zu dem der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik gehört, stößt der Vorschlag nicht auf Gegenliebe. "Statt Lösungen für reale Herausforderungen in der Versorgung zu präsentieren, will er erneut mit zusätzlichen Begründungspflichten für Mehrkostenvereinbarungen Scheinprobleme bekämpfen. Stattdessen brauchen wir aber endlich weniger statt noch mehr Bürokratie in der Hilfsmittelversorgung", so der Verband.
Seit Jahren erfolgten rund 80 Prozent der Hilfsmittelversorgungen ohne Mehrkosten – ein stabiler Wert, der auch für das Jahr 2024 bestätigt wird. Gleichzeitig lägen die Mehrkosten bei Hilfsmittelversorgungen im Bereich der Sanitätshäuser nahezu alle unter fünf Prozent der Gesamtsumme aller Mehrkosten. "Vor diesem Hintergrund einen über die bereits bestehenden Beratungs- und Dokumentationspflichten hinausgehenden Handlungsbedarf im Bereich der Mehrkosten abzuleiten, erscheint völlig abwegig", so die Kritik von WvD.
Hoher Aufwand für die Betriebe
Laut einer WvD-Branchenumfrage wenden fast drei Viertel der Sanitätshäuser über 30 Prozent ihrer Betriebszeit für bürokratische Anforderungen auf – Zeit, die in der Patientenversorgung fehle. "Ein bürokratisches Dickicht bei Verträgen, Dokumentationspflichten und Verwaltungsprozessen frisst sowohl auf Seiten der Kassen als auch der Leistungserbringer Zeit und Ressourcen – ohne Mehrwert für die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Hier besteht der echte Handlungsbedarf", erklärt WvD-Generalsekretär Henning Schweer.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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