Studierende und Handwerker arbeiten im Rahmen eines DesignBuild-Prozesses in Thüringen zusammen. Am Projekt sind die Stiftung Landleben, die TU Berlin, die IBA Thüringen und die Sto-Stiftung beteiligt. (Foto: © Sto Stiftung/Christoph Große)

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DesignBuild-Projekt erweckt ehemaligen "Konsum" zu neuem Leben

Studenten und Handwerker bauen einen ehemaligen "Konsum" in Sundhausen (Thüringen) zum neuen Dorfzentrum und Treffpunkt um. Die Sto-Stiftung unterstützt das DesignBuild-Projekt der TU Berlin.

Die Jungen gehen. Die Alten bleiben. Die Abwanderung und der demographische Wandel schwächen den ländlichen Raum. Im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen) engagieren sich Vereine und Initiativen, um der sozialen Isolation älterer Menschen entgegenzuwirken und die Pflege, die Altenhilfe und das Wohlfahrtswesen zu fördern. In der Dorfregion Seltenrain sind die Stiftung Landleben und der Verein Landengel aktiv. Gemeinsam planen sie, ein Netzwerk für Gesundheit, Pflege und Versorgung aufzubauen. Ein Raum dieser sozialen Infrastruktur entsteht in einem leerstehenden "Konsum" in Sundhausen. Er soll zum neuen Mittelpunkt des Dorfes und zum Treffpunkt umgebaut werden.

Partner des Projekts

Der ehemalige Konsum soll zum neuen Dorfmittelpunkt in Sundhausen (Thüringen) werden und für die weitere Entwicklung der Projekte als Treffpunkt, Arbeits- und Ausstellungsort und für weitere Bauhüttenprozesse dienen. Foto: © Sto Stiftung/Christoph GroßeDer ehemalige Konsum soll zum neuen Dorfmittelpunkt in Sundhausen (Thüringen) werden und für die weitere Entwicklung der Projekte als Treffpunkt, Arbeits- und Ausstellungsort und für weitere Bauhüttenprozesse dienen. Foto: © Sto Stiftung/Christoph Große

An den Arbeiten haben sich die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen, das Architektur-Fachgebiet der Technische Universität (TU) Berlin und die gemeinnützige Sto-Stiftung beteiligt. Rund 20 Studierende der TU Berlin und junge Handwerker haben im Rahmen eines umfangreichen "DesignBuild-Prozesses" einen Lernort entstehen lassen. Damit soll demonstriert werden, wie mit geringen Mitteln und geringen Eingriffen ein Aufbruch der Region und eine neue Verbindung zwischen Land und Stadt gelingen kann.

 

Sto-Stiftung Die gemeinnützige Sto-Stiftung unterstützt das DesignBuild-Projekt. Sie führt damit nach eigenen Angaben erstmals die beiden Stiftungszweige Architektur und Handwerk zusammen. Die Zusammenarbeit von Studierenden und jungen Fachkräften soll ein besseres Verständnis der Bauaufgabe, Wissen und Austausch fördern. In diesem Sinne könne das Projekt auch als Prototyp künftiger Ausschreibungen im DesignBuild-Bereich verstanden werden, so die Sto-Stiftung. Die Sto-Stiftung engagiert sich auch bei Projekten im Ausland. Sie hat sich etwa an der Renovierung des Max-Liebling-Hauses in Tel Aviv (Israel) beteiligt und organisiert ein DenkmalCamp in Martinsdorf (Rumänien). 

DesignBuild-Prozess

Handwerker und Studierende arbeiten in Sundhausen zusammen. Foto: © Sto Stiftung/Christoph GroßeHandwerker und Studierende arbeiten in Sundhausen zusammen. Foto: © Sto Stiftung/Christoph Große

"DesignBuild beschreibt einen Prozess, bei dem die Planung und Realisierung eines Bauwerks von der ersten Idee an in einer Hand liegt", erklärt die Sto-Stiftung. In der Architektur sei es mittlerweile eine alternative Forschungs-, Lern- und Lehrform, die gesellschaftliches Engagement mit theoretischem und praktischem Lernen verbindet. Das DesignBuild-Projekt der TU Berlin widme sich den Fragen, wie dem Aufbruch auf dem Land kleinmaßstäblich Gestalt gegeben werden könne.

DesignBuild-Projekt als Bauhütte

In Sundhausen gestalten die Beteiligten den ehemaligen "Konsum" zeitlich begrenzt in eine "Bauhütte" um. Das Konstrukt einer Bauhütte reicht bis ins Mittelalter zurück. So waren am Bau einer Kathedrale unter anderem Arbeiter verschiedener Gewerke beteiligt. Dem Gedanken dieser Werkstattverbände folgend sind in Thüringen alle Beteiligten frühzeitig in die Planungen eingebunden und arbeiten interdisziplinär und gewerkübergreifend.   

Drei Bauhütten in Thüringen

Zu den Aufgaben der Studierenden und Handwerker gehörte es, prototypische Holz(Ein-)Bauten für eine zukünftig flexible Raumnutzung zu entwickeln. Foto: © Sto Stiftung/Christoph GroßeZu den Aufgaben der Studierenden und Handwerker gehörte es, prototypische Holz(Ein-)Bauten für eine zukünftig flexible Raumnutzung zu entwickeln. Foto: © Sto Stiftung/Christoph Große

Die erste Bauhütte von Studierenden der TU Berlin im September 2021 habe sich der Frage gewidmet, wie dem zivilen Aufbruch in der Dorfregion Seltenrain kleinmaßstäblich Gestalt gegeben werden könne. Dazu wurde der ehemalige "Konsum" zunächst temporär umgenutzt. Die Beteiligten entwarfen und bauten erste Holzmöbel, die Außen- und Innenraum des Konsums verbinden und sehr flexibel einsetzbar seien.

Zur zweiten Bauhütte im Dezember 2021 seien der Sto-Stiftung zufolge weitere Entwürfe und Transformationsideen für den Konsum erarbeitet worden, die vor Ort diskutiert wurden.

Mit der dritten Bauhütte seien die finalen Entwürfe der neuen prototypischen Ein- und Anbauten aus Holz innerhalb von 14 Tagen bis Anfang März 2022 gemeinsam realisiert worden.

Der experimentelle Charakter des Vorhabens habe den Studierenden und den jungen Handwerkern dazu gedient, prototypische Holz(Ein-)Bauten für eine zukünftig flexible Raumnutzung zu entwickeln. Gleichzeitig seien gemeinschaftliche Prozesse geübt worden. Der neue Dorfmittelpunkt in Sundhausen werde für die weitere Entwicklung der Projekte als Treffpunkt, Arbeits- und Ausstellungsort und für weitere Bauhüttenprozesse dienen.

Ziele der Stiftung Landleben

Luftansicht auf die Baustelle - den ehemaligen Konsum in Sundhausen. Foto: © Sto Stiftung/Christoph GroßeLuftansicht auf die Baustelle - den ehemaligen Konsum in Sundhausen. Foto: © Sto Stiftung/Christoph Große

Blankenburg, Kirchheilingen, Sundhausen und Tottleben liegen circa 25 Kilometer nordwestlich von der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt entfernt. Die vier Gemeinden haben vor mehr als zehn Jahren mit der örtlichen Agrargenossenschaft die Stiftung Landleben gegründet. Zu ihren Zielen gehört es, altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen, die ländliche Bausubstanz zu beleben und den ländlichen Raum zu versorgen.

Die Stiftung Landleben und der gemeindeübergreifende Verein Landengel wollen gemeinsam ein neues Gesundheits-, Pflege- und Versorgungsnetzwerk in der Dorfregion aufbauen. Dazu gehören ein Landzentrum mit Kindertagesstätte, Tagespflege sowie verschiedene Gesundheitsangebote und Dienstleistungen unter einem Dach. Hinzu kommen so genannte Gesundheitskioske. Sie sollen als Anlaufstelle und dezentraler Treffpunkt für Versorgungsfragen und Beratungen in den beteiligten Orten dienen.

Quelle: Sto-Stiftung

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Text: / handwerksblatt.de