Auf Augenhöhe mit der Königin: Einblick in die Arbeit von Johannes Klein.

Auf Augenhöhe mit der Königin: Einblick in die Arbeit von Johannes Klein. (Foto: © Andreas Buck)

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Klanghandwerk mit Seele

Wie Orgelbau Klein in Oelde Tradition, Präzision und moderne Technik zu lebendiger Handwerkskunst verbindet. Dank Digitalisierung kann auch eine alte "Königin der Instrumente" in erweiterter Klangbreite erklingen.

Ein außergewöhnliches Projekt aus dem Instrumentenbau sorgt derzeit für Aufmerksamkeit: In der Herforder Petrikirche wurde eine Orgel aus den Siebzigern zu einer modernen Hybridorgel umgebaut – ein Novum für Orgel- und Harmoniumbauermeister Johannes Klein aus Oelde. Der Organist Leon Frederic Kleemeier hatte die Idee, die Pfeifenorgel mit 16 Registern digital zu erweitern, da der Platz für eine größere neue Orgel fehlt. Die Kirchengemeinde zeigte sich offen für diese Innovation mit Kostenvorteilen. 

Fusion von Tradition und Digitalisierung

Zwei Monate lang arbeitete Klein gemeinsam mit einem Informatikingenieur und Kleemeier daran, digitale Klänge anderer Orgeln über den bestehenden Spieltisch nutzbar zu machen. Das Ergebnis: Die Orgel kann nun sowohl sanft und leise als auch kraftvoll und brausend gespielt werden – Möglichkeiten, die vorher nicht vorhanden waren. Zusätzlich lassen sich Klänge von Synthesizer, Harfe und Schlagwerk über Lautsprecherboxen einbinden. Bei der Einweihung im November war sogar ein Fernsehsender zu Gast. "Aber auch bei allem Technikeinsatz – am Ende entscheidet immer das Gehör", betont der Meister.

Wer danach die Werkstatt von Orgel- und Harmoniumbauermeister Johannes Klein besucht, taucht in eine Welt ein, in der Klang, Holz und Technik zusammenwirken, um die "Königin der Instrumente" entstehen zu lassen. Der Handwerksbetrieb versteht sich als Manufaktur im besten Sinn: Jede Orgel wird individuell behandelt, jedes Detail geprüft und jede Pfeife präzise zum Klingen gebracht. "Begeisterung mit Leidenschaft", lautet das Motto – und es ist spürbar, dass hier mit Herz, Erfahrung und technischem Können gearbeitet wird.

Klein hat das Unternehmen 2001 gegründet. Zu seinem Werdegang sagt er: "Ich bin mit Kirchenmusik und Orgeln aufgewachsen. Zunächst führte mich mein Weg in den Maschinenbau: eine Ausbildung zum Maschinenschlosser mit Auszeichnung und ein anschließendes Ingenieursstudium. Doch Musik und Handwerk fehlten mir, sodass ich erneut eine Lehre begann, das Orgelbauerhandwerk erlernte und im Jahr 2000 die Meisterprüfung in Ludwigsburg als Jahrgangsbester ablegte. Meine Neugier, die Liebe zur Musik und das Interesse an moderner Technik prägen bis heute meine Arbeit und verbinden traditionelle Orgelbaukunst mit ingenieurtechnischer Präzision."

Kenntnisse in Geschichte und Technik

Ob mechanische Trakturen oder digitale Steuerungen – die drei Handwerker im Betrieb plus eine Bürokraft beherrschen die gesamte Bandbreite des Fachs. "Diese Vielseitigkeit ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer tiefen Kenntnis der Orgelbaugeschichte und ihrer technischen Entwicklungen", erklärt Klein. Die Restaurierung bildet das Herzstück. "Mit grundlegenden Arbeiten bis hin zur Kür veredeln wir jedes Instrument" – von der gründlichen Reinigung über die Sanierung bis zur vollständigen Erneuerung. 

Ziel ist nicht nur die funktionale Wiederherstellung, sondern vor allem Authentizität: Jede Orgel soll so klingen, wie es ihrem Charakter entspricht. Auch abseits großer Projekte widmet sich Orgelbau Klein Bereichen, die im modernen Handwerk unverzichtbar geworden sind: elektrische Sicherheit, Schimmelbehandlung und Arbeitsschutz. Damit zeigt der Betrieb, dass Werterhalt und Sicherheit ebenso zum Handwerk gehören wie Klang und Ästhetik. Orgelbau Klein beweist, dass echtes Handwerk nicht vergeht – es klingt weiter.

Das für Johannes Klein faszinierendste Weihnachtslied ist übrigens "Stille Nacht, heilige Nacht". Die Melodie hatte Conrad Franz Xaver Gruber 1819 in Oberndorf bei Salzburg für die Gitarre komponiert, weil die Kirchenorgel kaputt war. Den Text schrieb Joseph Mohr. "Interessant ist, dass das Stück weltweit in verschiedensten Variationen gespielt und schon an den ersten Tönen erkannt wird."

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Text: / handwerksblatt.de

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