Präsident Hans Hund begrüßte Impulsredner Prof. Dr. Olaf Arlinghaus (v.r.) bei der Auftaktveranstaltung der Online-Fachkräftetage.

Präsident Hans Hund begrüßte Impulsredner Prof. Dr. Olaf Arlinghaus (v.r.) bei der Auftaktveranstaltung der Online-Fachkräftetage. (Foto: © Studio Wiegel)

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"Wertschätzung" ist das Zauberwort

Auch zu Coronazeiten Personal finden, fördern und binden – wie das gehen kann, zeigte eine digitale Veranstaltung der HWK Münster.

So schwierig die Situation sei, die Coronazeit habe auch Vorteile, ermunterte Prof. Dr. Olaf Arlinghaus die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Online-Auftaktveranstaltung der Fachkräftetage der Handwerkskammer Münster, ihre Chancen zu nutzen. Zu diesen Vorteilen gehöre, so der Betriebswirtschaftslehreprofessor an der FH Münster, dass das Handwerk mehr wahrgenommen werde. Der Veränderungsdruck steige. Betrieben, die Nachwuchs suchen, empfahl Prof. Dr. Arlinghaus, von guten Unternehmen, die ihre Ausbildungsplätze regelmäßig schnell besetzten, zu lernen.   

Wenn der Fachkräftemangel das größte Problem in einem Unternehmen sei, gelte es, die Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, betonte der Wissenschaftler. Er regte an, jungen Leuten, die beispielsweise ein Betriebspraktikum machen oder sich auf Lehrstellen bewerben, wirklich zuzuhören. "Wertschätzung" sei das Zauberwort in Zeiten von immer weniger Schulabgängern. Dazu gehöre, Andersartigkeit zu akzeptieren und individuelle Menschen individuell wahrzunehmen. Sein Fazit: "Wir haben kein Fachkräfteproblem. Wir haben ein elementares Führungsproblem."  

Imagearbeit ist notwendig

HWK-Präsident Hans Hund betonte im Auftaktgespräch der Fachkräftetage: "Wir müssen am Image des Handwerks arbeiten, um für junge Menschen attraktiver zu sein." Klar sei, dass alle Azubis, die heute nicht ausgebildet würden, in drei Jahren als Fachkräfte fehlten. "Ich hoffe, dass die Ausbildungsbetriebe auch unter schwierigen Bedingungen an der Ausbildung festhalten", so Hund.

An den Fachkräftetagen, die sich über vier Tage erstreckten, nahmen rund 250 Teilnehmer an 20 Terminen teil. Verschiedene Aspekte des Gewinnens, Förderns und Bindens von Personal wurden beleuchtet. Erfolgreiche Beispielunternehmen aus dem Kammerbezirk Münster gaben den Teilnehmenden Tipps aus ihrer Praxiserfahrung.

Stimmen von Teilnehmern

Ute Kaulitz, Bäckermeistererin, Cibaria – ökologisch-biologische Vollkornbäckerei, Münster: "Wir passen unser Ausbildungsmarketing an die jeweilige Situation an. Derzeit ist das die Pandemie. Digitale Kontaktaufnahme ist deshalb wichtiger als vorher."  (Forum "Ohne Azubi-Marketing kein Nachwuchs")

Jan Bölting, SchaltPlan, Münster: "Wir haben unser Azubi-Marketing schon vor Corona stark auf digitale Medien gestützt. Davon profitieren wir seit einem Jahr." (Forum "Ohne Azubi-Marketing kein Nachwuchs")

Stefan Batkowski – Klarsicht – Gebäudereinigung, Everswinkel: "Wir kommen mit der von uns angebotenen werterhaltenden Grundreinigung oft in das ‚Allerheiligste‘ unserer Kunden. Das Vertrauen des Kunden gegenüber uns ist deshalb grundlegend." (Forum "Dienstleistungen managen – Eine Frage des Vertrauens")

Thomas Gallien, Radwerk Gallien, Münster: "Unser kürzlich eingestellter Studienaussteiger brennt für unseren Beruf und passt hervorragend in unser Team. Genauso sollte es auch bei unseren zukünftigen Auszubildenden sein, die Studienerfahrungen mitbringen." (Forum "Studienaussteigende für eine duale Ausbildung gewinnen")

Elisabeth Geling, Tenbrink-Gruppe, Stadtlohn: "Besonders in Krisen ist es wichtig, die Mitarbeitenden umfassend zu informieren, damit sie sich mitgenommen fühlen. Wir schenken unserer Belegschaft zurzeit besonders großes Vertrauen und bekommen dieses in vollem Umfang zurück." (Forum: "Führen in Krisenzeiten")

Anne Kleine-Berkenbusch, Bäumer Heizung & Sanitär, Steinfurt: "Weiterbildungsangebote müssen sowohl den Interessen und der persönlichen Situation des Mitarbeitenden als auch den Unternehmenszielen entsprechen. Nur so fördern sie den Erfolg." (Forum "Personalentwicklung durch technische Weiterbildung")

Christoph Jüttner, Geschäftsleitung, Fenster + Fassaden, Metallbau, Emsdetten: "Wir sprechen mit unseren Auszubildenden frühzeitig über mögliche Karriereperspektiven jenseits des Studiums, denn viele wissen nicht, dass sie zum Beispiel mit Zusatzqualifikationen wie dem Betriebsassistenten und Europaassistenten nach ihrer dualen Ausbildung einen beruflichen Aufstieg im Handwerk erreichen können." (Forum "Duale Ausbildung als Alternative zum Studium")

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Text: / handwerksblatt.de

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