Tischlermeister Edgar Arend

Tischlermeister Edgar Arend (Foto: © Falk Enderle)

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"Handwerk entwickelt sich ständig weiter"

Der Tischlermeister Edgar Arend hat es ganz an die Spitze geschafft – und das beruflich genauso wie im Ehrenamt.

So ganz aufhören kann er dann doch nicht − Edgar Arend ist zwar mittlerweile 72, aber gelegentlich arbeitet er noch in der Werkstatt direkt hinter seinem Wohnhaus an kleineren Projekten. 1983 übernahm er den Betrieb, den sein Vater 1949 gekauft hatte. Es war sein Wunsch, dass das Unternehmen weiter in Familienbesitz bleibt. Bereut hat Arend das nicht. Sein Betrieb gehörte dabei immer zu den kleinen im Land, er versorgte aber zuverlässig und jahrzehntelang Familie Arend, zwei bis drei Gesellen und mindestens einen Lehrling. Insgesamt bildete er 34 Lehrlinge, davon vier Frauen, aus.

Die Zeiten hätten sich allerdings sehr gewandelt, sagt der Schreinermeister. "Es gab damals mehr Betriebe, mehr Konkurrenzdruck. Aber Handwerk entwickelt sich ständig weiter. Dagegen arbeiten wir heute alle sehr kollegial zusammen." Das ist nicht zuletzt sein eigener Verdienst. Denn Arend gehört zu den Menschen, die die Schreinerinnung in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Ehrenämtern maßgeblich mitgeprägt haben: von der Berufsausbildung bis hin zur Innungspolitik.

Bundesverdienstkreuz 2017 verliehen

Nur Schreinermeister zu sein füllte den hochgewachsenen und immer etwas verschmitzt dreinblickenden Vater einer Tochter und eines Sohnes aus dem saarländischen Bardenbach aber nicht aus. Er wollte sich engagieren, für seine Gemeinde, für die Tischler und Schreiner. Jahrelang war er politisch tätig, Mitglied der Hauptversammlung der Handwerkskammer, war Schaumeister und Dozent in der Meistervorbereitung, leitete den Berufsbildungsausschuss, gründete das Forum junger Handwerksunternehmer und war 16 Jahre lang Landesinnungsmeister. Für sein gesellschaftliches und politisches Engagement erhielt er 2017 das Bundesverdienstkreuz.

Sein Antrieb: "Für mich war es wichtig, die Interessen der Handwerkerinnen und Handwerker gegenüber der Politik zu vertreten, Missstände zu beheben und Bürokratie abzubauen." Die Innung sei wichtig, weil sie alle rechtlichen, tariflichen, technischen Neuerungen im Gewerk bündele und die Betriebe ständig darüber informiere. Doch es gab noch mehr zu tun als das: In seinen Ämtern hat Edgar Arend in all den Jahren zahlreiche Schreinerinnen und Schreiner auf ihrem Berufsweg begleitet, Tipps für die Ausbildung, für komplexe Meisterstücke oder die Gründung von Betrieben gegeben, aber auch selbst viel vom Handwerksnachwuchs gelernt, wie er heute sagt. Für die jungen Leute ändern sich die Zeiten: Hightech, flache Hierarchien, neue Arbeitszeitmodelle, Selbstmarketing über soziale Medien, all das habe den Beruf in den vergangenen Jahrzehnten massiv modernisiert. Was sich in all den Jahren jedoch nicht geändert hat, ist das nötige Engagement, das allen Gründerinnen und Gründern oder alle Betriebsübernehmern, ob in akademischen oder handwerklichen Berufen, immer abverlangt werde.

"Es geht um die Sache. Nicht um mich."

"Acht Stunden täglich im Betrieb und am Wochenende frei, das funktioniert als junge Meisterin oder Meister im eigenen Betrieb am Anfang nicht. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, was auf einen zukommt." Wer fit, fleißig und geschickt sei, komme weiter. Und diese drei Prädikate gelten heute für viele Betriebe im Land, so Arend. "Wir arbeiten heute stark automatisiert, mit CAD-Modellen und CNC-Maschinen, trotzdem brauchen wir das Handwerkliche damals wie heute für unsere Arbeit, Bautoleranzen bei der Montage gibt es nach wie vor." Die Ausbildung sei weiterhin qualitativ hochwertig, denn nur gute Qualität setze sich durch und könne am Markt bestehen. "Deshalb ist die Meisterprüfung auch so wichtig." In der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung war die saarländische Innung lange tonangebend in Deutschland, "auf diese Weise haben wir Grundkenntnisse beispielsweise in CNC-Technik vermittelt, die Lehrlinge in kleineren Betrieben ohne diese Maßnahme nicht erlangen könnten".

Das Lernen sei mit der Meisterprüfung aber nicht beendet. Genauso wichtig sei die Weiterbildung im Beruf, "die Materialien ändern sich, Techniken, Werkzeuge oder Maschinen ändern sich, die gesamte Wirtschaft ist einem ständigen Wandel unterworfen". Jetzt, 2023, erhält Edgar Arend seinen Goldenen Meisterbrief. "Eine schöne Ehre", sagt er. Entscheidend für sein Leben sei sein Meisterbrief gewesen, den er 1972 erhalten hat. "Ich bin sehr stolz darauf, die fachlichen und betrieblichen Voraussetzungen dafür erlangt zu haben, um alles in dem Beruf erreichen zu können." Das hat er geschafft, beruflich wie im Ehrenamt, um dann letztlich zu entscheiden, dass es Zeit ist aufzuhören. "Man muss nicht an seinem Stuhl kleben, sondern das Amt Jüngeren überlassen, die besser wissen, welche beruflichen Bedürfnisse ihre Generation hat. Denn es geht um die Sache. Nicht um mich", ist sich der Meister sicher. 

 

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Text: / handwerksblatt.de

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