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Dario Galuppo, HWK-Betriebsberater

Dario Galuppo, HWK-Betriebsberater (Foto: © Constanze Knaack-Schweigstill)

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Schneller, präziser, effizienter

Digitale Intelligenz für kluge Strategien: KI hebt die Betriebsberatung auf ein neues Level. Interview mit HWK-Berater Dario Galuppo.

Künstliche Intelligenz (KI) kommt immer mehr in den Unternehmen an. Auch die Betriebsberatung der Handwerkskammer Trier lässt sich von der neuen Technologie unterstützen. HWK-Berater Dario Galuppo erklärt, welche Rolle die KI in seiner Expertise spielt und wie die Unternehmen davon profitieren.     

DHB: Herr Galuppo, in Ihrer Arbeit setzen Sie zum Teil KI ein. Wie sieht diese Unterstützung aus?
Galuppo:
Mithilfe der KI können wir große Datenmengen sehr schnell verarbeiten, zum Beispiel bei der Analyse von Unternehmensdaten. KI kann aber nicht nur Betriebskennzahlen auswerten, sondern auch Muster erkennen und Markttrends identifizieren. Am Ende des Prozesses erhalten wir vom System Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten, die auf den eingegebenen Daten basieren. So liefert die KI fundierte Grundlagen für unsere Entscheidungen und Empfehlungen. Diese Ergebnisse besprechen wir dann mit dem Betrieb. Alle Daten werden vor der Eingabe anonymisiert, um den DSGVO-Standards zu entsprechen. 

DHB: Wie unterscheidet sich dieses Vorgehen von der traditionellen Beratung?
Galuppo:
Die herkömmliche Beratung beruht vor allem auf der Erfahrung und dem Expertenwissen der Beratenden. KI-gestützte Beratung hingegen ergänzt diese menschliche Expertise anhand großer Datenmengen, die sie blitzschnell analysieren kann. Die Ergebnisse stützen sich damit auf eine viel breitere Datenbasis. Die KI kann auch Muster identifizieren und somit Verbesserungspotenziale für den Betrieb aufdecken, die dem Berater ohne die Hilfe der KI womöglich entgangen wären. Damit die KI individuelle Entscheidungshilfen und Empfehlungen für das jeweilige Unternehmen aussprechen kann, muss sie natürlich mit dessen spezifischen Betriebsdaten trainiert werden, zum Beispiel mit Finanz-, Produktions- und Marktdaten. Diese müssen auch wieder anonymisiert werden.

DHB: Die Funktionsweise von KI-Algorithmen ist ja nur schwer nachvollziehbar. Mancher Betriebsinhaber könnte Sorge vor dem Missbrauch seiner personenbezogenen Daten haben. Wie schützen Sie die Daten im Rahmen der KI-gestützten Beratung?
Galuppo:
Der Umfang und das Niveau der eingegebenen Daten bestimmen letztendlich die Qualität der Analyse – und damit auch das Beratungsergebnis. Zur optimalen Analyse gehört auch die Angabe sensibler Daten. Die Beratenen müssen darauf vertrauen können, dass der Datenschutz gewährleistet ist. Für unsere Arbeit ist das ohnehin Standard. Daher müssen wir in der HWK Trier bei KI-gestützter Beratung derzeit noch auf die Eingabe personenbezogener Daten verzichten. Ab spätestens 2026 werden wir dann mit einer DGVO-konformen Software arbeiten können, sodass dieser Umweg dann nicht mehr nötig sein wird. Darüber hinaus haben nur autorisierte Personen Zugang zu den sensiblen Daten.  

DHB: Wo können Betriebe Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von KI im Betrieb.  
Galuppo:
KI bewährt sich besonders in Bereichen mit wiederkehrenden Abläufen wie Fertigung, Lagerhaltung oder Terminplanung. Auch in der Energieeffizienz-Optimierung, Preis- und Angebotskalkulation oder Personalplanung spielt KI eine zunehmend wichtige Rolle. Nehmen wir zum Beispiel einen Dachdeckerbetrieb, der durch KI-gestützte Angebotskalkulation seine Materialkosten um 15 Prozent gesenkt hat. Oder einen Friseursalon, der mit KI-basierter Terminplanung Wartezeiten reduziert und die Personalplanung optimiert hat. Oder einen Metallbaubetrieb, der mithilfe KI-gestützter Maschinensteuerung seinen Stromverbrauch deutlich reduziert hat. 

DHB: Bleiben wir bei diesen Beispielen: Welche Herausforderungen kommen auf Betriebe zu, die KI für solche Verbesserungen nutzen wollen?
Galuppo:
Da gibt es einige. Erstens sind die Kosten für Anschaffung und Infrastruktur eine Hürde, insbesondere für kleinere Betriebe. Zweitens müssen genügend qualitative und aktuelle Daten verfügbar sein. Und drittens sind Datenschutz und Datensicherheit entscheidende Faktoren. Mit pragmatischen Lösungen lassen sich solche Hürden überwinden. Zum Beispiel können externe KI-Dienstleister genutzt werden, sodass keine eigene teure Infrastruktur notwendig ist. Staatliche Förderprogramme unterstützen die Digitalisierung. Außerdem gibt es bereits einfache, cloudbasierte KI-Tools, die ohne großen Aufwand integriert werden können. Künftig werden KI-Modelle noch präziser, und es wird erschwinglichere, einfach zu nutzende KI-Tools geben.

DHB: Was müssen Betriebe beim Datenschutz beachten, wenn sie KI einsetzen?  
Galuppo:
Für sogenannte Hochrisiko-KI, etwa bei automatisierten Entscheidungen im Personalbereich oder Überwachungskameras mit Gesichtserkennung, gelten ab 2026 strengere Regeln. Bereits ab Februar 2025 sind jedoch KI-Systeme mit unannehmbarem Risiko verboten. Betriebe sollten sich daher rechtzeitig vorbereiten – insbesondere, da ab August 2025 Änderungen in der Nutzung von KI-Systemen erforderlich sind. In den meisten kleinen Handwerksbetrieben ist kein Hochrisiko-KI-System im Einsatz. Beim Kauf von Software sollten sie dennoch prüfen, ob der Anbieter KI einsetzt und ob diese unter die Hochrisiko-Kategorie fällt. Denn in diesem Fall gelten ab 2026 zusätzliche Pflichten, etwa zur Dokumentation, Transparenz und Risikobewertung.

DHB: Wenn KI-gestützte Tools so leistungsfähig sind, wozu braucht man dann noch Betriebsberater?
Galuppo:
KI liefert zwar wertvolle Analysen, aber die Interpretation, Umsetzung und strategische Beratung bleibt eine menschliche Aufgabe. Es wäre der Sache nicht dienlich, sich blind auf Handlungsempfehlungen der KI zu verlassen. Gerade bei komplexen oder emotionalen Themen ist menschliche Beratung unersetzlich. Das gilt besonders dort, wo kreative, individuelle Lösungen gefragt sind. Zwischenmenschliche Themen wie Mitarbeiterführung und Verhandlungen etwa erfordern Gespräche von Mensch zu Mensch. Gerade bei komplexen oder emotional sensiblen Themen ist menschliche Beratung unersetzlich. Manchmal kommt auch eine hybride Lösung in Frage: Die KI analysiert Daten und erstellt Prognosen, während der menschliche Berater die Ergebnisse in den Kontext setzt und bei der Umsetzung hilft. 

DHB: Wie wird sich die Rolle des Beraters durch KI ändern?
Galuppo:
Routineaufgaben werden automatisiert, sodass wir Berater uns mehr auf strategische und zwischenmenschliche Aspekte konzentrieren können. Wir werden uns künftig also weniger mit Datenauswertungen und mehr mit strategischen Entscheidungen, Digitalisierung und individueller Betreuung beschäftigen. KI wird die Effizienz und Qualität der Betriebsberatung steigern, aber der menschliche Faktor bleibt entscheidend. Die beste Lösung ist eine Kombination aus beidem. 

            

Kontakt: Dario GaluppoKontakt Dario Galuppo, Betriebsberater, Handwerkskammer Trier, Tel. 0651 207308,  E- Mail: dgaluppo@hwk-trier.de

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Text: / handwerksblatt.de

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