Fahrspaß für die ganze Familie: Rodeln im Tiroler Oberland. (Foto: © TVB Tiroler Oberland/daniel zangerl photographer)

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Yee-haw, rodeln im Tiroler Oberland

Panorama - Reise

Auf Kufen den Berg hinunter sausen, das macht nicht nur Kindern Spaß. Für den schnittigen Winterspaß sorgen die handgefertigten Rodel von Christoph Kathrein.

Rodeln geht Christoph Kathrein oft und gerne. Am liebsten gleich ums Eck in Fendels oder ein paar Kilometer weiter in Nauders im Tiroler Oberland. Seine Rodel allerdings, die sind auf der ganzen Welt zu Haus. In Chile, Kanada, Russland oder Pakistan. "Einer unserer Rodel steht sogar in Südafrika", bestätigt der Österreicher stolz.

Gut Ding braucht Weile

Foto: © Kathrein Rodel15.000 bis 20.000 Rodel fertigt das Familienunternehmen jedes Jahr am Firmenstandort Prutz. Wie viel Arbeit mit der Fertigung eines einzigen Rodels verbunden ist, merkt man schnell, wenn der 35-Jährige die einzelnen Arbeitsschritte aufzählt: trocknen, schneiden, hobeln, längen, dämpfen, biegen, fräsen,lackieren, schleifen, schweißen, leimen, nageln, bohren, polieren, montieren, zusammenbauen und flechten. Von der Holzanlieferung bis zum fertigen Rodel vergehen mehrere Monate, manchmal sogar ein ganzes Jahr. Zählt man allerdings die reinen Arbeitsstunden für die Fertigung eines Rodels, dann sind es gerade mal zwei bis drei. "Es ist das Holz, das einfach Zeit braucht", erklärt der Rodelexperte die mehrmonatige Entwicklungszeit.

Verbiegen für den Fahrspaß

Ob Familienrodel, Rennrodel oder Tourenrodel: verwendet wird nur gutes Eschenholz. Das ist hart und trotzdem so elastisch, dass es sich von den zehn bis fünfzehn Mitarbeitern gut biegen lässt. Zudem es über lange Fasern verfügt, was das Holz sehr belastbar macht. Das Holz bezieht das Unternehmen aus Oberösterreich, da in Tirol nur wenige Eschen wachsen.

Am Anfang stand das Wagenrad

Der Rodelproduzent steht in vierter Generation an der Werkbank. Der Urgroßvater von Christoph Kathrein hat das Unternehmen 1886 gegründet und noch Wagenräder und Heuschlitten gebaut. Riesige Schlitten, mit denen die Bergbauern in Tirol bis vor wenigen Jahrzehnten im Winter das Heu und das Holz vom Berg ins Tag brachten.

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Abseits des Ski-Rummels

Dem 33-jährigen Familienvater Christoph Kathrein ist es dann gelungen, aus einem Arbeitsgerät ein Sport- und Trendobjekt für die ganze Familie zu machen. Sein Geheimnis: "Unsere Rodel sind dank ihrer flexiblen Bauweise sehr gut zu lenken und daher sportlicher als die alten Rodel." Das Tiroler Oberland ist nahezu ein idealer Standort, die abseits des Ski-Rummels auf insgesamt fünf Rodelstrecken ein fröhliches Fahrvergnügen bietet. In ganz Tirol gibt es mehr als 750 Kilometer Rodelbahnen. Abends geht der Rodelspaß sogar mit Beleuchtung weiter. Besonders beliebt ist die 4,5 Kilometer lange Naturrodelbahn für die ganze Familie in Fendels.

Am Riemen ziehen

In den gemütlichen Hütten und Bergrestaurants können sich Wintergäste nicht nur mit einem Kaiserschmarrn oder einem Tiroler Gröstl stärken und aufwärmen. Viele leihen Rodel aus. Die meisten stammen aus der Rodelmanufaktur Kathrein. Bevorzugt von den Gästen ist der Tourenrodel: "Bei unserem Tourenrodel muss man sich beispielsweise nur in die Kurve legen, also das Gewicht verlagern und etwas am Riemen ziehen und schon lenkt der Rodel in diese Richtung", erzählt der Firmenchef.

Wünsch Dir was

Foto: © Kathrein RodelWer nach dem Fahrvergnügen im Tiroler Oberland auch Daheim nicht mehr auf das Rodelvergnügen verzichten möchte, kann für 130 Euro den klassischen Familienrodel, und für 180 Euro den Tourenrodel bestellen. Bei dem Preis dürfen sich Kunden dann allerdings auch die Farbe der Bespannung ihres Schlittens aussuchen. Fünf Farben sind für die Querbespannung im Angebot. Zwölf für die Längsbespannung. "Auf Anfrage machen wir eigentlich fast alles", versichert Kathrein.

Ausgezeichnete Lenkrodel

Es sind aber nicht nur die farbigen Sitze in orange, petrol oder neongrün und die flexible Bauweise, die den Charme des Rennsportgeräts ausmacht. "Wir schrauben die Kufen nicht von unten auf, sondern schweißen Gewinde an die Kufen und verschrauben sie dann von oben", verrät der Unternehmer ein weiteres Geheimnis. 2008 wird Kathrein für die lenkbaren Modelle mit dem Qualitäts-Rodel-Austria Gütesiegel des österreichischen Rodelverbandes ausgezeichnet.

Rodeln kann jeder

Die Qualität der Rodel hat sich längt bei Filmschaffenden und Promigästen herumgesprochen. Sogar der englische Ex-Skispringer Eddie The Eagle hat mit einem Kathrein-Rodel den Weltrekord im Schlittenweitspringen aufgestellt. Wem das zunächst zu schwer erscheint, dem sei versichert: Der Rodelspaß in Tirol erfordert kein besonderes Können. Schlittenfahren kann jeder. Auf den Rodel setzen, mit den Füßen abstoßen und los geht die Fahrt … yee haw!

Sicherheit first – so rodeln Sie richtig!

Foto: © Kathrein Rodel



 





Das Tiroler Oberland bietet Rodelspaß für jeden Anspruch. Ideal für Familien mit kleinen Kindern: Statt zu Fuß zu gehen kann man an vielen Orten bequem mit der Sesselbahn hinauffahren. Die längste Rodelstrecke Tirols ist in Nauders. Ganze acht Kilometer geht es auf einer täglich frisch präparierten Bahn von der Bergstation der Bergkastelbahn hinunter ins Tal. Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten erhöhen den Winterspaß. Auskunft über Unterkunft, Rodelstrecken und Nachtrodeln erteilt das Tiroler Oberland.

Text: / handwerksblatt.de