Bei der schwäbischen Metzgerei Schneider macht die ganze Familie Werbung.

Bei der schwäbischen Metzgerei Schneider macht die ganze Familie Werbung. (Foto: © Sieglesign.de)

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Dem Handwerksbetrieb ein Gesicht geben

Jeder kennt Claus Hipp oder Wolfgang Grupp von Trigema. Die Unternehmer setzen auf Personenmarketing und stellen ihre Persönlichkeit in den Mittelpunkt aller Werbeaktivitäten.

Für das Handwerk bietet sich diese Marketingstrategie besonders gut an. Man muss nur bereit sein, sein Foto auf die Anzeigen zu drucken. Seit Jahren tritt er direkt vor der Tagesschau ins Rampenlicht: Wolfgang Grupp ist der Chef und Inhaber des Bekleidungsherstellers Trigema, sein Gesicht ist untrennbar mit der Marke verbunden. Auch Claus Hipp (Babynahrung) oder Albert Darboven (Idee-Kaffee) verzichten auf Hochglanz-Models, sondern stehen selbst vor der Kamera. "Dafür stehe ich mit meinem Namen", sagt Claus Hipp.

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Onkel Dittmeyer hat es vorgemacht

Man mag über die Spots manchmal schmunzeln, aber Werbestrategen glauben an den Erfolg des Personenmarketings. Eine Strategie, die Mitte der 90er Jahre entwickelt wurde. Man setzt nicht auf Slogans, die die Zielgruppe ansprechen ("Hier sparen Sie…") oder Produktpräsentationen durch anonyme Models, sondern rückt den Firmeninhaber als Absender der Werbebotschaft in den Mittelpunkt. So wie es der 2009 verstorbene Saftproduzent Rolf ("Onkel") Dittmeyer als Gesicht von Valensina in Deutschland vorgemacht hat.

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In Düsseldorf und Umgebung kennt jeder Brotfreund sein Gesicht: Bäckermeister Josef Hinkel führt zwei Geschäfte in der Altstadt, ist Obermeister der Düsseldorfer Handwerksbäcker, war Karnevals-Prinz und ist Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval. Hinkel ist in den lokalen Medien omnipräsent. Nicht nur da: Oft steht der Chef selbst hinter der Ladentheke und verkauft seine Brot-Spezialitäten. Der Vater von fünf Kindern setzt auf die Qualität seiner Produkte und auf den guten Namen des 1891 gegründeten Familienunternehmens. Mit großem Erfolg: in der Landeshauptstadt gilt er als "Der Kult-Bäcker".

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Der Kunde hat gerne ein Gesicht vor Augen

Bei kleineren Betrieben funktioniert das Personenmarketing besonders gut, um sich von Mitbewerbern und Großunternehmen abzusetzen, sagt Marketingexperte Michael Bernd Siegle, Inhaber der Werbeagentur SiegleSign in Esslingen. Der Kunde hat gerne ein Gesicht vor Augen, wenn er den Heizungsbauer oder Elektriker beauftragt oder beim Bäcker seines Vertrauens einkauft. "Aber bei einer Neugründung oder wenn ein Unternehmen wächst und mehrere Filialen dazukommen, kann den Chef nicht jeder kennen." 

Beim Personenmarketing taucht deshalb ein Foto des Inhabers auf allen Anzeigen und Mailings auf. "Man kauft am liebsten bei jemandem ein, den man kennt", sagt Michael Bernd Siegle. Für Handwerker bietet sich das Personenmarketing deshalb geradezu an. Sie tragen oft den eigenen Namen im Firmenschild und sind regional tätig. Warum dann nicht auch ein Bild der Inhaber aufs Briefpapier oder sogar auf die Fahrzeuge drucken? "Das passt natürlich nur für Unternehmer, die bereit sind, derart präsent in der Öffentlichkeit zu stehen", so der Experte. Für viele Handwerker liegt da die Hemmschwelle.

Kontinuierliche Präsenz und direkte Ansprache

Marcus und Jochen Schneider haben sich entschieden, den Weg zu gehen. Für ihre schwäbische Metzgerei Schneider hat Siegle vor acht Jahren ein Personenmarketing-Konzept entwickelt. Die Brüder sind bis heute auf jeder Broschüre, auf jedem Anzeigenmotiv zu sehen. "Die kontinuierliche Präsenz und die direkte Ansprache bauen Vertrauen beim Kunden auf", sagt Siegle. "Und gerade Fleisch ist Vertrauenssache."

Man geht ganz gezielt vor

Viele Kollegen, die anfangs noch die Bilder belächelt haben, sehen heute den Erfolg der Metzgerei und würden das Konzept gern kopieren. Doch das geht nicht, warnt der Experte. Das Personenmarketing muss exakt auf die Firma und den Unternehmer zugeschnitten sein. Dann sei diese Art der Werbung aber sogar kostengünstiger als andere Strategien, weil man sich genau überlegt, wie und wo man wirbt. "Man geht nicht auf jeden Marketingtrend ein, sondern verfolgt nur seine Strategie."

Text: / handwerksblatt.de

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