Realität neu erleben: mehr sehen mit VR- und AR-Brillen
Schon heute bieten Virtual Reality und Augmented Reality ganz neue Möglichkeiten bei der Ausbildung von Handwerkern. Doch wie unterscheiden sich VR- und AR-Brillen? Und worauf sollten Betriebe beim Kauf achten?
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Augmented Reality und Virtual Reality im Handwerk
Das Eintauchen in virtuelle 3D-Lernwelten bietet Handwerkern faszinierende Möglichkeiten, um sich Informationen, Handgriffe und Abläufe auf ganz neue Art anzueignen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die verwendete Technik: Mit leistungsstarken Brillen, die zusätzliche Informationen oder virtuelle Welten direkt vor den eigenen Augen entstehen lassen, sind die Technologien besonders eindrucksvoll erlebbar. Die Unterschiede zwischen Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) liegen vor allem im Umgang mit der realen Wirklichkeit: Während VR diese komplett ausblendet und durch eine virtuelle Umgebung ersetzt, erweitert AR die Realität durch digitale Zusatzinformationen.
Mit VR in virtuelle Welten abtauchen
Über VR-Brillen erleben Nutzer den Eindruck einer neuen, virtuellen Welt am besten. Diese Brillen verdecken das Blickfeld des Nutzers komplett, so dass von der Außenwelt nichts mehr zu sehen ist. Auf kleinen Displays direkt vor den Augen wird dann eine neue, virtuelle 3D-Umgebung eingespielt. So zeigt jede Kopfbewegung eine realistische virtuelle Umwelt, in der sich Nutzer frei bewegen und über VR-Controller in den Händen sogar mit Gegenständen oder Personen interagieren können. Das Fachwort für dieses hochrealistische Erlebnis ist "Immersion": Es beschreibt die Einbettung des Nutzers durch mehrere Sinneseindrücke, wie Bild und Ton, in eine virtuelle Realität mit 360°-Rundumblick.
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal für VR-Brillen ist die Auflösung: Bei günstigeren Geräten ist diese geringer, so dass deutliche "Fliegengitter"-Effekte zu sehen sind. Die untere Grenze sollte bei 1.440 x 1.600 dpi pro Auge liegen. Je höher die Auflösung, desto schärfer und realistischer ist der Eindruck von der virtuellen Welt. Der Augenabstand lässt sich bei besseren Geräten verstellen. Für das bestmögliche Erlebnis sollte die Sichtfeldweite der VR-Brille bei mindestens 95 Grad liegen – je mehr, desto besser. Wer im wahren Leben bereits eine Brille trägt, sollten vorab prüfen, ob die VR-Brille genügend Raum bietet. Einige Modelle bieten auch Korrektureinstellungen für Dioptrienzahlen.
Ein Vorteil von kabelgebundenen VR-Brillen: Diese bieten unbegrenzte Nutzungszeiten, da sie zuverlässig mit Strom versorgt werden. Gleichzeitig müssen Nutzer aber aufpassen, dass sie sich bei Bewegungen nicht im Kabel verfangen. Akkubetriebene Brillen sollten erst nach zwei bis drei Stunden wieder ans Ladegerät müssen. Bei zusätzlichen Sensoren oder Hand-Controllern sind Kabel eher von Nachteil, da so zusätzliche Stolperfallen entstehen. Je nach gewünschter Nutzung sollten Betriebe darauf achten, dass die VR-Brille alle benötigten Anschlüsse mitbringt, wie USB, WLAN oder Bluetooth. Besonders praktisch sind autarke Brillen, wie die Oculus Quest 2: Diese funktionieren auch ohne Anbindung an PC oder Smartphone.
Mit AR die Realität erweitern
Ganz andere Möglichkeiten bieten AR-Brillen: Diese nutzen transparente Gläser, mit denen die Umwelt komplett wahrnehmbar bleibt. Über kleine Displays in den Gläsern lassen sich hier zusätzliche, virtuelle Informationen einblenden. AR-Brillen gibt es aktuell in zwei Ausführungen: Monokulare Geräte platzieren ein kleines Display direkt vor dem rechten oder linken Auge. Binokulare Modelle bringen für jedes Auge ein eigenes Display mit. Darüber hinaus sind die Brillen meist mit mehreren Kameras ausgestattet, die den Standort des Trägers verfolgen und neben Fotos und Videos auch 3D-Scans ermöglichen. Die Steuerung der AR-Brillen kann auf verschiedene Arten erfolgen, zum Beispiel über externe Controller, integrierte Touchpads, Sprachbefehle oder Smartphones. Je nach Einsatzbereich – zum Beispiel in der Ausbildung oder für Servicetechniker – sind Batterielaufzeiten und Tragekomfort weitere wichtige Kriterien für eine Kaufentscheidung.
Vor einer Investition in VR- oder AR-Brillen sollten Betriebe ausgewählte Modelle unbedingt testen. Denn nur so lässt sich feststellen, ob Bedienung, Komfort und Nutzungsmöglichkeiten den eigenen Vorstellungen entsprechen.
Checkliste: wichtige Fachbegriffe
XR: Extended Reality
Der Oberbegriff Extended Reality ("erweiterte Realität") umfasst alle Technologien, mit denen sich die reale Welt erweitern lässt – wie Augmented, Virtual oder Mixed Reality.
AR: Augmented Reality
Mit Augmented Reality ("erweiterte Realität") ergänzen Nutzer die reale Welt – zum Beispiel durch digitale Zusatzinformationen, 3D-Objekte, Animationen oder Bilder in Echtzeit. So ist es denkbar, dass die Technik reale Texte blitzschnell in beliebige Sprachen übersetzt oder dass eine AR-Brille automatisch Informationen zu real existierenden Bauteilen zeigt.
VR: Virtual Reality
Per Virtual Reality ("virtuelle Realität") tauchen Nutzer in neue digitale Welten ein – und blenden gleichzeitig die reale Welt komplett aus. Dies gelingt besonders eindrucksvoll mit VR-Brillen.
MR: Mixed Reality
Mixed Reality ("gemischte Realität") kombiniert nicht nur die Möglichkeiten von VR und AR, sondern ergänzt diese um eine direkte Interaktion beider Welten. Bei Nutzung einer speziellen Mixed-Reality-Brille können Nutzer zum Beispiel virtuelle Objekte, wie digital generierte Werkzeuge, auf einen real vorhandenen Schreibtisch legen. Wird der Tisch in der realen Welt bewegt, verschieben sich die virtuellen Gegenstände gleich mit.
Zu den AR-/MR-/VR-Anbietern google.com/glass | lenovo.com | microsoft com
oculus.com | hp.com | valvesoftware.com | pico-interactive.com
Foto: © Thomas Busch Foto: © Thomas Busch Text:
Thomas Busch /
handwerksblatt.de
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