Interview: Was bei Berufskleidung nicht fehlen darf
Berufskleidung verändert sich. Neue, smarte Details verbessern die Optik, steigern Funktionalität und Komfort. Worauf man achten sollte, erläutert Frank Schwabe von der Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Berufskleidung: So sind Sie richtig angezogen
Frank Schwabe, Experte der Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH spricht im Interview über die sich wandelnde Welt der Berufskleidung und erklärt vor allem, worauf Entscheider bei der Wahl achten sollten.
DHB: Mode? Oder eher konservativ? Wo sehen Sie die Rolle der Berufskleidung heute?
Schwabe: Aus unserer Erfahrung hat der Einfluss der Freizeitmode auf die Berufskleidung stark zugenommen. Gleichzeitig hat sich aber auch innerhalb unserer Branche ein eigener Modestil für Berufskleidung entwickelt. Damit reagieren wir, reagieren die Konfektionäre auf das wachsende Interesse an zeitgemäßer, funktioneller und tragefreundlicher Berufskleidung. Die Wünsche unserer Kunden erfahren wir im engen Austausch mit den Trägern der Kleidung. Sprich mit Profis aus den verschiedenen Branchen, die Tag für Tag in der Kleidung arbeiten. Sie spiegeln uns wieder, worauf sie Wert legen, was wir verändern sollten.
DHB: Können Sie uns einen dieser Wünsche nach Veränderung näher erklären?
Schwabe: Ja. Ein gutes Beispiel sind die Taschen, also die Anzahl, die Größe und die Platzierung. Heute gibt es für alle notwendigen Arbeitsutensilien die passende Tasche, so dass man alle Werkzeuge griffbereit hat. Gleichzeitig dürfen diese Taschen und deren Inhalt bei den üblichen Bewegungen nicht stören. Beispiel Hosen: Wir setzen heute die beliebten Blasebalg-Taschen nicht einfach übereinander. Denn dann zieht sich die Hose bei voller Beladung fast von selbst aus… Stattdessen ordnen wir diese heute geschickt an – versetzt, mehrfach unterteilt und die einzelnen Fächer zudem mit Patte, Druckknopf oder Reißverschluss verschließbar – so dass sie einerseits Stauraum bieten, sich andererseits das Gewicht verteilt. Auch die Zollstocktaschen wurden neu designt. Unsere Tests mit Trägern ergaben, dass freischwebende, nach unten nicht festgenähte Zollstocktaschen am Bein besonders komfortabel sind.
DHB: Vor diesem Hintergrund haben sie auch die neue Rückentasche entwickelt?
Schwabe: Ja. Nehmen Sie das Beispiel Servicefahrer. Diese müssen immer wieder Lieferscheine oder andere Dokument mit zum Kunden nehmen. Auch für sie entstand die große Rückentasche, die großflächige, knickfreie Unterbringung von Unterlagen wie Lieferscheinen erlaubt. Solch Rückentaschen, wie sie die neue Premiumkollektion der DBL bietet, ermöglichen dem Träger durch einen seitlichen Reißverschluss ein leichtes Hineingreifen ohne die Jacke auszuziehen.
DHB: Aber die Mehrzahl der Arbeitnehmer schaut eher auf das Handy?
Schwabe: Natürlich. Daher steht die Tasche fürs Smartphone oft im Fokus. Diese muss mittlerweile deutlich größer sein, man muss leicht hineingreifen können. Übrigens: Um das Handling von Mobiltelefon und Kopfhörer zu erleichtern, haben wir in unserer neuen Kollektion DBL Meisterstück zum Beispiel eine spezielle Kopfhörer-Öffnung dicht am Kragen der Jacke eingearbeitet. In diese kann dann ein Headset-Kabel des in der Innentasche verstauten Smartphones oder eines Funkgerätes bequem durchgefädelt werden. Damit baumeln während der Arbeit keine Kabel außen an der Kleidung, die sich irgendwie verfangen können.
DHB: Worauf sollte der Unternehmer noch bei der Auswahl der Berufskleidung achten?
Schwabe: Da viele Arbeitnehmer – gerade in Handwerk und Dienstleistung – im öffentlichen Raum unterwegs sind, raten wir zu Berufskleidung mit Reflexpaspeln. Auffällig platziert, an der Vorder- und Rückseite. Wir haben sie bei unserer neuen Premiumkollektion nahezu bei allen Artikeln eingesetzt – auch bei den Hosen sowie den zugehörigen Funktionstextilien – also Wetterjacken, Fleece- und Softshelljacken. Diese Reflexpaspeln verleihen dem Träger mehr Sichtbarkeit, sind hochfunktional. Als optisches Stilmittel wirken sie gleichzeitig sehr markant und unterstreichen eine schlanke Silhouette.
DHB: Wir beobachten auch eine Zunahme von Cordura und Stretch...?
Schwabe: Richtig – das hat mehrere Gründe. Einerseits schaffen farblich abgesetzte Einsätze – meist in schwarz – einen starken Kontrast. Was – zumindest optisch – den Körper besser formt. Gleichzeitig erlauben Stretcheinsätze, dem Wunsch nach körpernah geschnittenen Kollektionsteilen zu entsprechen. Denn sie schaffen – ob nun in den Ärmelpartien oder Taillen der Jacken oder mit Stretchkeilen in den Hosen – deutlich mehr Bewegungsfreiheit und Komfort. Sie geben maximale Bewegungsfreiheit beim Bücken, Knien und Strecken. Und natürlich macht Stretch einen guten Sitz. Als Beispiel würde ich hier den hochgezogenen Bund der Hose nennen, der dank Stretch immer gut anliegt und keine tiefen Blicke erlaubt. Zudem ersetzt Stretch heute diverse Verstellmöglichkeiten. Beispiel Bündchen an der Jacke. Ein Regulieren der Weite etwa durch Druckknöpfe ist nicht mehr nötig, wenn solch flexible Stretchpartien im Bund eingearbeitet sind. Sehr effektiv.
DHB: Auf welche Detaillösung würden Sie bei Ihrer Berufskleidung nicht verzichten wollen?
Schwabe: Innovativ finde ich an unseren klassischen Bundjacken, aber natürlich auch bei Fleece- oder Softshelljacken, die sehr weichen Stretchbündchen mit Daumenöffnung. Vorteil für den Träger ist, dass der Abschluss der Jacke so immer perfekt anliegt, da flattert nichts, ist hervorragender Windschutz und wirkt sportlich. Neben diesen Daumenschlaufen, die klar von Sportswearmode inspiriert wurden, überzeugen mich bei Hosen extra breite Gürtelschlaufen, damit der Gürtel nicht unschön hochrutscht. Leicht und effektiv im Kragen einzurollende Kapuzen, etwa bei Wetterjacken, sind ebenfalls ein tolles Feature. Und bei den Verschlüssen machen ganz klar Reißverschlüsse mit Bartschutz das Leben deutlich leichter. Durch einen entsprechenden Stoffabschluss wird hier verhindert, dass sich der hoch gezogene Zipper im Bart verfängt oder unangenehm an der Haut zwickt. Dem Designer, der das erfunden hat, sei gedankt!
Text:
Claudia Stemick /
handwerksblatt.de
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