Die Deutschen Institute für Textil und Faserforschung entwickeln nachhaltige Fasern für Bekleidung.

Die Deutschen Institute für Textil und Faserforschung entwickeln nachhaltige Fasern für Bekleidung. (Foto: © DITF)

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Guter Stoff

Das Gewebe spielt bei der Berufskleidung eine entscheidende Rolle. Forscher arbeiten derzeit an einer Faser, die CO₂-Emissionen bindet und damit entscheidend zur Nachhaltigkeit beiträgt.

Workwear von heute muss gut aussehen und funktional sein. Für die Funktionalität sorgen zum einen praktische Details wie Kniepolster, Zipper, Bundverstärkung und Taschen, zum anderen der Stoff, aus dem die Kleidung gemacht wird. An den Deutschen Instituten für Textil und Faserforschung (DITF) wird täglich daran gearbeitet, wie man Materialien funktionaler und nachhaltiger produzieren kann.

Revolutionäre Ansätze: Polyester aus CO₂ herstellen

"Die Textilbranche hat mit großen Umweltbelastungen zu kämpfen und arbeitet mit Hochtouren am Thema Nachhaltigkeit", sagt Dr. Marc Philip Vocht von den DITF. Aktuell forschen die DITF innerhalb eines internationalen Projekts daran, wie man Polyesterfasern aus CO₂ herstellen kann. Gemeinsames Ziel ist es, in einem geschlossenen Kreislauf Endprodukte aus Polyester unter Verwendung von CO₂-Emissionen zu erzeugen und zur Marktreife zu führen.

Der Weg ist neu: Werden im klassischen Verfahren fossile Rohstoffe für die Produktion von Polyester verbraucht, geht es bei dem neuen Forschungsprojekt um die Herstellung des Ausgangstoffes für die Polyesterproduktion unter Verwendung von CO₂, das aus industriellen Abgasen gewonnen wird. Auf diese Weise wird nicht nur direkt die Freisetzung von CO₂ in die Atmosphäre verhindert, sondern wird nützlich verwertet und trägt somit zu einer höheren Wertschöpfung bei.

Durchlässig und dicht

In einem weiteren Projekt des Instituts unter der Leitung von Dr. Thomas Stegmeier wird der Fokus auf Outdoor- und Arbeitskleidung ohne fluorierte Schadstoffe (PFC-frei) gelegt. Moderne Stoffe sollen wasser- und schmutzabweisend sowie atmungsaktiv sein. Keine leichte Aufgabe für beispielsweise Regenjacken, einerseits von außen Wasser bei Dauerregen abzuhalten und andererseits Schweiß vom Inneren nach außen durchzulassen. Verantwortlich dafür ist meistens eine mikroporöse Membran aus Polytetrafluorethylen (PTFE). Allerdings haben sich einzelne Schritte bei ihrer Herstellung als umweltschädlich erwiesen, zudem ist sie aufwändig in der Verarbeitung.

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Die DITF und das Hohenstein Institut für Textilinnovation haben alternative mikroporöse Membranlaminate auf Basis von Polypropylen (PP) und Polyester (PES) entwickelt. Durch die Membranen mit winzig kleinen Poren passt kein Wasser in flüssiger Form hindurch, wohl aber gasförmig. Das trägt entscheidend zur Schutzfunktion und zum Tragekomfort bei. Der Vorteil gegenüber dem häufig verwendeten Fluorpolymer ist die geringere Umweltbelastung bei ihrer Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung. Ein weiterer Vorteil: Die Regenjacken aus dem neuen Stoff rascheln nicht und sind besonders leise und daher bequem zu tragen.

Großes Interesse an innovativen Stoffen

Weitere Projekte zu leichteren und weniger steifen Chemikalienschutzanzügen, sensorischen Schutzhandschuhen oder strapazierfähigen Zwirngarnen laufen parallel. Der Bedarf und das Interesse an innovativen Stoffen sind groß. "Wir arbeiten sowohl für öffentliche Auftraggeber als auch für und mit Herstellern aus der Textilbranche", erklärt Dr. Marc Philip Vocht. Die Workwear-Branche beobachtet diese Entwicklung genau: Schon jetzt sind Jacken aus alten PET-Flaschen, T-Shirts, die sich kompostieren lassen, Arbeitskleidung aus Bananenfasern und Hosen, bei denen der Wasserverbrauch im Produktionsprozess um ein Vielfaches verringert wird, am Markt. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft bringt.

Über die Forschungsinstitute (DITF) Die DITF sind das deutsche Kompetenzzentrum für alle textilen Fragestellungen. Durch die Kombination von Textilchemie und textiler Verfahrenstechnik bieten die Institute ganzheitliche Problemlösungen entlang der gesamten textilen Kette an – von der Faserherstellung und -aufbereitung bis zur Erzeugung und Veredelung textiler Flächen.

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Text: / handwerksblatt.de

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