Eine gute Versicherung kann im Schadensfall Gold wert sein. Daher lohnt es sich, sich genau zu informieren.

Eine gute Versicherung kann im Schadensfall Gold wert sein. Daher lohnt es sich, sich genau zu informieren. (Foto: © racorn/123RF.com)

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Betriebs-Haftpflicht: So wird aus Fehlern kein Fiasko!

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das heißt: Jeder macht mal einen Fehler. Die betriebliche Haftpflichtversicherung schützt dann zu­mindest vor den finanziellen Folgen.

Es ist wie im Privaten: Die wichtigste Police für Sie und Ihren Betrieb ist eine Haftpflichtversicherung. Denn Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche von Geschädigten können schnell in den Ruin führen. Schließlich haften Unternehmer für im Rahmen Ihrer betrieblichen Tätigkeit verschuldete Schäden an Personen und Sachen sowie für Vermögensausfälle unbegrenzt. Die gesetzliche Haftung lässt sich nicht abschütteln – die finanziellen Folgen indes schon. Deshalb ist die betriebliche Haftpflichtversicherung ein absolutes Muss für jeden Handwerksbetrieb.

Was viele gar nicht wissen: Die Betriebs-Haftpflicht enthält automatisch eine kleine Rechtsschutzversicherung. Hier profitiert der Kunde also gleich doppelt. Im Prinzip ist jede Haftpflichtversicherung eine Art Two-in-One-Police. Das bedeutet, dass der Versicherer im Schadenfall zunächst prüft, ob der gegen den Kunden gestellte Anspruch tatsächlich berechtigt ist. Dann zahlt die Haftpflichtversicherung den entstandenen Schaden bis zur Höhe der vereinbarten Versicherungssumme. Die richtige Versicherungssumme ist also enorm wichtig. Sollte sich bei der Prüfung des Sachverhalts jedoch herausstellen, dass die Forderung gegen den Betrieb überzogen oder gar ungerechtfertigt ist, dann wehrt die Versicherung diese unrealistische Forderung ab – zur Not auch vor Gericht – und kommt für Anwalts- und Gerichts- sowie Gutachterkosten auf. Das ist die integrierte Rechtsschutzfunktion.

Günstige Zeiten für Versicherungsabschlüsse

Die Betriebs-Haftpflicht kommt auch für Schäden auf, die Mitarbeiter anrichten. In der Regel ist sogar die Privat-Haftpflicht für den Inhaber und seine Familie mit eingeschlossen. Wenn nicht: Fragen Sie nach. Der kostenlose Einschluss ist heute kein Problem. Überhaupt ist die Zeit für Kunden derzeit günstig. Der Wettbewerb im gewerblichen Versicherungsbereich nimmt zu. Viele Vermittler sehen sich nach neuen Zielgruppen um. Die Zeiten, in denen die Versicherungsgesellschaften Gewerbekunden die Daumenschrauben angezogen haben, sind passé. Die Gesellschaften sind aktuell recht entgegenkommend. Und diese Situation sollten Handwerker nutzen, um ihren bestehenden Versicherungsschutz zu überprüfen. Das ist ohnehin alle ein bis zwei Jahre ratsam. Allerdings empfiehlt es sich, dabei einen versierten Berater hinzuzuziehen. Das kann der neutrale Unternehmensberater von der zuständigen Handwerkskammer sein oder der bestens mit dem Betrieb vertraute Versicherungsvertreter (siehe auch "Beratungsmöglichkeiten").

An der Beratung zu sparen, lohnt selten. Denn es gibt große Preisunterschiede, wie die Tabelle beispielhaft zeigt. "Wir sind spezialisiert auf Bedingungsvergleiche und sehen deutliche Unterschiede zwischen den Anbietern", bestätigt Christian Wiemann, Geschäftsführender Gesellschafter von eXulting GmbH & Co. KG, der die Ausschreibungsplattform brokingX betreibt, die für unsere Leser die Preisbeispiele gerechnet hat. Die Plattform hilft registrierten Maklern, Preise und Leistungen systematisch zu vergleichen.

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Wichtig: Umfassender Versicherungsschutz

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Gerade in der Betriebs-Haftpflichtversicherung ist die Leistung aber mindestens so wichtig wie der Preis. "Handwerksbetriebe sind gut beraten, umfassende Deckungskonzepte abzuschließen und dafür eine höhere Jahresprämie in Kauf zu nehmen. Die Kosten aus einem nicht mitversicherten Schadensfall sind typischerweise höher als der verlockende Preisvorteil", warnt Wiemann. Und wer gerade seinen Versicherer wechselt oder neu auswählt sollte seiner Meinung nach unbedingt auf Updates beziehungsweise Innovationsklauseln achten. Die sichern zu, dass der eigene Versicherungsschutz an künftige Nachbesserungen des Versicherers angepasst wird.

Die Herangehensweise der Versicherer ist zum Teil unterschiedlich. Manche bieten den Haftpflichtschutz nach Art des Baukastenprinzips an. Dabei wählt der Handwerksbetrieb die Versicherungsbausteine aus, die er absichern möchte. Vorteil: es wird nichts Überflüssiges versichert. Nachteil: Es erfordert eine genaue Auseinandersetzung mit dem Thema. Doch ohne entsprechende Mühe im Vorfeld geht es im Grunde nicht. Das versprechen zwar ganzheitliche Ansätze für bestimmte Berufsgruppen oder Existenzgründer. In solchen Komplettpaketen sind aber mitunter Dinge eingeschlossen, die der Betreffende gar nicht benötigt, für die er jedoch Beitrag zahlt.

Passende Anbieter finden

Es gibt gut 200 Schadenversicherungsgesellschaften. Die meisten sind auf Privatkunden fixiert. Einen guten Gewerbeversicherer zu finden ist nicht einfach. Wichtig ist, dass er zum Betrieb passt; dass er praktisch die gleiche "Sprache" spricht. Denn, jeder Betrieb ist anders und jedes Gewerk hat seine typischen Haftungsrisiken. Berater (siehe "Beratungsmöglichkeiten") helfen bei der Suche. Eine aktuelle Umfrage unter Versicherungsmaklern hat jetzt deren Favoriten ermittelt. Demnach ist die VHV Allgemeine Versicherung AG aus Hannover Maklers-Liebling. Sie blickt vor allem im Baugewerbe auf eine lange Tradition. Asscompact-Trends listet mit der R+V Allgemeine Versicherungs-AG (Platz 4) und Signal Iduna Allgemeine Versicherung AG (Platz 9) gleich zwei weitere handwerksnahe Anbieter unter den Top-Ten auf. 

Die Spezialisten warten mit der einen oder anderen Besonderheit auf. So ist beispielsweise in der Tarif-Variante Exklusiv des Haftpflichtbausteins "MeisterpolicePro" der Signal-Iduna eine erweiterte Produkthaftpflichtdeckung enthalten. Damit ist der Handwerker zuschlagsfrei auch als Produkthersteller versichert. Die Kosten, die einem Dritten durch die Weiterbe- und verarbeitung eines fehlerhaft hergestellten Produktes des Handwerkers entstehen, sind mitversichert. "Diese Folgeschäden sind am Markt regelmäßig nur gegen Aufpreis zu versichern", betont Signal-Iduna-Vorstand Dr. Stefan Kutz. Auch die im Verbund mit den Sparkassen agierenden Versicherer bieten spezielle Tarife für Handwerker an. Bei der Westfälischen Provinzial Versicherung in Münster stammen inzwischen mehr als 40 Prozent der Betriebs-Haftpflichtbeiträge aus dem Handwerksbereich. "In der Betriebs-Haftpflichtversicherung für das Handwerk sind über 800 Betriebsarten versicherbar", erläutert dazu Provinzial-Vorstand Stefan Richter.

Grunddeckung und Zusatzbausteine

Betriebs-Haftpflicht 

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Jeder macht mal einen Fehler. Die betriebliche Haftpflichtversicherung schützt dann zumindest vor den finanziellen Folgen. Etwa wenn Kunden, Anwohner oder andere Geschädigte, den Betrieb für einen Personen- oder Sachschaden haftbar machen. Versichert sind auch Vermögensschäden im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit. Die Obergrenze für die Erstattung bildet die jeweilige Versicherungssumme. Die Höhe richtet sich nach der Gefährdungslage und den zugrunde liegenden Werten. Achten Sie in jedem Fall auf eine ausreichende Deckung, gegebenenfalls auch im benachbarten Ausland. Wichtig ist meist auch eine Vorsorge-Deckung für mögliche neu hinzukommende Risiken sowie eine Nachhaftung für Schäden, die nach Beendigung des Betriebs noch anfallen könnten. Schadenbeispiel: Der Klassiker ist, wenn bei einer Reparatur in der Wohnung des Kunden ein Mitarbeiter etwas beschädigt, zum Beispiel dessen Fußboden. Dann kommt die Haftpflichtversicherung für den Schaden auf und zwar bis zur Höhe der Versicherungssumme für Sachschäden.

Umwelthaftpflicht

Wenn durch die betriebliche Tätigkeit ein Schaden an der Umwelt entsteht, kann der Betriebsinhaber als Verursacher haftbar gemacht werden. Die deutschen Umweltvorschriften entsprechen traditionell einem sehr hohen Standard. Wer also mit Mitteln (z.B. Chemikalien, Heizöl) arbeitet, die durch Einwirken in Boden, Luft oder Wasser geeignet sind, Umweltschäden nach sich zu ziehen, sollte diese Deckung in die Betriebs-Haftpflichtversicherung unbedingt einschließen. Im Rahmen der normalen Betriebs-Haftpflichtpolice ist das meist nicht gedeckt. Das kostet zwar extra Beitrag, aber der Schutz schützt vor ruinösen Folgen und schließt die Kosten zur Entsorgung und Renaturierung mit ein. Schadenbeispiel: Nach Schweißarbeiten in einem chemischen Betrieb tropft durch eine undichte Naht eine Chemikalie aus der Rohrleitung und sickert in einen nahegelegenen Bach. Dadurch kommt es in der benachbarten Forellenzucht zu einem Fischsterben.

Produkthaftpflicht 

Die Haftung für fehlerhafte Produkte ist nicht minder streng als die für die Umwelt. Sie gilt übrigens in der gesamten EU und zwar unabhängig davon, ob den Hersteller ein Verschulden trifft (Gefährdungshaftung). Ein Produkt ist nach dem Produkthaftungsgesetz bereits dann „fehlerhaft“, wenn beispielsweise die Gebrauchsanweisung missverständlich ist. Besonders gefährlich ist, wenn ein fehlerhaftes Produkt beispielsweise von einem Touristen in die USA gelangt. Dort gelten noch strengere Regeln und höhere Schadensersatzforderungen. Achten Sie daher im Zweifel auch auf Deckung für sogenannte "indirekte Exporte". Oft ist die Produkthaftpflicht in der normalen Betriebs-Haftpflichtversicherung eingeschlossen. Nachfragen schafft Sicherheit!

Checkliste: Beratungsmöglichkeiten

Je komplexer der Betrieb, desto wichtiger ist eine fachkundige Beratung. Bei Ihrer Steuererklärung ziehen Sie im Zweifel ja auch einen Experten hinzu. Die Versicherung Ihrer beruflichen Existenzgrundlage ist nicht minder wichtig, teuer und tückisch. Als Handwerksmeister stehen Ihnen folgende Berateralternativen zur Verfügung:

Text: / handwerksblatt.de

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