Sticht bei heißen Themen auf Instagram gerne zu und versucht, seine Community aus der Reserve zu locken: SHK-Meister Kristijan Cacic aka @insta_llateur

Sticht bei heißen Themen auf Instagram gerne zu und versucht, seine Community aus der Reserve zu locken: SHK-Meister Kristijan Cacic aka @insta_llateur (Foto: © privat)

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Influencer im Handwerk #002 Kristijan Cacic

Kristijan Cacic ist wie ein digitaler Heilpraktiker: Auf Instagram drückt der SHK-Meister mit seinen Posts auf die Schmerzpunkte der Handwerker. Doch der Mitinitiator von #lustaufhandwerk will sie nicht nur schreien hören, sondern ihnen helfen, in den Sozialen Medien sichtbarer zu werden.

Kristijan Cacic ist als "@insta_llateur" bei Instagram zu finden. Der SHK-Meister  ist ein Mann der klaren Worte – die er einem im schönsten Berliner-Dialekt am Telefon entgegenschleudert. 

Cacic: Das kann doch nur das Deutsche Handwerksblatt sein. Hallo, hier ist der Kristijan. Wie geht's dir? 

DHB: Sehr gut. Vielen Dank. Ist man als Social-Media-Akteur gleich mit jedem beim Du?
Cacic: Definitiv. In den sozialen Netzwerken darf man keine Berührungsängste haben. Wer sich dort tummelt, muss damit klarkommen, dass ich ihn oder sie duze. 

DHB: Christoph Krause hat dich als nächsten Interviewpartner empfohlen. Ihr scheint euch schon ziemlich lange und gut zu kennen. Wie kam es dazu?
Cacic: Ich kenne ihn schon eine ganze Weile. Unsere Wege haben sich immer mal wieder gekreuzt. Er ist ein faszinierender Typ. Der ballert Content zur Digitalisierung im Handwerk wie ein Maschinengewehr raus. Nach einem solchen Event bin ich auf ihn zugegangen, und wir haben uns connected. Vor drei, vier Jahren habe ich ihn als Impulsgeber zu unserem Barcamp eingeladen, das wir als SHK-Innung Berlin organisieren. Christoph ist ein Macher, ich eine Rampensau. Das passt einfach zusammen. 

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DHB: Christoph Krause sagte auch, dass du deine Innungskollegen mit deinen Social-Media-Aktivitäten verzauberst. Was meint er damit? 
Cacic: Seien wir mal ehrlich: Seit Jahrzehnten ist unser Image kaputt. Dabei gibt es so viele tolle Handwerker, von denen die Kunden und der Nachwuchs aber nichts wissen. Meine Aufgabe ist es, dass wir wieder sichtbarer werden. Dabei können uns die Digitalisierung und die sozialen Medien helfen. Einige Kollegen denken, wenn sie einen Internetanschluss haben, dann ist das schon Digitalisierung. Denen möchte ich zeigen, dass es noch ein paar Stufen darüber gibt. Ich versuche, technologisch immer schon drei, vier Schritte im Voraus zu denken und möchte unsere Innungsmitglieder dabei natürlich mitnehmen. Meine Mission ist es, all diese tollen Handwerker miteinander zu vernetzen, damit sie die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen.

DHB: Wie gehst du das an? 
Cacic: Seit zweieinhalb Jahren bin ich als "@insta_llateur" bei Instagram. Davor war ich dort schon ein Jahr privat vertreten. In dieser Zeit habe ich mir in der Handwerker-Community ein gewisses Standing aufgebaut. Viele Themen der Verbandsarbeit sind ein bisschen sperrig. Ich versuche, sie in meinem Netzwerk für alle verständlich herunterzubrechen. Das ist ein Mordsbrett, aber wir müssen es bohren, damit das Handwerk sichtbarer wird in der Öffentlichkeit. Meine Art zu bohren, ist plakativ und provokativ. Das bringt mir sehr oft Kritik ein. 

DHB: Wie entkräftest du deine Kritiker?
Cacic: Indem ich ihnen zeige, was man mit Instagram alles erreichen kann. 

DHB: Hast du dafür ein Beispiel?
Cacic: Unter dem Motto "Handwerk und Digitalisierung" habe ich mit sieben Leutchen aus der Innung im September 2018 einen Unternehmertag auf die Beine gestellt. Wir hatten zwölf Start-ups zu Gast, die zu dem Zeitpunkt bundesweit up to date waren und die kurze Impulsvorträge gehalten haben. Außerdem waren der Bundesverband ZVSHK in Berlin am Start. Die Königsdisziplin war aber, dass wir die CEOs all der fetten Plattformbetreiber auf der Bühne hatte: MyHammer, Banovo, Thermondo. Das ist alles über das Instagram-Netzwerk entstanden. 

DHB: Warum hast du dich eigentlich gerade für Instagram entschieden? 
Cacic: Bei Instagram habe ich den geringsten Hate und die Interaktion mit den Leuten, die mir folgen, ist sehr gut. Das sind alles echte Handwerker, keine gekauften Follower. Eine organisch aufgebaute Community, wie man das bei Instagram nennt. 

DHB: Wie sieht diese Interaktion aus? 
Cacic: Ich bin seit 20 Jahren selbstständig und kenne die Schmerzpunkte im Handwerk. Auf die drücke ich einfach und dann merke ich, wie ein Aufschrei durchs Land geht. Völlig ausgeflippt sind die Leute etwa beim Thema "Archie Whole" (Arschloch-Kunden). Das habe ich als kleine Serie auf Instagram gestartet, quasi als Slapstick-Einlage, indem ich die Konflikte mit den Kunden verfilmt und auf Instagram gezeigt habe, und die Aufklärung, wie ich mit der Situation umgehen würde, ausführlicher auf meinem YouTube Kanal erklärt. Ich pöble also nicht nur rum, sondern helfe den Leuten und unterstütze gerade die jungen Handwerker, nicht in die gleichen Fallen zu tappen, wie ich in meiner Anfangszeit.

DHB: Hast du noch ein Beispiel?
Cacic: Monteure und die Ordnung in ihren Fahrzeugen ist auch so ein Schmerzthema. Also habe ich letztens in die Community hinein gefragt: Spielt ihr eher für das Team Apotheke oder für das Team Chaos? Daraufhin habe ich tonnenweise Bilder geschickt bekommen, wie es morgens auf den Sitzen der Kundendienst-Fahrzeugen aussieht. Die Fotos habe ich repostet und gezeigt, wie es auch besser geht. Zu dieser Zeit hatte ich auch eine Kooperation mit dem Fahrzeugausstatter Bott laufen. Das ließ sich gut miteinander verbinden. Solche Aktionen können aber auch weitergesponnen werden. Michael Hoffschroer von der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg hat die Idee aufgegriffen und die Leute dazu aufgefordert, ihre Schreibtische zu fotografieren. Anschließend habe ich noch einen draufgesetzt und gefragt, ob die Digitalisierung zum papierlosen Büro führt. 

DHB: Mit Christoph Krause und der Handwerkskammer Koblenz, für deren Kompetenzzentrum Digitales Handwerk er arbeitet, verbindet dich aber noch etwas. 
Cacic: Das stimmt. Zu denen habe ich einen mega-guten Draht. Die Koblenzer haben mich beim wichtigsten und geilsten Thema, das ich bislang mit auf die Spur gebracht habe, von Anfang an unterstützt: #lustaufhandwerk. Das ist mittlerweile zu einer viralen Geschichte geworden. Das dürfte auch daran liegen, dass die Handwerkskammer Koblenz einen Werbefilm für "Lust auf Handwerk" gesponsert hat. 

DHB: Du bist also einer der Mitinitiatoren. Wie ist "#lustaufhandwerk" entstanden? 
Cacic: Das weiß ich noch ganz genau. Am 24. September 2018 saßen Thorsten Moortz und ich bei ihm am Küchentisch. Wir haben uns gefragt: Wie lassen sich die Handwerkerinnen und Handwerker, die sich auf Instagram tummeln, bündeln? Einen eigenen Kanal dafür aufzubauen, wäre zu aufwändig gewesen. Also haben wir einen Hashtag genommen.

Nun sind zwei Jahre vergangen. Viele aus dem Handwerk nutzen #lustaufhandwerk und wir kratzen an der Marke von 100.000 Beiträgen. Gar nicht schlecht für ein paar Handwerker, die sich zwischen all den Fitness-, Food- und Fashion-Bloggern behaupten müssen. Eines möchte ich aber betonen: #lustaufhandwerk ist keine One-Man-Show. Am Erfolg sind alle Handwerkerinnen und Handwerker beteiligt, die den Hashtag pushen. Und es soll noch besser werden. Seit einem dreiviertel Jahr sind wir dabei, die Aktion auf die nächste höhere Ebene zu heben. Aber zum jetzigen Zeitpunkt darf ich noch nichts dazu verraten. 

DHB: Auf Instagram zeigst du ja, wie es im SHK-Handwerk auf der Baustelle zugeht. Stört es die Kunden eigentlich nicht, wenn du während der Arbeit filmst oder fotografierst? 
Cacic: Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich bin seit sechs oder sieben Jahren im Luxusbad-Segment unterwegs. Wenn ich meine Kunden im Vorfeld darüber aufkläre, dass ich sehr aktiv auf Social Media bin und ihnen anbiete, das Bauvorhaben als Film zur Verfügung zu stellen, habe ich meistens freie Bahn. Abgesehen davon ist es ja mir überlassen, ob ich wegen meiner Social-Media-Aktivitäten eine Stunde länger auf der Baustelle bleibe. Nach dem Abschluss des Projekts können sie sich den Umbau des Badezimmers im Zeitraffer anschauen. Aus 24 Tagen mache ich elf Minuten, die man sich dann direkt auf meinem YouTube Kanal anschauen kann.

DHB: Wie viel Zeit investierst du für die Social Media?
Cacic: Bei Instagram checke ich jeden Tag ab, was die Community bewegt. Einige heiße Themen picke ich mir heraus und steche dann hinein. Das kostet mich circa eine Stunde. Wenn ich eine eigene Aktion am Start habe, können es schon mal zwei, drei Stunden werden. Die wenigste Zeit geht dabei für die Filmerei und die Nachbearbeitung des Beitrags drauf, sondern für die Interaktion. Ich antworte auf jeden Kommentar und jede private Mitteilung. Das ist mir ganz wichtig. Aktionen wie das Takeover für "Wir sind das Handwerk" sind eher die Ausnahme. Das hat mich 14 Stunden gekostet, aber auch eine krasse Reichweite beschert. Ich habe damit knapp 8.000 Menschen gepackt, aber auch 500 neue Follower auf meinen Account geholt. 

DHB: Was hast du aus deiner Präsenz bei Instagram gelernt? 
Cacic: Inzwischen kenne ich die "Go‘s" und "No-Go‘s". Viele machen beispielsweise immer wieder denselben Fehler. Die verzweifeln richtiggehend daran, dass sie ihre Reichweite nicht steigern können. Aber wenn du jeden Tag um halbzehn einen Kaffeepott postest und "Jetzt erstmal Pause" dazuschreibst, dann interessiert das irgendwann keinen Menschen mehr. Du musst den Leuten schon mehr geben, ihnen etwas aus deinem Leben und deinem Betrieb erzählen. Sie brauchen einen Trigger.

Ich zeige den Leuten, wie geil meine Firma ist, wie geil meine Autos sind, wie Scheiße es aber auch manchmal sein kann und wie man damit umgeht. Das kommt an. Ich kann dir mal Screenshots zeigen. Da frage mich Mitarbeiter anderer Betriebe, ob sie bei mir anheuern können. Dahin möchte ich die restlichen 95 Prozent der Handwerker bringen, die noch nicht sichtbar sind. 

DHB: Wie willst du das denn schaffen? 
Cacic: Als Dienstleister. Ich werde allen aus dem Handwerk, die sich noch nicht trauen, auf Social Media sichtbar zu sein, dabei helfen, sichtbar zu werden. Das wird eine spannende Reise. 

DHB: Willst du deinen Betrieb etwa zumachen? 
Cacic: Nein, das nicht, aber mir geht schon seit einiger Zeit so ein neues Ding durch den Kopf. Denn egal, wo ich hinkomme: Die Leute hören mir zu. Deshalb möchte ich ab nächstem Jahr so eine Art von Hybrid-Dasein fristen. Ich will zwei Tage die Woche bei Innungen, Kreishandwerkerschaften oder Betrieben als Trainer arbeiten und die restliche Zeit als Vollbluthandwerker weitermachen. 

DHB: Und schon sind wir fertig mit dem Interview. Bleibt noch die Frage: Mit wem sollte ich nach dir sprechen?
Cacic: Auf jeden Fall mit Selim Fritz und seinen Jungs von "DachPro". Das ist eine mega-geile Truppe. Die machen Social Media nochmal auf einem ganz anderen Level. Sie haben über 60.000 Abonnenten auf YouTube. Bei Instagram sind es über 15.000, die ihm folgen. An die 100.000 Follower sind es bei TikTok. Ansonsten fällt mir noch Christian Morgenstern ein. Der ist unter "blitzschutz agri" in der Instagram-Community so ein bisschen für den Spaß zuständig. Mein dritter Vorschlag wäre die Eva-Maria Keilbach. Sie ist Glasermeisterin bei Fensterbau Keilbach und hat unter dem Namen "emkunst" einen mega-coolen Instagram-Auftritt. 

Steckbrief

Name: Kristijan Cacic

Alter: fühlt sich wie 26, ist aber 40+

Abschluss: Meister

Gewerk: Sanitär, Heizung, Klima (SHK)

Betrieb: Installateurmeister Kristijan Cacic

Ort: Berlin

Mitarbeiter: aktuell 4.344 ;)

Internetauftritt: saniboy.de

Influencer im Handwerk #001Zum Interview mit Christoph Krause geht's hier.

Influencer im Handwerk #003,5 Zum Interview mit Selim Fritz & Co. geht's hier.

Text: / handwerksblatt.de

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