Nur ein Zimmerer sieht, wie ein Zimmerer arbeitet: Carsten Stork (r.) setzt das ZEP-Team von Eugen Penner mit seinen professionellen Fotos und Videos gekonnt in Szene.

Nur ein Zimmerer sieht, wie ein Zimmerer arbeitet: Carsten Stork (r.) setzt das ZEP-Team von Eugen Penner mit seinen professionellen Fotos und Videos gekonnt in Szene. (Foto: © ZEP-Team)

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Influencer im Handwerk #004,5 Eugen Penner & Co.

Neben einem super-professionellen Internetauftritt glänzt das ZEP-Team von Eugen Penner vor allem auf Instagram. Für Fotos, Videos und Texte ist Carsten Stork verantwortlich.

Chef, Social-Media-Manager, Masseur – alle Zimmerer. Eugen Penner führt die #zeparmy aus Bielefeld an. Beim Gespräch mit handwerksblatt.de steht ihm Carsten Stork zur Seite. Physiotherapeut Joschi darf nix sagen. Er muss sich freitags um die verhärteten Muskeln der Zimmerer und Dachdecker kümmern.

DHB: Ich dachte erst, Selim macht einen Witz als er beim Interview erzählte, dass er letztens bei euch gewesen sei und eine Massage bekommen habe. 
Eugen: Ist es aber nicht. Wir haben jeden Freitag einen Physiotherapeuten hier, und wenn wir Gäste haben, kommen sie immer als Erste dran. 
Carsten: Joschi hat Zimmerer gelernt, so wie wir. Jetzt ist er Masseur. Aber er gehört zur Truppe. Wenn er freitags bei uns ist, quatscht er erstmal mit jedem. Wenn man Beschwerden hat, legt man sich bei ihm auf die Liege und dann geht’s los. Da wird aber nicht nur drei Minuten ein bisschen geknetet, sondern er ist manchmal eine halbe oder dreiviertel Stunde mit einem zu Gange. 
Eugen: Außerdem grillen wir jeden Freitagnachmittag. 
Carsten: Unterm Strich sind wir eine riesengroße Familie. Ich habe das auch von Außenstehenden gehört: "Ihr kloppt ja Stunden ohne Ende!" Wenn die morgens zur Arbeit fahre, stehen unsere Autos da. Wenn sie abends nach Hause fahren, stehen unsere Autos immer noch da. Du siehst: Wir sind gerne in der Firma. Nicht jeden Tag nach Feierabend, aber die meisten bleiben am Freitag schon noch ne Stunde länger hier. 
Eugen: Manchmal müssen wir die richtiggehend rausschmeißen. 

DHB: Dass die Chemie bei euch stimmt, dürfte es doch leichter machen, an gute Leute zu kommen, oder? 
Eugen: Genau. Wir wollen die besten Leute kriegen. Handwerklich müssen sie nicht perfekt sein, aber sie müssen Bock darauf haben, bei uns zu arbeiten. Mit unserem Spirit kommt aber nicht jeder klar. Wir hatten mal einen Dachdeckermeister hier. Der hat es nur drei Wochen ausgehalten. Aus seiner alten Firma kannte er das nicht, dass alles so gut organisiert ist und dass mit dem Tablet gearbeitet wird. 
Carsten: Eugens Credo ist: Jeder, der bei ihm anfängt, kriegt ein neues Firmenhandy. Ganz egal ob Samsung oder Apple. Dadurch ist die ganze Firma miteinander vernetzt. Für jedes Projekt gibt es eine WhatsApp-Gruppe. Darin werden alle Leute eingeladen, die an dem Projekt arbeiten. Da wird mega-viel kommuniziert und alles direkt untereinander geklärt. Das ist schon krass. So etwas habe ich noch in keiner anderen Firma gesehen. 

DHB: Was macht denn diesen besonderen Spirit des ZEP-Team aus? 
Eugen: Bei allem Stress wollen wir maximalen Spaß haben. Man soll gar nicht merken, dass man arbeitet. Wir sind erst zufrieden, wenn wir unser Tagesziel erreicht haben und auch der Kunde zufrieden ist. 

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Die #zeparmy aus Bielefeld mit ihrem Anführer Eugen Penner (5.v.r.) Foto: © ZEP-TeamDie #zeparmy aus Bielefeld mit ihrem Anführer Eugen Penner (5.v.r.) Foto: © ZEP-Team

 

DHB: Dass ihr Spaß bei der Arbeit habt, kann man täglich auf Instagram verfolgen. Seit wann ist das ZEP-Team dort vertreten?
Carsten: Ich habe mal nachgeschaut. Seit dem 1. August 2015. 
Eugen: Ein guter Freund von mir meinte damals: "Hey, ihr müsst unbedingt zu Instagram! Da ist einen Sattler für Motorräder, der kriegt darüber Aufträge und gutes Feedback." Also haben wir gesagt: "Gut, dann machen wir das auch!" Am Anfang hat meine damalige Freundin Marlene von Tiesenhausen mir dabei geholfen, die in einer Marketingabteilung arbeitet. 
Carsten: Eugen hat den Content selbst produziert und so hochgeladen, wie er Lust und Laune hatte. Dann ist es irgendwann eingeschlafen.
Eugen: Neben Instagram muss ich mich ja auch noch um Aufträge, Mitarbeiterführung und Buchhaltung kümmern. Wenn man Social Media erst mal nur als Nebenprodukt sieht, dann beschäftigt man sich eben auch nur so la la damit. Inzwischen haben wir die Pflege unserer Social-Media-Kanäle zum größten Teil an Carsten abgegeben. 
Carsten: Im September 2020 habe ich angefangen, regelmäßig zu posten. Bis dahin hatte Eugen 2.300 Follower. Einen Monat später waren es schon 1.000 Abonnenten mehr. Bis Ende Oktober habe ich das alles noch nach der Arbeit gemacht oder habe Urlaub dafür  genommen. Ich war zwölf Jahre in der Firma meines Vaters beschäftigt. Seit Anfang November bin ich selbstständig und arbeite nun auf eigene Tasche. Ich fotografiere, texte, drehe Videos und biete Drohnenvermessung an. 
Eugen: Man sieht den Fotos und den Videos an, dass Carsten vom Fach ist. Er weiß, wie Zimmerer arbeiten. Ich denke, dass das gerade die Leute aus dem Handwerk anspricht. 

Die Social-Media-Kanäle des ZEP-Teams Das ZEP-Team auf Instagram, auf facebook und auf YouTube.  

DHB: Plant ihr die Posts bei Instagram oder ergibt sich das eher spontan?
Carsten: Wir planen die Posts mit dem Programm "Later" eine Woche im Voraus, aber lassen uns immer noch den Raum, spontan etwas dazwischen schieben zu können. Wie etwa Eugens Geburtstag. Da habe ich dann etwas Anderes für rausgenommen. 

DHB: Habt ihr bestimmte Themen, die immer wieder auftauchen? 
Carsten: Wir haben kein festes Konzept. Gut planbar sind die Posts, in denen wir die Mitarbeiter vorstellen. Dazu habe ich von allen Porträts geschossen, die das ZEP-Team in einem einheitlichen Look zeigen. Ansonsten fahre ich mit meiner Kamera die Baustellen ab und mache dort meine Aufnahmen. Danach schaue ich mir die Fotos an und überlege, was man wozu am besten schreiben kann. Im Grunde genommen sind die Beiträge sehr aktuell. Meistens aus derselben Woche, manchmal noch aus der Vorwoche. 

DHB: Wer sind eure Follower bei Instagram?
Eugen: Locker die Hälfte dürften Kollegen aus dem Handwerk sein. Der Rest teilt sich in Lieferanten und Kunden auf. Wir merken, dass uns die Leute beobachten. Roto reagiert sehr krass auf die Beiträge. Sie nehmen unseren Flow mit und nutzen unsere Reichweite. Nicht über Instagram, sondern für ihr Marketing. Wenn bei denen neue Produkte auf den Markt kommen, nehmen sie manchmal die Bilder unserer Firma als Sprungbrett. Aber auch über Facebook und über meinen Whats-App-Status kommt viel zurück. 

DHB: Wer ist die Zielgruppe eurer Beiträge?
Eugen: Die Stories richten sich ganz klar an die Leute, die uns folgen. In den Feeds ist es sehr wichtig, gepflegt rüberzukommen und zu zeigen, wie gut und zuverlässig wir arbeiten. Da dürfen wir nicht übertreiben, sondern jeder muss sofort versteht, was wir damit sagen wollen. Schließlich sehen sich das unsere Bestandskunden, aber auch neue Kunden an. Über Instagram erreichen wir aber auch gut den Nachwuchs. Ganze Klassen gucken sich die Beiträge an und kommen dann auf unsere Internetseite. Und letztlich ist es auch eine Wertschätzung für die geile Arbeit meiner Mitarbeiter. 

DHB: Achtet ihr darauf, wie die Posts laufen und was kommentiert wird? 
Carsten: Das schon. Uns ist die Meinung anderer wichtig, weil wir daraus Inspiration für die eigene handwerkliche Arbeit oder für unsere Social-Media-Aktivitäten beziehen. Andere sind nur darauf gedrillt, eine Gegenfrage zu stellen, um mehr Traffic zu generieren, Reichweite aufzubauen oder um besser gerankt zu werden. Das steht bei uns nicht so im Fokus. 
Eugen: Das Feedback ist ganz wichtig für alle Bereiche. Man sieht etwas Cooles oder entwickelt eine Idee noch ein Stückchen weiter. Instagram gefällt mir, weil es kaum negativen Content gibt. Deshalb sind wir auch so ein bisschen weg von Facebook. Alle Beiträge, die wir bei Instagram einstellen, werden nur noch dorthin kopiert, plus ein paar Gimmicks, die wir teilen. 

DHB: Achtet ihr darauf, wie sich die Zahl der Abonnenten entwickelt? 
Carsten: Die Zahl der Abonnenten ist nicht alles. Ob da oben 3.000 oder 10.000 stehen, wäre mir scheißegal. Viele unterschätzen die eigene Reichweite. In der Region nimmt man uns wahr. Wir haben Anfragen vom Fernsehen gekriegt. Die Redakteure haben gesagt: "Wir beobachten euch schon seit Wochen. Das ist krass, was ihr macht. Wir wollen bei euch drehen."
Eugen: Die Handwerkskammer, Mitbewerber, Lieferanten – alle checken uns ab. Unsere Reichweite verschafft uns auch bessere Konditionen. Wenn wir Material kaufen, brauchen wir nicht lange zu verhandeln. Da werden gleich gute Kurse aufgerufen. Vier, fünf Prozent Skonto ohne lange zu schnacken. Andererseits geben wir aber auch unsere Reichweite gerne weiter und versuchen damit, ein paar Leuten hochzuhelfen. 

DHB: Wen habt ihr zuletzt so unterstützt?
Eugen: Wir haben da einen Fahrzeugausbauer an der Hand. Der bestückt jetzt zwei unserer Bullies mit allem, was geht: einem heftigen Regalsystem, Kompressor, Strom, Mikrowelle, Wasserkocher, Heizung. Die Jungs sind mir beim Preis entgegengekommen. Im Gegenzug werden wir demnächst eine kleine Doku über sie machen. Das haben wir bei Instagram und Facebook nur angekündigt. Alleine dadurch hat der Fahrzeugausbauer schon so viele neue Kunden bekommen, dass er gar nicht weiß, wohin damit. Der Effekt dieser Posts ist manchmal ganz schön riesig. 

DHB: Ihr selbst scheint ja gut ausgelastet zu sein. Braucht ihr Social Media denn wirklich noch, um an Aufträge zu kommen?
Eugen: Ja, aber in Zukunft wird es mehr darauf ankommen, die richtigen Kunden rauszufiltern. Das können wir ja steuern. 

DHB: Wie denn?
Eugen: Ab dem nächsten Jahr wollen wir unsere Lieblingsarbeit in den Fokus stellen: Dächer zum Wohnen ausbauen, Anbauten, Aufstockungen. Alles, was schwer zu kalkulieren ist. Um diese Kunden reinzuholen, brauchen wir eine gute Basis bei Google, Facebook und Instagram. 

DHB: Das klingt sehr verhalten. Was hält euch von diesem Plan ab? 
Eugen: Erstmal muss Carsten sich mit seiner Selbstständigkeit richtig aufstellen. Wir sind ja nicht seine einzigen Kunden. Wenn er abschätzen kann, wie viel Zeit er für uns hat, können wir ein Konzept entwickeln. Wir haben sehr viel Content, der noch am selben Tag rausgehauen werden müsste. Sonst verpufft er. Vielleicht werden wir uns aber auch umstellen müssen und Stories raussuchen, die unkompliziert rausgehen können. 

DHB: Wie geht es mit Instagram und Facebook bei euch weiter?
Eugen: Wir schlagen nächstes Jahr zwei Kommunikationswege ein. Instagram werden wir vor allem für die Nachwuchswerbung und für den Austausch mit anderen Unternehmen nutzen. Facebook wird als Werbemaschine für die Auftragsakquise wichtig sein. 

DHB: Kommen wir mal zum bewegten Bild. Wann seid ihr bei Instagram TV eingestiegen? 
Eugen: Ich schätze vor ungefähr einem Jahr. 
Carsten: Diese Videos sind aber erst der Anfang. Wir haben einen Kran und einen Aufzug für Dachdecker vorgestellt. Dazu kamen noch ein paar Videos mit der Drohne. Aber das  war eher pillepalle. Wir planen jedoch, richtige Videos für das ZEP-Team zu drehen. Doch der Aufwand ist echt enorm. 

DHB: Selim und Flo von "Dach PRO" scheinen das ganz gut hinzukriegen … 
Carsten: Die beiden filmen mit GoPros oder mit dem Handy. Wir wollen qualitätsmäßig noch drei, vier Stufen höher klettern. Das macht es aber auch aufwändiger. 

DHB: Auf der Homepage des ZEP-Teams wird auch auf den YouTube-Kanal verlinkt. Der letzte Upload eines Videos war dort vor drei Jahren. Habt ihr das Kapitel YouTube geschlossen? 
Eugen: Nein, auch darum werden wir uns 2021 verstärkt kümmern.
Carsten: Obwohl so lange nichts passiert ist, kommen laut Google Analytics nach wie vor viele extrem viele Leute über YouTube auf unsere Internetseite. 

DHB: Wie oft wertet ihr die Ergebnisse von Google Analytics aus? 
Carsten: Spätestens alle drei Monate setzt sich Eugen mit dem Webdesigner und dem SEO-Fachmann zusammen. Ich kümmere mich um Instagram Analytics. Wir haben die Pro-Variante von Later. Da kontrolliere ich regelmäßig, wie die Hashtags laufen und wie viele Story-Views wir haben. Unsere Stories haben richtig Power. Sie werden kontinuierlich 1.600 Mal angeklickt. 98 Prozent davon schauen sich die Story von vorne bis hinten an. 

DHB: Der Internetauftritt des ZEP-Teams wirkt unglaublich professionell. Tolle Bilder und den Kunden werden zahlreiche Optionen, mit dem Betrieb in Kontakt zu treten. 
Eugen: Dafür ist der Urvater unserer Homepage, Grafik-Designer Heiko Meißner, verantwortlich. Er durfte die Seite von Anfang an als Prototypen nutzen und technisch alles ausprobieren, was auf dem Markt ist. 

DHB: Die Live-Chat-Funktion mit der Software Tawk finde ich besonders gut. Sobald man auf der Seite ist, poppt rechts unten auf dem Bildschirm ein Dialogfeld auf und man kann gleich mit eurer Mitarbeiterin Dijandra schreiben. Wird das gut angenommen? 
Carsten: Dijandra ist gerade online. Sie meint, dass die Leute oft darauf reagieren. Jeden Tag, sehr konstant. 
Eugen: Die Chatfunktion wird am meisten genutzt. Wir bieten auch eine Videoberatung über das Smartphone an. Um Zeit und Weg zu sparen, können die Kunden uns kurz erklären, wie wir ihnen helfen können, einen Termin vereinbaren und wir rufen sie dann per Videocall über WhatsApp zurück. Das ist aber noch nicht so gefragt. Vielleicht müssen wir dafür ein bisschen mehr werben. 

DHB: Jetzt seid ihr an der Reihe, mir den nächsten Interviewpartner zu empfehlen. Mit wem soll ich als Nächstes sprechen?
Eugen: Es gibt da dieses Familienunternehmen, das unter dem Namen natur.talente bei Instagram gerade richtig durchstartet. Sie und ihr Mann sind beide Zimmerer. Die fahren auch schon mal sonntags mit ihren Kindern und dem Hund auf die Baustelle. Das ist nochmal ein ganz anderes Format, weil die ganze Familie gezeigt wird. 
Carsten: Das stimmt. Lena und Holger fahren auf einer sehr persönlichen Schiene und haben mit ihrem persönlichen Blog Ende Juni angefangen. Einen Monat später hatten sie 100 Follower. Inzwischen sind es schon über 1.900 Abonnenten. Vor allem im Oktober und November sind die Zahlen bei denen richtig explodiert. 

DHB: Ich habe doch noch eine Frage. Wofür steht eigentlich die Abkürzung ZEP? Das E und das P wahrscheinlich für Eugen Penner, aber das Z … ?
Eugen: Das Z steht für Zimmerei. Es gibt aber auch schon einen anderen Vorschlag. Ich mache gerade den Dachdeckermeister. Ein paar Leute aus meinem Kurs, die nur Schwachsinn im Kopf haben, meinten, dass ich danach das Z durch ein D ersetzen sollte. Dann wären wir das DEP-Team. Ich denke, das lasse ich mal besser.

Steckbrief

Name: Eugen Penner
Alter: 38 Jahre
Abschluss: Meister
Gewerk: Zimmerei/Dachdeckerei
Betrieb: ZEP-Team
Ort: Bielefeld
Mitarbeiter:
rund 30
Internetauftritt: zep-team.de

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Text: / handwerksblatt.de

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