Die Tischlermeister Eric Schaaf (r.) und Frank Gross arbeiten in ihrem Unternehmen „Die Tischlertekten“ komplett CO₂-neutral.

Energiewende im Tischlerhandwerk: Die Tischlermeister Eric Schaaf (r.) und Frank Gross arbeiten in ihrem Unternehmen "Die Tischlertekten" komplett CO₂-neutral. (Foto: © Britta Hilpert BildWert)

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Energie: Einsparpotenziale in jedem Betrieb

Energiewende im Tischlerhandwerk: Es gibt Betriebe wie die "Tischlertekten", die schon nahezu unabhängig sind von einer externen Energieversorgung. Andere könnten sofort Energiekosten sparen. Die Handwerksorganisationen beraten individuell.

Nachhaltigkeit liegt in den Genen des Handwerks. Tischler und Schreiner beispielsweise arbeiten mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und fertigen Möbel, die oft Generationen überleben. Doch Schreinereien sind auch energieintensive Unternehmen. Vor der Energiekrise mit knappem Gas und teurem Strom machten die Energiekosten im Durchschnitt 1,5 bis drei Prozent des Umsatzes aus. Wie können die Betriebe in der aktuellen Situation den Verbrauch kurzfristig senken? Wie arbeiten sie langfristig energieeffizienter und senken ihre Emissionen?

Die Tischlerlei "Die Tischlertekten" aus Großmaischeid in Rheinland-Pfalz ist bereits heute nahezu unabhängig von einer externen Versorgung mit Gas, Öl und Strom. Seit 2021 arbeitet das Unternehmen von Eric Schaaf und Frank Gross sogar CO₂-neutral. Strom produziert der Betrieb zu 65 Prozent selbst und eine Biomasseheizung, die Holzabfälle aus der Werkstatt verheizt, gibt es bereits seit 2016. "Vor zwei Jahren haben wir einen Energieberater ins Boot geholt, der uns einige Wege aufgezeigt hat, was wir noch verbessern können", erzählt Eric Schaaf.

Die Tischlermeister haben daraufhin die Beleuchtung in der Werkstatt auf LED umgestellt und eine 150 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Hallendach installiert. Als Folge von Corona sind die "Tischlertekten" inzwischen zudem hauptsächlich im Innenausbau für Privatleute aus der Region und weniger im Ladenbau tätig. Lange Fahrtwege sind somit auch weggefallen.

Klimasiegel für CO₂-Neutralität

2021 haben die Unternehmer ihren CO₂-Fußabdruck durch einen Holzingenieur ausrechnen lassen. "Trotz aller Maßnahmen stellte sich bei der Zertifizierung heraus, dass wir immer noch einen Rest von 36 Tonnen CO₂ im Jahr an Emissionen haben", erzählt Schaaf. "Die haben wir durch ein Aufforstungsprojekt der Firma BaumInvest in Costa Rica kompensiert."

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Seither dürfen die "Tischlertekten" das Klimasiegel "CO₂ Neutrales Unternehmen" tragen. "Natürlich ist bei dem Thema Nachhaltigkeit auch Ideologie im Spiel, denn unser Werkstoff Holz ist von Natur aus CO₂-neutral und klimafreundlich, aber wir haben bei der Zertifizierung nach dem Gold-Standard auch an die Zukunft des Betriebs gedacht", sagt Eric Schaaf. Es gebe bereits Länder, die bei öffentlichen Ausschreibungen auf CO₂-Neutralität bestehen.

Deshalb denken die Unternehmer weiter, haben ein E-Auto bestellt, planen Solarstromtankstellen und haben das langfristige Ziel, dass auch die Möbel inklusive der Beschläge und Lacke CO₂-neutral sind.

Viele Tischler sind schon sehr gut aufgestellt

Hackschnitzelheizung, Wärmerückgewinnung bei der Späneabsaugung, Solarstrom, Gebäudedämmung, innovative Beleuchtungskonzepte mit Tageslicht und LED: "Viele Tischler sind schon sehr gut aufgestellt, was Energieeffizienz angeht. Andere wachen angesichts der hohen Energiepreise gerade auf", weiß Kerstin Reek-Berghäuser, die bei der Handwerkskammer Koblenz die Stabstelle Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt leitet. Die HwK Koblenz ist Partner der "Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE)".

Die 62 Partner der vom Bundeswirtschaftsministerium, DIHK und ZDH getragenen Initiative sind Anlaufstelle für die Betriebe bei allen Fragen zur Energieeffizienz. Sie kennen viele Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen und haben ein großes Netzwerk von Beratern. "Da die Instrumente mit über 700 Handwerksbetrieben entwickelt und erprobt wurden, passen sie zu den handwerklichen Betriebserfordernissen und werden von den Betrieben akzeptiert", so Michel Durieux, zuständiger Referatsleiter beim Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH.

Außerdem bieten die Kammern mit dem "E-Tool" ein kostenfreies Managementinstrument zur Auswertung der Energiedaten im Betrieb (siehe unten).

Kompressoren oft zu hoch eingestellt

Der durchschnittliche Stromverbrauch einer Schreinerei beträgt - je nach technischer Ausrüstung und Produktspektrum - etwa 6.000 Kilowattstunden pro Mitarbeiter und Jahr. "Energieeffizient arbeitende Betriebe haben nur die Hälfte des Verbrauchs und können dadurch erhebliche Kosten einsparen", heißt es in einem gewerkespezifischen Energieeffizienz-Leitfaden der MIE mit zahlreichen konkreten Handlungsempfehlungen für das Tischlerhandwerk.

"In fast jedem Betrieb gibt es Einsparpotenzial. Fünf bis zehn Prozent der Energie könnte man sogar kurzfristig sparen", sagt Kerstin Reek-Berghäuser. Holzverarbeitungsmaschinen, Späneabsaugung, Beleuchtung, Heizung und Druckluft sind die größten Stromverbraucher in Tischlereien.

Bei der Druckluft könne man sofort sparen, so die Expertin. "Die Kompressoren sind oft zu hoch eingestellt. Zehn statt 15 Bar würden auch reichen." Häufig gebe es auch Lecks an Anschlussstellen. Handwerkskammern bieten an, mit einem Ultraschallgerät solche Leckagen im Druckluftnetz zu suchen oder mit der Thermografiekamera Energieverluste aufzuspüren. Bei den Absauganlagen gerade in älteren Betrieben gibt es ebenfalls oft Defekte und undichte Stellen, die hohe Energieverluste verursachen.

Da der Anteil der Späneabsaugung am Gesamtstromverbrauch bis zu 40 Prozent und beim Gesamtwärmeverbrauch rund 20 beträgt, lässt sich hier mit wenigen Maßnahmen zehn bis 15 Prozent Energie sparen. "Bei einem Optimierungsbedarf vermitteln wir einen externen Berater und suchen die passenden Fördermittel", berichtet Reek-Berghäuser. Beispielsweise, wenn ein alter Kolbenkompressor ausgetauscht werden soll.

Auch die "Tischlertekten" haben das Thema Druckluft noch auf der Agenda. "Wir haben schon viel getan, aber wir wollen in Zukunft mit frequenzgesteuerten Druckluftkompressoren arbeiten, die nur so viel Luft erzeugen, wie benötigt wird."

energieeffizienz-handwerk.de

Einsparpotenziale

Es gibt in jedem Betrieb die Möglichkeit, kurzfristig fünf bis zehn und teilweise sogar 20 Prozent der Energiekosten einzusparen. Einige der Maßnahmen sind ohne zusätzliche Investitionen machbar. Zum Beispiel, wenn man in der Pause oder nach Feierabend einfach mal das Licht ausschaltet, die Heizkörper in der Werkstatt frei räumt oder im Umkleideraum nicht gleichzeitig heizt und das Fenster auf Kipp stellt.

Investitionen in Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke, Wärmedämmung oder intelligente Beleuchtungssysteme sind natürlich aufwendiger, rechnen sich aber angesichts der aktuellen Energiekosten schon nach kurzer Zeit.

Die Partner der "Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE)" stehen Handwerkern bei ihren konkreten Fragen zur Seite. Die Beraterinnen und Berater der Kammern kommen für eine kostenfreie Erstberatung in die Betriebe, sie vermitteln Kontakte zu Experten vor Ort und suchen die passenden Förderprogramme raus. 
energieeffizienz-handwerk.de

Energiedaten-Management für das Handwerk 

Foto: © Saar-Lor-Lux UmweltzentrumFoto: © Saar-Lor-Lux Umweltzentrum

Die Handwerkskammern bieten mit dem "E-Tool" ein erprobtes Managementwerkzeug zur Auswertung von Energiedaten im Handwerksunternehmen an. Damit können Betriebsinhaberinnen und -inhaber am eigenen PC oder Tablet Energieverbrauchsdaten auswerten und eine Energiebilanz für ihr Unternehmen erstellen.

Lesen Sie hier ➨➨ mehr zum E-Tool

"Das Energiebuch ermöglicht Handwerksbetrieben individuelle Auswertungen zu Verbräuchen und CO₂-Emissionen sowie die Darstellung von Kennzahlen zur Einordnung. Diese Informationen können über Jahre hinweg verfolgt und verglichen werden", erläutert Marcel Quinten vom Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum der HWK des Saarlandes.

Wie detailliert das kostenfreie Analysewerkzeug genutzt wird, entscheidet das Unternehmen selbst. "Man kann auch schon mit wenigen Angaben ein Energieprofil erstellen, sieht, wo der Schuh drückt, und sinnvoll Energieeffizienzmaßnahmen planen."

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Text: / handwerksblatt.de

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