Sie helfen Wohnungslosen und Bedürftigen, indem sie ihnen kostenlos die Haare schneiden: Auch in Düsseldorf treffen die Friseure der "Barber Angels" auf dankbare "Kunden".
Im Café Horizont sind die Tische zur Seite gestellt. Vor der Beratungsstelle der Diakonie in Düsseldorf stehen die Menschen Schlange. Es hat sich herumgesprochen, dass heute die Friseure ins Haus kommen.
Der "Barber Angels Brotherhood e.V." ist ein Zusammenschluss von Friseurinnen und Friseuren, die in ihrer Freizeit kostenlos Obdachlosen und Menschen, die von Altersarmut betroffen sind, die Haare schneiden. Fast immer sonntags oder montags, wenn die Salons geschlossen sind.
Alle läuft Corona-konform mit entsprechendem Hygienekonzept ab. Waschen muss sich jeder die Haare selbst, dann gibt es einen Umhang und einen professionellen Gratis-Haarschnitt.
Ein Gang zum Friseur wäre für die Männer und Frauen, die hierher gekommen sind, nicht nur aus finanziellen Gründen undenkbar. Die meisten leben auf der Straße, tragen teilweise ihr Hab und Gut in einer Tasche bei sich.
Entsprechend dankbar betrachten sich auch im Café Horizont die Frauen und Männer nach dem Föhnen im Spiegel. Es ist auch ein Stück Würde, das ihnen hier gegeben wird.
Das sind solche Momente, für die sich Friseurmeisterin Petra Geldermann mit ihrem Mann Carsten Ertmer Geldermann an ihrem freien Wochenende aus dem 95 Kilometer entfernten Reken im Münsterland auf den Weg nach Düsseldorf macht. Gemeinsam mit drei anderen Friseuren und vier Helfern, den Ehrenengeln, wird Petra Geldermann an diesem Sonntag etwa 35 Bedürftigen die Haare schneiden.
Ihr Mann begleitet sie seit drei Jahren bei jedem Einsatz als "Orga-Angel", er unterstützt bei der Organisation und macht Fotos für den Verein. Oft fahren die beiden auch nach Münster, Dortmund oder Bochum. Je nachdem, wo der nächste Einsatz der "Barber Angels" geplant ist und wie sie Zeit haben. Man kann sich die Termine frei auswählen und sich in einen Plan der Organisation eintragen. "Uns hat das richtig gepackt, das ist eine tolle Sache", erzählt Carsten Ertmer Geldermann. Die Menschen seien immer lieb und offen und würden einem vor Augen halten, wie gut es einem eigentlich geht.
Die Friseure kommen in lässiger Lederkluft
"Berührungsängste seitens der Bedürftigen kommen kaum auf, da die Barber Angels ihre Einsätze in lässiger Lederkluft durchführen. Dieses Outfit nimmt den Menschen Hemmungen, die eventuell durch eine normale Salonkleidung aufkommen würden", erklärt Claus Niedermaier, der den Club, die "Barber Angels Brotherhood", im Herbst 2016 mit befreundeten Kollegen gegründet hat. Die Barber-Angels finanzieren sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden.
Aufruf an alle Handwerker, etwas Gutes zu tunIhre europaweite Bekanntheit möchten die Friseure der "Barber Angels Brotherhood" auch dafür nutzen, neben Kollegen und Kolleginnen des Friseurhandwerks auch andere Branchen anzusprechen – und dazu ermuntern, ebenfalls etwas Gutes zu tun. Jeder könne sozial schwächer gestellte Mitmenschen mindestens einmal im Monat auf irgendeine Weise unterstützen und ihnen damit sagen: Das Leben ist für jeden von uns lebenswert! "Diese Leidenschaft für die gute Sache ist der Motor, der auch die Barber Angels immer wieder antreibt", sagt Initiator Claus Niedermaier.
400 Einsätze in fünf Ländern
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Die rund 300 "Friseurengel" können schon auf 400 Einsätze in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in den Niederlanden und auf Mallorca zurückblicken. An die 40.000 mal haben sie inzwischen kostenlos Haare und Bärte geschnitten.
Die Charity-Einsätze der Barber Angels Brotherhood e.V. werden europaweit immer bekannter. 2019 wurde der Verein durch den "Grand Prix Humanitaire de France" mit der Goldmadaille am Bande in Paris geehrt.
"Wir könnten noch weitere Mitstreiter gebrauchen", meint Petra Geldermann. Sie ist "Zenturio" für das Ruhrgebiet bei den Barber Angels, also so etwas wie eine Regionalleiterin und Ansprechpartnerin für den Nachwuchs im Club der Friseure. Sie sagt, dass sie von jedem Einsatz etwas zurückbekommt und stets glücklich nach Hause fährt.
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