Karriere im Doppelpack
Die Zwillingsschwestern Alice und Sandra Küppers führen ihren Friseursalon Lisa in Mönchengladbach seit 28 Jahren mit nachhaltigem Erfolg – gerade weil sie zu zweit sind.
Wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie schon früher Gas gegeben. Mit 15 Jahren brannten sie darauf, die Friseurlehre zu beginnen. Die Ausbildungszusage hatten sie nach schulbegleitenden Praktika bereits in der Tasche, aber dann wurde die zehnjährige Schulpflicht eingeführt, und so konnten sie erst mit 16 Jahren die Lehre beginnen.
Bis es losgehen konnte, sammelten die Schwestern zielstrebig jeden Samstag und in den Ferien Berufserfahrung in Friseursalons. Die Ausbildung haben sie bewusst in unterschiedlichen Geschäften gemacht. "Jede sollte andere Erfahrungen machen, und das war gut so. Wir haben uns später optimal ergänzt", erklärt Sandra Küppers. Ab Mitte des zweiten Lehrjahres sei ihnen klargeworden, dass sie nach Abschluss ihren eigenen Salon eröffnen wollten. Was Selbstständigkeit bedeutet, kannten sie von zu Hause aus: Der Vater, gelernter Schlosser, führt seit vielen Jahren erfolgreich ein Bauunternehmen, liefert und repariert Fenster und Türen. Die Eltern standen denn auch voll hinter dem Vorhaben ihrer Töchter, unterstützten finanziell und moralisch, und so gründeten Alice und Sandra Küppers am 4. September 1990 die Lisa Frisuren und Kosmetik GmbH und standen in ihrem eigenen weitläufigen Salon auf der Viersener Straße. "Mit 19 hast du noch keine Angst, dass es schiefgehen könnte. Du bist überzeugt, dass du das hinkriegst", sagt Alice Küppers.
Kunden und Mitarbeiter bleiben treu
Zum Start haben sie eine Berufskollegin engagiert, da sie bereits die Meisterprüfung abgelegt hatte. 27 Jahre hat sie im Salon der Schwestern gearbeitet, bis sie sich zur Ruhe setzte. Überhaupt gibt es so gut wie keine Fluktuation bei Lisa. Ihren Nachwuchs bilden die Küppers-Schwestern selbst aus, wobei viele der Auszubildenden als Jahresbeste abschnitten. Stetig auszubilden bedeute, die Belegschaft immer wieder zu verjüngen und frische Ideen ins Team zu bringen, erklären die Zwillinge. Wenn sie selbst ausbildeten, könnten sie zudem sicher sein, dass alle im Team ihrer Firmenphilosophie folgten: für die Kundin eine Komfortzone zu schaffen, in der sie nicht nur eine tolle Frisur bekomme, sondern sich insgesamt aufgehoben fühle. Mittlerweile kümmern sich acht Mitarbeiterinnen um das Wohl der Kunden, darunter eine Auszubildende. "Es ist einfach, Kunden zu gewinnen, aber schwierig, sie zu halten", weiß Sandra Küppers.
Anfangs hätten sie jedes Wochenende Seminare besucht, um sich neue Techniken und Führungsqualitäten anzueignen. Sie hätten sich an Frühjahrsausstellungen beteiligt und Frisurenshows ins Leben gerufen. Heute seien sie vor allem spezialisiert auf Farbe, Strähnchen, Haarverdichtung und -verlängerung. Das Ziel sei aber immer eine typgerechte Beratung der Kundin. Die solle – egal welche Haarqualität sie mitbringe – glücklich mit ihrer Frisur den Salon verlassen. Die Philosophie geht offenbar auf, denn die Geschäftsfrauen freuen sich über viele langjährige Stammkunden. Manche Kundin habe sich hier für die Abi-Feier frisieren lassen, später für ihre Hochzeit, und dann habe das Baby bei Lisa den ersten Haarschnitt bekommen. "Viele unserer Kunden schätzen, dass der Salon inhabergeführt ist und die Chefinnen täglich selber von früh bis spät mitarbeiten und nicht nur delegieren", nennt Alice Küppers als weiteren Grund für ihren Erfolg.
Bürokratischer Aufwand nimmt zu
Die Karriere zu zweit habe große Vorteile, sagen die Geschwister: Sie könnten sich austauschen und Entscheidungen gemeinsam treffen. Als sie selbst Kinder bekommen haben, konnten sie sich bei deren Betreuung gegenseitig aushelfen. Die Aufgaben haben sie sich geteilt. Sandra Küppers hat kurz nach Saloneröffnung die Meisterprüfung abgelegt und kümmert sich um die Ausbildung. Alice hat bis 1992 eine Zusatzausbildung zur Kosmetikerin gemacht und fungiert als Geschäftsführerin.
Einfach sei es dennoch nicht immer. Alice Küppers beklagt, dass der bürokratische Aufwand ständig zunähme. Für Minijobber müssten Stundenprotokolle geführt werden, auch ein elektronisches Kassenjournal sei Pflicht. Auszubildende gingen nicht mehr montags zur Berufsschule, wie früher im Friseurhandwerk üblich. Jeder Tag sei möglich, mittlerweile seien es sogar zwei. Für die Vermittlung der Praxis bliebe immer weniger Zeit.
Dem Online-Handel trotzen
Um zumindest der aufkommenden Konkurrenz der Onlineshops ein Schnäppchen schlagen und Kunden weiterhin hochwertige Pflegeprodukte anbieten zu können, seien sie auf eine italienische Marke umgestiegen, deren Haarpflegeprodukte für das Friseurhandwerk patentiert und nicht auf dem freien Markt erhältlich seien. Den Schritt in die Selbstständigkeit bereut hätten sie nie: "Das Schönste sind die Abwechslung und Kreativität und natürlich das glückliche Gesicht der Kundin."
Fotos: © Ingo Lammert
Text:
Melanie Dorda /
handwerksblatt.de
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