"Kleine Betriebe brauchen ein Maß an Flexibilität"
Das Handwerk und die Bauwirtschaft warnen zu Beginn der Koalitionsverhandlungen vor einer Abschaffung der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen.
"Die besondere Arbeitskultur in den eher kleinen, häufig familiär geprägten Betrieben des Handwerks ist von einem engen Miteinander von Inhaber und Beschäftigten geprägt. Es ist deshalb wichtig, dass die 'Chemie' zwischen allen Beschäftigten stimmt, um optimale Arbeitsergebnisse zu erzielen", das betonte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer gegen über der Deutschen Presse Agentur (dpa). Wollseifer warnt daher davor, die sachgrundlose Befristung von Arbeitsverhältnissen abzuschaffen, wie es jetzt von Teilen der SPD gefordert wurde.
Gelegenheit zu schauen, ob es passt oder nicht
Handwerksberufe würden ein hohes Maß an fachspezifischer Kompetenz erfordern. Bei Neueinstellungen sei es daher wichtig, dass den Handwerksbetrieben genügend Zeit zur Verfügung stehe, um die persönliche und fachliche Eignung eines neuen Mitarbeiters umfassend im betrieblichen Alltag wie auch im Kundenkontakt zu prüfen.
"Eine sachgrundlose Befristung gibt hierzu die Möglichkeit", betont Wollseifer. "Es gibt Betrieben wie Mitarbeitern die Gelegenheit zu schauen, ob es passt oder eben nicht. Durch die enge Zusammenarbeit in den Betrieben wissen wir das im Handwerk in der Regel nach einer gewissen Frist."
Guten Mitarbeitern wird ohnehin eine unbefristete Stelle angeboten
Es sei im Handwerk ohnehin nicht üblich, mehrere sachgrundlose Befristungen aneinander zu ketten. "Aus der betrieblichen Praxis wissen wir, dass gerade in Zeiten des Fachkräftemangels guten Mitarbeitern auch schnell und häufig noch vor Ablauf einer Befristung ein unbefristetes Arbeitsverhältnis angeboten wird."
Befristete Jobs würden somit häufig vor allem Berufsanfängern und Gruppen mit Vermittlungshemmnissen (etwa Langzeitarbeitslose) den Einstieg erleichtern. "Gerade kleine Betriebe brauchen jedoch ein ausreichendes Maß an Flexibilität, um auf immer wieder schwankende Auftragslagen reagieren zu können."
Auf Auftragsspitzen flexibel reagieren
Auch Karl-Heinz Schneider, Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, warnt vor der Abschaffung der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen: "Mit dem Verbot der sachgrundlosen Befristung nimmt die Politik der Wirtschaft das einzig verbliebene unbürokratische Flexibilisierungsinstrument im Arbeitsrecht. Auch in Zeiten guter Konjunktur und einem Arbeitsmarkt nahe der Vollbeschäftigung ist es für die Betriebe unverzichtbar, um auf Auftragsspitzen flexibel reagieren zu können."
Schneider fordert die Politik auf, die sachgrundlose Befristung nicht anzutasten: "Die Bauwirtschaft geht mit Zuversicht in das neue Jahr 2018, aber wir brauchen Handlungsspielräume anstatt weitere Einschränkungen. Die Politik sollte daher von langwierigen ideologischen Debatten absehen und zügig eine Regierung bilden, die ihr Tagesgeschäft aufnimmt. Schnellstens muss zum Beispiel der Bundeshaushalt 2018 verabschiedet werden, damit Aufträge vergeben und die geplanten Investitionen verbaut werden können."
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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