Kosmetiker kämpfen um die Existenz
Der lange Lockdown bringt die Branche in Not. Gesundheitsminister Jens Spahn sagt: "Wir brauchen die körpernahen Dienstleistungen."
Alle reden von den Haaren, aber keiner von der Haut. Während die Friseure ab dem 1. März wieder öffnen dürfen, müssen die Studios der Kosmetiker und anderer körpernaher Dienstleister weiterhin geschlossen bleiben. Diese Situation ist für die Betroffenen extrem belastend, sowohl nervlich als auch finanziell.
Daisy Horn kennt das Problem aus eigener Erfahrung, denn sie führt ein Institut und eine Bildungsakademie für die Schönheitsbranche. Die Kosmetik-Branchenexpertin und freie Sachverständige engagiert sich für ihre Zunft und hat nicht nur die "Kosmetik Bundesinitiative" ins Leben gerufen. In einer Online-Konferenz der CDU konnte sie kürzlich mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über die Anliegen der körpernahen Dienstleister diskutieren. Was der Minister dabei sagte, erzählt sie dem Deutschen Handwerksblatt.
Spahn lobt die Hygienekonzepte
"Die Beauty-Branche hat so viel Kraft und Geld in Hygienekonzepte investiert und trotzdem bleiben unsere Geschäfte geschlossen," kritisierte Horn bei der Zoom-Konferenz. Der Minister lobte diese Konzepte ausdrücklich und zeigte Verständnis für die Sorgen der Betriebe. Aber auch beste Hygienekonzepte bringe das Infektionsrisiko nicht auf null, bedauerte Spahn. Es verringere das Risiko, schließe es aber nicht komplett aus. Im September 2020 habe die Regierung noch geglaubt, dass man mit solchen Hygienekonzepten hinkäme, aber das sei nicht der Fall gewesen, die Infektionszahlen gingen hoch. Die Schließung der Betriebe sei nötig geworden, weil die Ansteckungen eingedämmt werden mussten, erklärte er.
Er könne aktuell kein Datum für die Wiederöffnung benennen, das würde nur zu Enttäuschung führen. Erst wenn die Zahlen entsprechend passten, könnten diese Dienstleistungen auch wieder angeboten werden. "Viele der körpernahen Dienstleistungen brauchen wir ja auch alle", betonte der Gesundheitsminister dabei. Was er genau mit den passenden Zahlen meinte, blieb dabei aber offen.
Branche erhebt die Stimme
Daisy Horn Foto: © Daisy HornDaisy Horn hat mit Ihren Kollegen und Kolleginnen die Kampagne #kosmetikgehtunsallean gestartet. Damit will die Branche ein Signal senden und die Öffentlichkeit auf die Lage der Unternehmen aufmerksam machen. Außerdem fordert sie eine zuverlässige und pünktliche Zahlung der staatlichen Hilfen, die bisher nur sehr schleppend bei den Betrieben ankommt.
Auch mit Demos, Pressemitteilungen, Aktionen in den sozialen Netzwerken sowie Briefen an Politiker und Behörden wollen die Betroffenen sich Gehör verschaffen. Denn gemeinsam kann man viel mehr erreichen. Die Kosmetik & Beauty Bundesinitiative hat in einem Musterbrief ihre Forderungen an die Politik zusammengefasst. Alle Betroffenen können ihn herunterladen und an die Bundestagsabgeordneten ihrer Wahlkreise senden. Wer Hilfe sucht, kann sich unter anderem an die von Horn gegründete Facebook Gruppe "Bund Beauty Kosmetik Lobby" wenden, dort bekommt man kostenlos und direkt im Chat Rat und Beistand. Wenn die Stimme der Beauty-Experten lauter wird, wird sie vielleicht auch bald gehört.
Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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