Mit kritischen Augen den Online-Auftritt scannen
Der Auftritt im Internet wird für Firmen immer wichtiger. Ein IT-Experte gibt Tipps, wie sich Handwerker im Netz besser positionieren.
Die Wohnung ist kalt. Durch die Fenster zieht es. Das Auto springt nicht mehr an. Früher haben Kunden das Branchenbuch aufgeschlagen, um einen Handwerker zu finden. Heutzutage zücken sie ihr Smartphone und googeln nach einem Problemlöser in der Nähe. Inzwischen sind zwar die meisten Handwerksbetriebe im Internet vertreten. Doch wer einen Online-Auftritt hat, profitiert nicht zwangsläufig davon.
"Ihr Unternehmen muss über eine simple Suchanfrage bei Google auffindbar sein", bringt es Digital-Marketing-Experte Kim Weinand von der moccabirds GmbH auf den Punkt. Täglich werde bundesweit rund 740 Mal der Begriff "Dachdecker" und 500 Mal "Maler" bei Google eingegeben – aufs Jahr gerechnet kommen beide auf über 400.000 Anfragen. "Wenn Ihr Unternehmen nicht erscheint, dann aber bestimmt Ihr Mitbewerber."
Wie viele Besucher schauen sich meine Seite an? Stoßen sie direkt darauf oder kommen sie über eine Suchmaschine? Finden Sie sich auf meiner Internetseite zurecht und finden Sie die Informationen die Sie benötigen? Wie viele Personen haben sich unser Unternehmensvideo angesehen und hat das Video dazu geführt, dass wir mehr Anfragen erhalten haben? Mit solchen Fragen beschäftigen sich die meisten Unternehmer nach den Erfahrungen von Kim Weinand zu wenig oder gar nicht.
Bestandsaufnahme mit kostenloser Webanalyse
Als ersten Schritt hin zu einem effizienten Internetauftritt empfiehlt er deshalb zwingend eine Bestandsaufnahme. Hilfreich ist dabei eine kostenfreie Webanalyse – beispielsweise über Google Analytics oder Piwik. "Damit schafft man die Basis für eine kontinuierliche Auswertung und Bewertung der Online-Aktivitäten." Marketing im Netz folgt eigenen Spielregeln. Betriebsinhaber sollten sich überlegen, ob sie sich das nötige Basiswissen selbst aneignen wollen, einen ihrer Mitarbeiter schulen lassen oder externes Know-how dafür einkaufen. "Am Studieninstitut für Kommunikation vermittle ich sowohl Unternehmern als auch Marketing-Neueinsteigern im Workshop ‚Online-Marketing-Basics’ diese Kenntnisse", sagt Kim Weinand.
Oft funktioniert Marketing nach der Devise "höher, schneller, weiter". Anstelle platter Werbebotschaften können Unternehmen jedoch vor allem mit Inhalten bei potenziellen Kunden punkten. Dieses "Content-Marketing" hat besonders für das Handwerk aus Weinands Sicht eine wichtige Funktion. Die Betriebe können ihre Fachkompetenz zeigen, indem sie die eigenen Leistungen zugeschnitten auf ihre Zielgruppe beschreiben. "Ein Bauunternehmen kann in einem Artikel beispielsweise die komplette Sanierung eines Gebäudes dokumentieren – samt der dort verwendeten Materialien und zeitlichen Abläufe", schlägt der Online-Marketing-Experte vor.
Regional oder überregional? Auch die Reichweite entscheidet
Neben dem Mehrwert an Informationen sollte man beim Online-Marketing auch auf die Reichweite achten. Weinand rät Betrieben, die überwiegend regional tätig sind, sich kostenlos bei Google MyBusiness einzutragen. Ab und an lohnt es sich auch, für das eigene Unternehmen eine Suchanfrage zu starten. "Wird die Firmenseite dann nicht gelistet, könnte man sich überlegen, ob man kostenpflichtig für die wichtigsten Suchanfragen Google Werbeanzeigen – sogenannte Adwords – schaltet."
Neben dem eigenen klassischen Internetauftritt setzen Betriebe auf Soziale Medien. Positive Inhalte lassen sich etwa über Facebook mit einem Klick auf den "Gefällt mir"-Button schnell verbreiten. Aber auch negative Kommentare können rasch öffentlichkeitswirksam die Runde machen. Dass sich unzufriedene Kunden zu Wort melden, hält Kim Weinand nicht per se für schlecht. "Es ist auch eine Chance, einen verlorenen Kunden wiederzugewinnen." Man müsse aber zwischen konstruktiver Kritik und Rufschädigung unterscheiden. Er schlägt vor, im Vorfeld eine "Netiquette" für die Interaktion auf Facebook festzulegen. "Wenn sich ein Nutzer nicht daran hält, senden Sie ihm einen kurzen Hinweis und löschen sie seinen Kommentar."
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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