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Ukraine-Krise: Dramatische Auswirkungen am Bau erwartet

Stark steigende Preise bei Stahl, Bitumen und Treibstoff als Folge des Krieges in der Ukraine machen dem Baugewerbe zu schaffen. Es sei unmöglich, Angebote zu kalkulieren. Baustopps drohen aufgrund von Lieferengpässen. Die Branche fordert einen Runden Tisch.

"Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Bauwirtschaft werden immer deutlicher sichtbar. Das betrifft insbesondere Stahllieferungen, aber auch Bitumen und Treibstoffe. Lieferengpässe und Preissprünge machen eine seriöse Kalkulation zunehmend unmöglich, Bauverzögerungen und Baustopps sind kaum noch vermeidbar", sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Der Spitzenverband der deutschen Bauwirtschaft vertritt rund 35.000 Bauunternehmen.

Der Verband fordert "dringend" einen Runden Tisch zu den Auswirkungen des russischen Krieges auf die Bauwirtschaft in Deutschland. "Wir wünschen uns schnell ein abgestimmtes Vorgehen von Bau- und Verkehrsministerium gemeinsam mit der Deutschen Bahn, der Autobahngesellschaft und der Bauwirtschaft", erklärt Pakleppa.

Produkte werden nur noch zu Tagespreisen abgegeben

Felix Pakleppa Foto: © ZDBFelix Pakleppa Foto: © ZDB

Die Lage sei schon jetzt dramatisch. Die Zulieferer der Bauwirtschaft würden ihre Produkte allenfalls noch zu Tagespreisen an die Bauunternehmen abgeben. Das mache es für die Unternehmen quasi unmöglich, Angebote abzugeben.

"Aber auch laufende Bauprojekte sind davon betroffen", berichtet der Verbandschef. Die Lieferung wichtiger, für die Baustellen notwendiger Produkte sei nicht durchgängig gewährleistet.

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Es dürfe nicht sein, dass die Bauunternehmen alleine für die exorbitant steigenden Materialpreise verantwortlich sind, meint Felix Pakleppa. 

Baustopps werden nicht ausgeschlossen

Weil aber nicht nur die Kosten stark steigen würden, sondern zum Teil auch Lieferungen nicht mehr sicher seien, könne es zu Baustopps in Deutschland kommen. Und das in einer Situation, in der Brücken saniert, Wohnungen kostengünstig gebaut oder Gebäude energetisch saniert werden müssen.

Preisgleitklausel In laufenden Verträgen können die Unternehmen die Preissteigerungen nicht weiterreichen. Sie bleiben auf den Mehrkosten sitzen. Helfen würde den Unternehmen die Vereinbarung einer Preisgleitklausel, insbesondere für laufende Verträge. Das heißt die Übernahme von unkalkulierbar gestiegenen Mehrkosten durch die Auftraggeber. Ansonsten können Projekte in die Verlustzone rutschen.
Quelle: Bauindustrie
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Auch die Bauindustrie schließt Baustopps für eine Vielzahl von Projekten nicht mehr aus. "Wir können heute nicht sicher sagen, ob genügend Material für alle Baustellen in Deutschland vorhanden sein wird", so Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Bauindustrie

Es sei bekannt, dass die Stahlproduzenten ihre Produktion drosseln müssen. Zudem hätten große Raffinerien angekündigt, ihre Bitumen-Produktion, die dringend für den Straßenbau benötigt wird, kurzfristig deutlich reduzieren zu müssen, so Müller weiter. Teilweise würden sogar Schrauben und Nägel fehlen.

Die Baubranche befürchtet bereits Kurzarbeit und womöglich Insolvenzen trotz voller Auftragsbücher und erwartet "konstruktive Lösungen". 

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Text: / handwerksblatt.de

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