Wo Asbestgefahren lauern
Der Verein Deutschen Ingenieure weist in einem kostenfreien Diskussionspapier auf versteckte Asbestvorkommen in Putzen, Spachtelmassen und Fliesenklebern hin.
Seit 1993 ist die Verwendung und Verarbeitung von Asbest bundesweit verboten. Die Mineralfaser, die aufgrund ihrer Hitzebeständigkeit und Resistenz gegen Chemikalien in den 1960er und 70er Jahren vielfach eingesetzt wurde, unter anderem für den Hausbau, ist nachweislich schwer gesundheitsschädlich. Trotz des Verbots zählen von Asbest verursachte Erkrankungen wie die Asbestose heute immer noch zu den häufigsten Berufskrankheiten mit Todesfolge.
Vor Asbestgefahren schützen!
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung registrierte allein in den vergangenen drei Jahren rund 1.500 Todesfälle im Zusammenhang mit Asbest und 3.700 neue Fälle von Asbestose oder Mesotheliomen, das sind besonders bösartige Tumoren des Brust- und Bauchfells. Laut des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) wurde in Fachkreisen mehrfach auf die Verbreitung verdeckt eingebauter asbesthaltiger mineralischer Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber hingewiesen.
Was laut VDI bislang jedoch fehlt, sind Leitlinien zur Untersuchung und Bewertung des betreffenden Baubestands und zu deren fachgerechter Sanierung. Mit dem neuen Richtlinienblatt "Asbesthaltige Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber in Gebäuden" will die VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (VDI-GBG) zusammen mit dem Gesamtverband Schadstoffsanierung e.V. (GVSS) dazu beitragen, alle Beteiligten einer Sanierung vor den Asbestgefahren zu schützen. Das Papier kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Angemessen mit den Gefahren umgehen
Der VDI geht davon aus, dass etwa ein Viertel der in den Bauboom-Jahren vor 1995 errichteten Bestandsgebäude in Westdeutschland asbesthaltige Baustoffe an Innenwänden aufweisen. Darum können unentdeckte Gesundheitsrisiken bestehen, wenn ein Fliesenleger Fliesen von der Wand stemmt, ein Handwerker Gipskartonwände bei der Sanierung demontiert oder ein Mieter ein Loch in die Wand bohrt.
Moderne Untersuchungs- und Analysemethoden machen es heute möglich, diese verdeckt eingebauten asbesthaltigen Baustoffe sicher in Gebäuden zu identifizieren. Auch kann man die Asbestfaserbelastung in der Raumluft heute besser messen als früher. Selbst im Rahmen von Abbrucharbeiten lässt sich so, trotz der hohen sonstigen Staubbelastungen, die Faserbelastung erkennen. Das Papier des VDI macht auf diese Entwicklungen aufmerksam und will einen Beitrag dazu leisten, mit den Gefahren angemessen umzugehen, um Asbesterkrankungen zu vermeiden.
Text:
Melanie Dorda /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben