Stuckateurmeister Michael Christmann (r.) und seine Auszubildende Veronika Sadowski (l.) sitzen an einem Konferenztisch im Büro von Stuck Belz in Bonn. Vor ihnen stehen ein Laptop und ein Tablet. An der Wand hängt ein Bildschirm.  Darauf sind die 21 Teilnehmerinnen zu sehen, die am Girls'Day ein virtuelles Praktikum bei Stuck Belz gemacht haben.

Stuckateurmeister Michael Christmann (r.) hält viel von seinen Azubis. Veronika Sadowski (l.) durfte den virtuellen Girls'Day bei Stuck Belz nahezu alleine moderieren. Sie hat unter anderem mit den 21 Teilnehmerinnen über Zoom gezeichnet und einen Gipsabguss angefertigt. (Foto: © Stuck Belz GmbH)

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Stuck Belz macht am Girls'Day virtuell Lust aufs Handwerk

Berufsorientierung über Zoom funktioniert. Stuck Belz hat es bewiesen. Beim Girls'Day wurde online gezeichnet, ein Gipsabguss angefertigt, ein selbst produziertes Video gezeigt und ein Rundgang durch die Werkstatt geboten.

Am Girls’Day öffnen die Betriebe ihre Werkstätten für Schülerinnen. Mädchen ab der fünften Klasse lernen Berufe kennen, die vor allem Männer ausüben. Mitmachen ist ausdrücklich gewollt. Sie stehen an der Drehbank oder fahren mit auf die Baustelle. Sie feilen ein Werkstück oder steigen auf ein Gerüst. Am Ende des Tages sollen die Teilnehmerinnen überzeugt sagen: Ich kann auch Mechatronikerin oder Stuckateurin werden.     

2021 ist alles anders. Die Pandemie lässt keine Präsenzveranstaltungen am Girls’Day zu. Darauf haben die Organisatoren mit einem virtuellen Format reagiert. Die Betriebe konnten sich online mit den Teilnehmerinnen vernetzen. Lust aufs Handwerk über den Bildschirm machen – funktioniert das? Michael Christmann hat das Experiment gewagt. "Trotz Corona sollten die Mädels bei uns praktisch lernen, was ein Stuckateur macht, wenn auch in abgeschwächter Form", begründet der Geschäftsführer von Stuck Belz sein Engagement.

Material für den Girls'Day

Wenige Tage vor der Videokonferenz erhalten die angemeldeten Teilnehmerinnen Post. Im Päckchen von Stuck Belz befindet sich das Material für den praktischen Part. Ein Block und ein Stift, um eine Rosette zeichnen zu können. Eine kleine Silikonform und ein Tütchen mit Gips für einen Abguss.

Den Ablauf des virtuellen Praktikums hat Michael Christmann grob vorgegeben. Zwei Auszubildende haben sich um die Details gekümmert. "Wir haben Veronika Sadowski und Lena Belz die Zeit und die Mittel gegeben, um ihre Ideen umzusetzen." 

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Einen Tag frei für den Videodreh

Die beiden Auszubildenden aus dem ersten Lehrjahr dürfen sich einen Tag freinehmen, um einen Film zu drehen. "Die Teilnehmerinnen konnten uns vorab eine E-Mail mit ihren Fragen schicken, die wir im Video beantworten. Außerdem stellen wir ihnen darin den Betrieb vor und zeigen ihnen einige unserer Baustellen", umreißt Veronika Sadowski den 20-minütigen Inhalt. Der Film soll zu Anfang des virtuellen Girls’Day bei Stuck Belz gezeigt werden. 

Girls'Day 2021 auf YouTube Wie der Girls'Day 2021 bei Stuck Belz abgelaufen ist, haben Veronika Sadowski und Lena Belz unter "Die Auszubildenden aus dem 1. Lehrjahr zeigen wie Stuck gemacht wird" in einem zweiminütigen Video auf YouTube zusammengefasst.

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Girls'Day von 9 bis 13 Uhr

Um kurz vor 9 wählen sich Michael Christmann und Veronika Sadowski bei Zoom ein. 21 Schülerinnen aus ganz Deutschland schalten sich dazu. Der Geschäftsführer begrüßt sie. Ansonsten hält er sich zurück. Die folgenden vier Stunden moderiert überwiegend seine Auszubildende. "Frau Sadowski weiß doch aus erster Hand wie es ist, als eine von wenigen Frauen in einem männerdominierten Beruf zu arbeiten. Was könnte ich den Mädels schon erzählen?!"

Auszubildende wechselt die Rolle

Die Auszubildende wird zur Lehrerin. Veronika Sadowski zeichnet mit den Schülerinnen. Sie zeigt den 12- bis 16-Jährigen, wie der Gips anzurühren und in die Silikonform zu gießen ist. Dazwischen beantwortet sie immer wieder Fragen. Wenn es hakt, improvisiert sie.

Die Vorstellungsrunde fällt kürzer als geplant aus. Beim Abspielen des Videos gibt es technische Probleme. Gegen Ende des Kurzpraktikums bleibt noch so viel Zeit, dass sie die Live-Führung durch die Werkstatt spontan verlängern muss. Ihr Fazit fällt trotzdem positiv aus. "Den Mädels und mir hat es sehr viel Spaß gemacht", sagt Veronika Sadowski. 

Veronika Sadowski führte die Teilnehmerinnen des Girls'Day live durch die Werkstatt von Stuck Belz. Foto: © Stuck BelzVeronika Sadowski führte die Teilnehmerinnen des Girls'Day live durch die Werkstatt von Stuck Belz. Foto: © Stuck Belz

Lob für die Auszubildenden

Michael Christmann zieht vor der Leistung seiner Auszubildenden den Hut. "Wir konnten das virtuelle Format vorher nicht testen. Es war irre, wie schnell Frau Sadowski improvisiert hat." In dieses Lob schließt er Lena Belz aber ausdrücklich mit ein. Sie sei maßgeblich an der Produktion des Videos beteiligt, am Girls’Day aber leider verhindert gewesen.

Der Stuckateurmeister sieht sich in seiner Entscheidung bestätigt, den beiden jungen Frauen die Verantwortung zu übertragen. "Es ist toll zu sehen, was dabei herauskommt, wenn man Auszubildende alleine laufen lässt!"

Online-Format erneut im Einsatz

Doch nicht nur die beiden Auszubildenden haben sich bewährt. Das Online-Format konnte der Geschäftsführer von Stuck Belz kurz nach dem Girls’Day erneut einsetzen. Der Handwerksbetrieb aus Bonn bietet ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege an. "Im theoretischen Unterricht hat unser FSJler zusammen mit den anderen Teilnehmern online ein kleines Beethoven-Relief aus Gips abgegossen." Als nächstes plant Michael Christmann, einen corona-konformen, virtuellen Azubi-Info-Abend über Zoom. 

FSJ bei Stuck Belz Niklas Koop war der erste Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahrs in der Denkmalpflege bei Stuck Belz. Wie er nach der Fachhochschulreife und schon während des FSJ den Einstieg ins Handwerk gefunden hat, lesen Sie in dem Artikel "Weg vom Stift, hin zum Stuckeisen" auf handwerksblatt.de wird 

Unter normalen Umständen wuseln beim Girls’Day fünf Schülerinnen aus dem Raum Bonn in der Werkstatt von Stuck Belz herum. In diesem Jahr kamen die Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland. Allerdings macht sich Michael Christmann nichts vor. "Kein Mädel aus Hannover oder Bremen wird sich bei uns bewerben." Ob das von der Pandemie aufgezwungene Online-Format für die eigene Nachwuchsakquise förderlich war, ist ihm egal. "Wir haben gezeigt, dass junge Frauen eine Perspektive im Handwerk haben – egal woher sie kommen."  

Text: / handwerksblatt.de

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