Nach einer Umfrage der Handwerkskammer Münster braucht ein Drittel der Betriebe im Kammerbezirk Unterstützung wegen Liquiditätsproblemen.

Nach einer Umfrage der Handwerkskammer Münster braucht ein Drittel der Betriebe im Kammerbezirk Unterstützung wegen Liquiditätsproblemen. (Foto: © Marian Vejcik/123RF.com)

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Härtefallhilfen im Handwerk notwendig

Umfrage: Der Krieg in der Ukraine führt bei jedem dritten Betrieb im Bezirk der Handwerkskammer Münster zu Liquiditätsproblemen.

Die Folgen des Ukraine-Kriegs treffen das Handwerk im Kammerbezirk Münster: In einer Umfrage antworten 62 Prozent von 485 teilnehmenden Betrieben, dass ihr Umsatz deswegen zurückgegangen sei. Jeder dritte Befragte sei in Liquiditätsschwierigkeiten geraten, wie die Handwerkskammer mitteilt. Deren Präsident, Hans Hund, appelliert an die Politik, Härtefallhilfen für besonders energieintensive Gewerke zu beschließen: "Die Gas- und Strompreisbremse führt akut nicht zu einer Entspannung der Liquidität kleiner und mittlerer Handwerksunternehmen. Die Entlastung ab Januar soll erst im März gewährt werden." Das mache eine Überbrückung notwendig.

Im Durchschnitt ist der Umsatz bei den Betroffenen um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Ursache ist nur bei 1 Prozent der Ausfall von Abnehmern aus der Ukraine, Belarus und Russland. 12 Prozent müssen ausgefallene Lieferanten aus diesen Ländern ersetzen. Hauptgründe der Umsatzrückgänge sind die Kaufzurückhaltung der Konsumenten sowie Stornierungen von Aufträgen wegen Kostensteigerungen bei Energie und Material.  

Material- und Energiekosten gestiegen

Die Energiekosten haben bei vier von fünf Befragten zugenommen, und zwar seit Jahresbeginn um durchschnittlich 60 Prozent. Ein Drittel kann diese gar nicht an ihre Kunden weitergeben, zwei Drittel nur teilweise. Die Kosten fallen besonders bei den personenbezogenen Dienstleistern wie Friseuren ins Gewicht (Energiekosten betragen ein Fünftel des Umsatzes), aber auch im Kraftfahrzeughandwerk (12 Prozent). Von der Kaufzurückhaltung sind das Lebensmittel-, Gesundheits- und Kraftfahrzeuggewerbe am stärksten betroffen.

Die nach wie vor unzureichende Verfügbarkeit von Materialien, Vorprodukten, Komponenten und Betriebsmitteln bereitet 82 Prozent der Betriebe Probleme. Deshalb mussten 68 Prozent schon Aufträge verschieben oder stornieren. Die Preissprünge machten die Erfüllung bestehender Aufträge bei 66 Prozent unwirtschaftlich. Am größten sind die Lieferengpässe bei Elektronikkomponenten und Metall. 

Preisgleitklauseln bei Vergaben

Die Liquiditätsschwierigkeiten sind bei jedem Fünften durch höhere Energiekosten entstanden. Ebenso viele führen diese auf Lieferengpässe zurück. Bei 2 Prozent verknappen die Auswirkungen der Sanktionen die Liquidität. Die Befragung zeigt, dass die Strom- und Gaspreisbremse lediglich zur Unterstützung der größten Liquiditätsengpässe beiträgt. Nur 14 Prozent erwarten dadurch finanzielle Spielräume für Zukunftsinvestitionen, zum Beispiel in erneuerbare Energien oder die Digitalisierung.

Hund kritisiert, dass öffentliche Auftraggeber immer noch zu wenig Preisgleitklauseln bei der Vergabe von Aufträgen nutzten. Auch die unzureichende Verlängerung von Fertigstellungsfristen und die Übernahme gestiegener Beschaffungsmaßnahmen wurde von den Betrieben gemeldet. 14 Prozent der Befragten stellten keinerlei Veränderung in der Vergabepraxis fest. Laut Umfrage meiden zwei Drittel öffentliche Aufträge.

 

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Text: / handwerksblatt.de

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