Eine gute Idee allein reicht nicht für eine erfolgreiche Gründung. Es braucht auch Könnerschaft und Persönlichkeit. Beides bringen Meisterinnen und Meister im Handwerk als Basis mit.

Eine gute Idee allein reicht nicht für eine erfolgreiche Gründung. Es braucht auch Könnerschaft und Persönlichkeit. Beides bringen Meisterinnen und Meister im Handwerk als Basis mit. (Foto: © Galina Peshkova/123RF.com)

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Interview: Eine Gründung im Handwerk ist sehr gut planbar

Zu einer Gründung im Handwerk gehören auch Soft Skills. Gerade Meisterinnen und Meister können ihre Stärken und Schwächen gut einschätzen, sagt Britta Schulz, Abteilungsleiterin bei der HWK Münster. Eine Gründung im Handwerk sei auch deshalb sehr gut planbar.

Die Persönlichkeit spielt bei der Existenzgründungsberatung bei den Handwerkskammern eine wichtige Rolle. Britta Schulz, Abteilungsleiterin und betriebswirtschaftliche Unternehmensberaterin bei der Handwerkskammer Münster, sagt, dass gerade Gründerinnen und Gründer, die von der Meisterschule kommen, ihre Stärken und Schwächen schon sehr gut einschätzen können.

Gründung im Handwerk: Eine Frage der Persönlichkeit? Wie sind Menschen gestrickt, die sich selbstständig machen und was unterscheidet Handwerker von Unternehmern anderer Wirtschaftszweige? Eine neue Studie des ifh Göttingen liefert spannende Erkenntnisse zur Persönlichkeit von Handwerkerinnen und Handwerkern. Auch für diejenigen, die noch zögern, ob sie eine Gründung wagen sollen. Wir haben mit  Dr. Jörg Thomä, einem der Autoren der Studie gesprochen.➨➨ Lesen Sie mehr

DHB: Welche Eigenschaften fallen Ihnen an der Persönlichkeit von Gründerinnen und Gründern im Handwerk besonders auf?
Schulz: Die Hauptmotivation von Gründerinnen und Gründern im Handwerk ist fast immer die Selbstverwirklichung. Sie wollen selbst entscheiden und gestalten, selbst etwas machen. Die persönliche Autonomie ist ihnen enorm wichtig. Da geht es nicht in erster Linie um das Geld oder um Macht. Das stelle ich immer wieder fest.

Britta Schulz, Abteilungsleiterin und betriebswirtschaftliche Unternehmensberaterin bei der Handwerkskammer Münster. Foto: © Teamfoto MarquardtBritta Schulz, Abteilungsleiterin und betriebswirtschaftliche Unternehmensberaterin bei der Handwerkskammer Münster. Foto: © Teamfoto Marquardt

DHB: Unternehmerinnen und Unternehmer im Handwerker sind laut der ifh-Studie besonders extrovertiert...
Schulz: Das liegt sicherlich auch daran, dass in vielen Gewerken des Handwerks im Team gearbeitet wird. Sei es in einer Montagegruppe oder einer Arbeitsgruppe im Betrieb. Da muss man gut mit anderen klarkommen. Außerdem müssen selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker gut mit Kunden, mit anderen Handwerkern, mit Bankern oder Steuerberatern zusammenarbeiten. Dafür brauchen sie Netzwerke. Da ist Extrovertiertheit hilfreich. Es gibt aber auch introvertierte Typen im Handwerk, die gerade mit ihrer ruhigen Art gut beim Kunden ankommen. Von daher können sich natürlich auch introvertierte Personen im Handwerk selbstständig machen. Es kommt immer darauf an, was man macht und wofür. Ich habe den Eindruck, dass diejenigen, die von der Meisterschule kommen, einen sehr klaren Blick darauf haben, wo deren Stärken sind und wo sie sich gegebenenfalls Hilfe holen müssen. Sehr viele Netzwerke entstehen übrigens schon an den Meisterschulen.

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DHB: Und welche Rolle spielt die Persönlichkeit in Ihrem Berateralltag?
Schulz: Wir sprechen das Thema bei Infoveranstaltungen und auch in der persönlichen Beratung an. Da gehen wir zum Beispiel darauf ein, dass bei der Existenzgründung eine gewisse Leidenschaft hilfreich sein kann, weil man dann die Kunden mit Überzeugungskraft begeistern kann. Oder dass Eigeninitiative und Neugier eine wichtige Rolle spielen. In der Gründungsberatung lernt man die Person näher kennen und spricht über Stärken und darüber, wo Unterstützung durch Dienstleister oder eigene Mitarbeiter sinnvoll sein könnte.

DHB: Laut der ifh-Studie sind Gründerinnen und Gründer im Handwerk weniger risikofreudig als Start-ups. Beobachten Sie das auch?
Schulz: Wer sich im Handwerk selbstständig macht, ist in einem gewissen Rahmen schon risikobereit. Je nach Branche hat man auch hier einen hohen Investitionsbedarf. Aber Handwerkerinnen und Handwerker haben nach meiner Beobachtung einen sehr guten Überblick darüber, was sie brauchen und ob sich das rechnet. Bei einem Start-up hat die Gründerin oder der Gründer häufig eine Idee, weiß aber nicht, wie diese am Markt ankommt. Diese Gründer haben eher den Fokus darauf, Geld zu machen. Von daher stimme ich der Studie absolut zu.

DHB: Sie haben ja oft auch Menschen mit Migrationshintergrund oder Studierende in der Beratung, die noch zögern, ob die Selbstständigkeit im Handwerk das Richtige ist. Oder Frauen, die tendenziell eher das Risiko scheuen. Was sagen Sie denen?
Schulz: Ich denke, der Vorteil einer Gründung im Handwerk ist, dass sie so gut planbar ist. Man kann in der Regel sehr gut kalkulieren, was man an Investitionen benötigt, welche Umsätze man erzielen kann und wie die Chancen sind. Von daher ist das Handwerk ein sehr guter Wirtschaftszweig, um sich selbstständig zu machen. Viele Handwerkerinnen und Handwerker bereiten sich ja auch seit der Ausbildung gezielt darauf vor. Viele besuchen die Meisterschule mit dem Ziel, sich auch einmal selbstständig zu machen. Sie sind also, wie in der Studie beschrieben, sehr gewissenhaft. Dadurch haben sie eine gute Basis für die Selbstständigkeit.

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Text: / handwerksblatt.de

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