Jörg Dittrich (l.) mit den Preisträgern in Berlin.

Jörg Dittrich (l.) mit den Preisträgern in Berlin. (Foto: © ZDH / Peter Lorenz)

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Der Weg in die Zukunft führt über die Vergangenheit

Handwerkspolitik

Der ZDH hat in Berlin zum ersten Mal den Preis für Handwerksgeschichte verliehen. Prämiert wurden drei Preisträger.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hatte im Frühjahr 2023 erstmals den Preis für Handwerksgeschichte ausgelobt. Bewerben konnten sich Handwerksbetriebe und Handwerksorganisationen, die mit selbst initiierten Geschichtsprojekten ihre eigene Geschichte reflektieren und sie gezielt für ihre Kommunikation einsetzen. Jetzt hat der ZDH in Berlin die Preisträger ausgezeichnet.

Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Das fälschlicherweise Mark Twain zugeschriebene Bonmot macht auf eines aufmerksam: Man kann aus der Geschichte lernen. Doch dazu muss Historisches aufbewahrt, analysiert und vor allem zugänglich gemacht werden, damit die Erben ihre eigenen Schlüsse ziehen können. Der Preis für Handwerksgeschichte hat gezeigt, dass es erstklassige, wertvolle Aufzeichnungen gibt.

Viele Bewerbungen

"Das Handwerk ist nicht nur eine zentrale Säule der Wirtschaftskraft Deutschlands, sondern integraler Bestandteil unserer Kulturgeschichte", sagte ZDH-Präsident Jörg Dittrich bei der Preisverleihung. "Wie reich und vielfältig der Beitrag des Handwerks dazu ist, wird nun mit dem Preis für Handwerksgeschichte ein Stück sichtbarer gemacht."

Wer den besten Weg in die Zukunft finden will, sollte wissen und darauf aufbauen, was bereits hinter einem liegt. Die eigene Geschichte und Tradition könne Inspirationsquelle für Innovationen sein. Das gelte auch für Handwerker. Die hohe Zahl der eingegangenen Bewerbungen zeige, dass die Bewahrung des kulturellen Erbes für das Handwerk einen hohen Stellenwert hat.

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Der Preis für Handwerksgeschichte zeige, wie stark Kultur und Geschichte im Handwerk ineinanderfließen, und verschaffe dem handwerklichen Beitrag und Einsatz für die Gesellschaft Sichtbarkeit. Aus 71 Bewerbungen hat die Jury drei Preisträger ausgewählt und eine besondere Erwähnung für handwerksgeschichtliches Engagement verliehen.

Die Preisträger

  • Gleich 400 Jahre Geschichte hat die Innung Sanitär Heizung Klempner Klima Berlin aufgearbeitet. Dazu stiegen sie nicht nur in das eigene Innungsarchiv, sondern bemühten auch ihre Mitglieder oder forschten in Archiven. Das Projekt mündete unter anderem in eine Festschrift zum 400-jährigen Jubiläum.
  • Handwerk zum Anfassen und Mitmachen hat das Seilermuseum im Bayerischen Stockach für die Besucher aufbereitet, hinter dem die Seilerei + Flechterei Bernhard Muffler steckt. Es hat die eigene Geschichte, aber auch die des Seilerhandwerks rund um den Bodensee im Museum aufgearbeitet, bei der die Besucher sich auch selbst in der Kunst des Flechtens versuchen können. 
  • Mit einem heiklen und oft tot geschwiegenen Kapitel der Geschichte hat sich die Main Bäcker Hench GmbH auseinandergesetzt. Dank eines wiedergefunden Tagebuchs des Großvaters, über den kaum etwas bekannt war, konnte die jetzige Generation die Geschichte der Bäckerei unter dem Hakenkreuz nachvollziehen – und hat dies in einem Buch als Quellenedition der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Edition "Backen im Nationalsozialismus", als ein Projekt im Rahmen des Citizen Science Programms des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg, gehört damit ebenfalls zu den Preisträgern.
  • Mit dem Ausstellungsprojekt "Besessen – Die geheime Kunst des Polsterns" erhielt die Fachgruppe Restauratoren im Handwerk eine besondere Erwähnung. Sie hat kunstgeschichtlich aufgearbeitet, wie früher Polster aufgebaut und gefertigt wurden und dies Besuchern zugänglich gemacht. Das Projekt ist gemeinsam mit dem Kurator des Grassi-Museums in Leipzig durchgeführt worden.

Preis für HandwerksgeschichteDie Erstauflage des Preises für Handwerksgeschichte war und ist aus Sicht der Initiatoren – dem ZDH zusammen mit seinem interdisziplinären Arbeitskreis für Handwerksgeschichte (InAH) – ein voller Erfolg. Zum ersten hatte die Zahl der eingereichten Projekte die Erwartungen weit übertroffen. Zum zweiten war die hochkarätig besetzte Jury von der Qualität der Beiträge beeindruckt und schließlich traf die Abschlussveranstaltung, die Preisverleihung, auf ein überwältigendes Echo mit rund 100 Teilnehmern aus Handwerkspolitik, Handwerksforschung und Kultur. In seiner ersten Ausschreibung war der Preis nur auf das Handwerk begrenzt. Jetzt ist geplant, den Preis alle zwei Jahre auszuschreiben und auch auf Wissenschaft und Kultureinrichtungen auszuweiten. Damit will der ZDH die öffentliche Wahrnehmung der Handwerksforschung und -geschichte weiter stärken und Innovationen schaffen.

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Text: / handwerksblatt.de