Kein Grund zur Panik für die E-Handwerke. In der Herbst-Konjunkturumfrage 2023 haben sich einige Indikatoren im Vergleich zum Frühjahr zwar leicht verschlechtert, aber "unsere Zukunft ist elektrisch", sagt ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser mit Blick auf die vielen Wachstumsmärkte. (Foto: © ZVEH)

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"Leichte Eintrübungen, jedoch keine echten Umsatzeinbrüche"

Handwerkspolitik

Aus der Herbst-Konjunkturumfrage der E-Handwerke geht hervor, dass sich die Werte leicht abgeschwächt haben. Allerdings warnt der Hauptgeschäftsführer des ZVEH davor, die konjunkturelle Situation schlecht zu reden.

Die Geschäftslage im Elektrohandwerk ist gut. Aufträge und Umsatz haben sich zwischen März und September 2023 positiv entwickelt. Allerdings haben sich die sehr guten Werte aus der Konjunkturumfrage im Frühjahr inzwischen leicht abgeschwächt, so der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH).

Trotz der Krisenstimmung am Bau und einem leichten Rückgang bei Konjunkturindikatoren wie dem Auftragsvorlauf und bei der Zahl offener Stellen warnt Alexander Neuhäuser vor allzu großer Schwarzmalerei. "Wir sehen zwar leichte Eintrübungen, jedoch keine echten Umsatzeinbrüche. Deshalb sollten wir die Situation weiter beobachten, sie aber nicht schlechtreden", so der Hauptgeschäftsführer des ZVEH. Aktuell zeigten sich die E-Handwerke – gemessen an den Rahmenbedingungen im Neubaubereich – aufgrund ihrer starken Diversifizierung eher robust.

Sanierung springt in die Bresche

Für Kompensation im schwächelnden Neubau könnte die Sanierung bestehender Gebäude gesorgt haben. Darauf ließe die Verteilung der Umsatzanteile nach Geschäftssegmenten schließen. In der Herbst-Konjunkturumfrage seien die beiden Bereiche erstmal getrennt ausgewiesen worden. Demnach machen die Altbausanierungen mit 18,5 Prozent einen größeren Anteil am Umsatz aus als der Neubau mit 12,9 Prozent. Erstaunlich aus Sicht des ZVEH: Nehme man beide Bereiche zusammen, sei der Umsatzanteil im Herbst 2023 mit 31,4 Prozent gegenüber dem Frühjahr 2023 mit 30,9 Prozent sogar gestiegen.

Herbst-Konjunkturumfrage 2023 

Foto: © ZVEHFoto: © ZVEH

Im September 2023 lag der Geschäftsklimaindex dem ZVEH zufolge bei einem "immer noch sehr hohen Wert" von 80,0 Punkten (siehe Grafik "Geschäftsklimaindex). Sechs Monate zuvor hatte er zwar noch bei 83,6 Punkten gelegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt ist er jedoch um 0,5 Punkte gestiegen.

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Auf und ab beim Geschäftsklima 

Ähnlich fällt die Bewertung des Geschäftsklimas (siehe Grafik "Konjunkturindikatoren") aus. 66,4 Prozent der befragten Unternehmen empfanden sie im Herbst 2023 als gut. Im Frühjahr waren es noch 71,0 Prozent gewesen. Zieht man den Wert aus dem Herbst 2022 (64,5 Prozent) heran, ist die Zahl der E-Handwerker, die das Geschäftsklima als gut bezeichnen, um 1,9 Prozentpunkte gestiegen.  

Schwarzseher nehmen zu

Die zukünftige Geschäftslage wird von den Unternehmen "deutlich verhaltener" eingeschätzt. 17 Prozent rechnen damit, dass sich die Situation verbessert. Dies sind 5,7 Prozentpunkte weniger als im Frühjahr 2023, wo der Wert noch bei 22,7 Prozent gelegen hatte.

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Demgegenüber ist die Zahl der Pessimisten in den E-Handwerken deutlich gestiegen. Eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage sehen der Herbst-Konjunkturumfrage des ZVEH zufolge 23,8 Prozent der befragten Betriebe auf sich zukommen. Sechs Monate zuvor teilten noch 13,8 Prozent diese Einschätzung – ein Plus von zehn Prozentpunkten.  

Indizien für leichte Eintrübung

Für diese Entwicklung führt der ZVEH drei Gründe an. Neben dem psychologischen Effekt, den die breit berichtete Krise am Bau beziehungsweise auch die Verschlechterung der gesamtgesellschaftlichen Stimmung habe, seien die in den E-Handwerken traditionell sehr hohen Auftragsbestände erstmals seit langem leicht abgeschmolzen sind. Ein Indiz für eine leichte Eintrübung sei auch die sinkende Zahl offener Stellen (siehe jeweils Grafik "Konjunkturindikatoren").

Trotz der zunehmenden Fachkräftelücke schätzen die Betriebe die künftige Entwicklung bei den Beschäftigungen "ungebrochen optimistisch" ein. 25,8 Prozent der in der Herbst-Konjunkturumfrage 2023 interviewten E-Handwerker gehen davon aus, dass die Beschäftigtenzahl in den kommenden sechs Monaten steigt. Im Frühjahr hatten sogar noch 35,9 Prozent ein Plus erwartet. Dem stehen 11,4 Prozent gegenüber, die mit einer sinkenden Zahl rechnen.

Privatkunden als Umsatztreiber

Privatkunden investieren in ihre Immobilien. Dies macht sich bei den Umsätzen der E-Handwerke bemerkbar. Foto: © ArGe Medien im ZVEHPrivatkunden investieren in ihre Immobilien. Dies macht sich bei den Umsätzen der E-Handwerke bemerkbar. Foto: © ArGe Medien im ZVEH

In der Gruppe der Auftraggeber hat es einen Wechsel an der Spitze gegeben. Gemessen am Umsatz sind die Privatkunden mit einem Anteil von 39 Prozent inzwischen am wichtigsten. In der Umfrage im Frühjahr waren es noch 37,5 Prozent (+1,5 Prozentpunkte).

Auf die gewerbliche Wirtschaft entfielen im Herbst 2023 35,8 Prozent des Umsatzes. Sechs Monate zuvor lag der Wert noch bei 38,0 Prozent (-2,2 Prozentpunkte).

Der Rest des Umsatzes verteilt sich auf die öffentlichen Auftraggeber (13,5 Prozent) und Wohnungsbaugesellschaften (11,7 Prozent).

Dass die gewerbliche Wirtschaft zurückgefallen ist, erklärt der ZVEH mit den hohen Zinsen. Den Anstieg bei den Privatkunden führt der Verband darauf zurück, dass sie weiter in ihr Eigentum investieren. Beim derzeitigen Boom nach Photovoltaikanlagen gehörten die Besitzer von Einfamilienhäusern "klar zu den Treibern". Als weitere Umsatzbringer nennt der ZVEH Zukunftstechnologien wie Speicher und Wärmepumpen.

Engagement in Wachstumsmärkten 

Alexander Neuhäuser und seine Verbandskollegen beobachten, dass die sehr durchwachsene gesamtgesellschaftliche Stimmung nun auch auf die E-Handwerke durchschlägt. Allerdings geht der Hauptgeschäftsführer des ZVEH davon aus, dass seine Betriebe auf lange Sicht gesehen zu den Gewinnern zählen, denn "unsere Zukunft ist elektrisch!" Insofern täten sie gut daran, ihr Engagement in Wachstumsmärkten wie Photovoltaik, Speichertechnologien, Energiemanagementsysteme und Wärmepumpen zu verstärken. "Denn hier wird es auf absehbare Zeit viel zu tun geben", ist Alexander Neuhäuser überzeugt.

Quelle: Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerk

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Text: / handwerksblatt.de

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