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HWK des Saarlandes | Oktober 2024
htw saar lädt ein zum Technologietag
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes lädt alle Interessierten am 24. Oktober herzlich zum Technologietag "Additive Fertigung" ein.
Der Mach-E ist der erste elektrische Mustang. (Foto: © Ford)
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August 2021
Der batterieelektrische Mustang Mach-E will mit einer hohen Reichweite glänzen. Ob das alles stimmt, muss der Test mit dem amerikanischen Stromer zeigen.
Nein, dieser Mustang hat keinen böllernden V8 unter der Haube, der Mustang Mach-E surrt nur ganz leise und fährt rein elektrisch. Schließlich ist er ein Stromer im Crossover-Gewand und sogar einer mit einer ziemlich guten Reichweite. Bis zu 610 Kilometer soll unser Testwagen mit einer Batteriefüllung schaffen und einem so die Reichweitenangst nehmen.
Mit dem Mustang Mach-E will Ford unter den Herstellern von Elektrofahrzeugen ein gewaltiges Wörtchen mitreden. Das dürfte durchaus gelingen, denn schon der Preis klingt wie eine Kampfansage: Das Basismodell verfügt über eine Leistung von 198 kW (269 PS) und beginnt bei verlockenden 39.412 Euro netto. Wird der Umweltbonus von bis zu 9.000 Euro noch abgezogen, wechseln nur noch 30.412 Euro über den Ladentisch. Daher ist das 4,71 Meter lange Crossover-SUV fast schon ein Schnäppchen. Zum Vergleich: Ein Tesla Model Y mit 345 PS beginnt ohne Förderung bei 49.261 Euro, für einen ebenbürtigen VW ID.4 GTX mit 299 PS verlangen die Wolfsburger knapp über 42.000 Euro. Zugegeben, den elektrischen VW gibt es auch schon günstiger, dann reicht er aber nicht mehr an das hohe Leistungspotential des Mach-E heran.
Ford bietet den Mustang Mach-E in verschiedenen Varianten an. Das Einstiegsmodell kommt mit seinen im Fahrzeugboden verbauten Lithium-Ionen-Zellen maximal bis zu 440 Kilometer weit, da das Basis-Batteriepack über eine geringe Kapazität von 75,7 Kilowattstunden verfügt. Handwerker, die wenig fahren müssen, sind mit dieser Version schon gut bedient.
Unser Testwagen hat hingegen wesentlich mehr Reserven. Das Speicherdepot verfügt über kräftigere 98,7 kWh, deshalb liegt der Aktionsradius mit bis zu 610 Kilometern höher. Auch bringt es der Elektromotor auf 216 kW (294 PS). Das treibt aber auch den Preis etwas höher. Exakt 45.777 Euro, beziehungsweise nach Abzug der Förderung 36.777 Euro sind dann für den Mustang Mach-E in der zweiten Leistungsstufe fällig. Serienmäßig werden bei den beiden Einstiegsmodellen die Hinterräder angetrieben. Auf Wunsch gibt's Allrad. Dann werden nicht nur alle vier Räder angetrieben, wer will, erhält den amerikanischen Elektriker dann auch noch mit bis zu 258 kW (351 PS). an Leistung obendrauf.
Seine Verwandtschaft zu den berühmten Musclecars kann der Mach-E zumindest optisch nicht verleugnen. Der Stromer greift das Image der amerikanischen Traditionsmarke mit bekannten Designelementen auf. Angefangen von der langen und leicht gewölbten Motorhaube mit dem springenden Pferd im geschlossenen Kühlergrill, bis hin zu den Rückleuchten im vertrauten Drei-Balken-Design.
Darüber hinaus will der Mustang anders sein als andere Stromer und wirkt im Detail ein wenig verspielt. Das beginnt schon bei den Türen, denn beim Einstieg in das elektrische Pony werden einem viele Zugangsmöglichkeiten offeriert. Neben der klassischen Schlüsselfernbedienung, lässt sich der E-Ami auch per Klick aufs Smartphone oder durch das Eintippen einer vorher gewählten Zahlenkombination am Rahmen der Fahrertür öffnen. Alternativ springt die Pforte auch per Knopfdruck auf den beleuchteten Sensor auf. Allerdings gibt es eine hilfreiche Griffschale nur vorne, hinten haben die Designer wohl aus optischen Gründen darauf verzichtet. Wer hier einsteigt, muss ständig mit den Händen an die Pforten patschen. Was unschöne Fingerabdrücke auf dem Lack, dem Rahmen oder der Seitenscheibe hinterlässt.
Dafür herrscht großes Kino im Innenraum. Den Fahrer erwartet ein riesiger Monitor, ähnlich pompös wie in den Modellen von Tesla. Der hochkant stehende Bildschirm misst stolze 25,9 Zentimeter in der Diagonalen. Herkömmliche Knöpfe und Schalter gibt es nur noch wenige im Mach-E, daher dient das Multimediasystem ebenso als Kommandozentrale für die meisten anderen Funktionen. Das mag Neuankömmlinge anfangs verwirren, doch erweist sich nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung anschließend alles selbsterklärend und einfach bedienbar.
Auch das serienmäßige Navi überzeugt. Das gehört bereits beim Basismodell zum Lieferumfang. Es rechnet schnell, zeigt die Karte formatfüllend auf dem riesigen Touchscreen an und führt einen per Live-Verkehrsdaten sicher ans Ziel. Sogar die aktuellen Preisinformationen zu den nächst gelegenen Ladestationen lassen sich abrufen und Smartphones lassen sich ebenso einfach mit dem System vernetzen. Einziger Schönheitsfehler: Während unserer Testfahrt schaltete das Display nach ein paar Minuten selbsttätig auf Apple Carplay um, obwohl das so nicht gewollt war. Daher musste alles wieder per Hand auf die gewünschte Ausgangsposition zurückgestellt werden. Eine seltsame Eigenheit des Entertainments, die mit der Zeit als nervig empfunden wird.
Nichts zu meckern gibt es dagegen beim Platzangebot. Davon gibt´s im 4,71 Meter langen Mustang reichlich. Und da der Radstand sich auf ordentliche drei Meter erstreckt, herrscht auf allen Sitzplätzen viel Bewegungsfreiheit. Selbst auf der Langstrecke fühlt man sich auf der Rückbank noch kommod aufgehoben und für das benötigte Gepäck hält der Kofferraum ein Stauvolumen von 402 bis 1420 Litern bereit. Das reicht in den meisten Fällen vollkommen aus. Und damit das für den Stromer unabkömmliche Ladekabel nicht im Kofferraum herumfliegt, kann es entweder unter dem Ladeboden verstaut werden oder man packt es einfach in den 100 Liter fassenden zusätzlichen Stauraum unter der vorderen Motorhaube.
Natürlich kommt der Fahrspaß im Stromer nicht zu kurz. Charakteristisch für ein Elektroauto ist ja die forsche Kraftentfaltung. Hier macht auch der Mustang keine Ausnahme. Satte 430 Newtonmeter beträgt das maximale Drehmoment, welches schon ab der ersten Umdrehung der E-Maschine bereitsteht. Kleinste Bewegungen am Fahrpedal setzt der Ami daher vehement um und sprintet innerhalb von nur 6,2 Sekunden von Null auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist dagegen auf 180 km/h begrenzt. Dann setzt die Bordelektronik einen schützenden Riegel vor, um die elektrische Reichweite nicht noch mehr zu strapazieren. Außerdem gibt es mehrere Fahrprogramme: Wer möglichst weit kommen will, wählt den zahmen Eco-Modus und für die maximale Performance gibt es ein temperamentvolles Sport-Programm.
Die Fahrleistungen sind beeindruckend, obwohl der Ami mit 2,1 Tonnen kein Leichtgewicht ist. Auf kurvenreichen Straßen bereitet der Crossover sogar eine Menge Fahrspaß. Das Fahrwerk ist straff abgestimmt und die Lenkung agiert präzise, allerdings könnte sie mehr Fahrbahnkontakt vermitteln. Licht und Schatten herrscht auch beim Fahrkomfort. Zwar werden die meisten Bodenunebenheiten gekonnt gefiltert, doch auf schlechten Strecken reagiert der Mustang so manches Mal stößig und schüttelt seine Insassen durch.
Die versprochene Reichweite von maximalen 610 Kilometern haben wir nicht ganz geschafft, obwohl das Auto im stark rekuperierenden One-Pedal-Driving-Modus bewegt wurde, um so viel Energie wie möglich zurückzugewinnen. Mit gemäßigtem Druck auf das Fahrpedal sind in der Praxis aber immer noch gute 500 Kilometer drin. Dadurch sind sogar längere Urlaubsreisen ohne Zwischenstopp möglich.
Ist das Speicherreservoir erschöpft, dauert das Aufladen mit 11 kW gut 7,2 Stunden, bis es wieder auf 80 Prozent befüllt ist. Natürlich geht es an einer Schnellladestation wesentlich flotter. Dann sind die Akkus in nur 54 Minuten von Null auf 80 Prozent befüllt. Für das heimische Laden bietet Ford zudem eine dreiphasige Wallbox für 599 Euro an. So ist der Mustang Mach-E ein günstiges Elektroauto mit viel Platz und hoher Reichweite. Die kleinen Schwächen wie beim Infotainment und dem Fahrkomfort verzeiht man dem amerikanischen Stromer daher gerne.
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