Michaela Patschurkowski

Die Kölner Gold- und Silberschmiedinnen und -schmiede mit dem ehemaligen Oberbürgermeister Jürgen Roters (M.) und der Karnevalspritsche. Foto: © Michaela Patschurkowski

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Eine Pritsche für den Prinzen

Panorama

Sechs Kölner Gold- und Silberschmiedinnen und -schmiede fertigten das Karnevals-Statussymbol für Tollität Prinz Thomas II.

Seit Jahrhunderten ist es Brauch im Kölner Karneval: Der amtierende Prinz trägt als Zeichen seiner Regentschaft in der närrischen Zeit Zepter und die sogenannte Karnevalspritsche. Während die einen meinen, die Pritsche ginge auf die Fruchtbarkeitsrute der Germanen zurück, glauben andere, die Pritsche sei eine Weiterentwicklung der Tradition der alten Römer. In ihrer Zeit wurden an besonderen Feiertagen vorbeikommende Frauen mit den Fellen eines geopferten Bocks geschlagen, um ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen.

Welche Bedeutung hat die Karnevalspritsche?

Heute symbolisiert die Pritsche die Macht des Prinzen, aber auch die Einheit mit seinem närrischen Volk. Zum zeitgenössischen Brauchtum gehört, dass der Namen eines jeden Prinzen auf dem scherzhaften Züchtigungsinstrument festgehalten wird. So auch in der Session 2014/2015, als sich Karnevalsregent Holger I. als letzter auf der Pritsche verewigen konnte, die seit 1995 im Dienst war. Der Grund: Auf der Pritsche war kein Platz mehr für neue Regentennamen, sie wanderte ins Kölner Stadtmuseum, eine neue musste her.

So lobte der damalige Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters im April 2015 in Zusammenarbeit mit der Kölner Juwelier-, Gold- und Silberschmiede-Innung einen begrenzten Wettbewerb für eine neue Karnevalspritsche aus, die sich an alle Gold- und Silberschmiedinnen und -schmieden wandte, die in der Handwerksrolle der Handwerkskammer zu Köln eingetragen sind. Die Aufgabe lautete, es solle eine silberne Karnevalspritsche und ein Transport- und Aufbewahrungsbehältnis für diese Pritsche entworfen und hergestellt werden. Für den durch eine Jury auszuwählenden Entwurf und die Umsetzung stellte der Große Senat des Kölner Karnevals eine Summe von € 11.111 zur Verfügung.

Der Anforderungskatalog war nicht klein, denn der Entwurf sollte ein Beispiel für zeitgemäße Gold- und Silberschmiedekunst des 21. Jahrhunderts sein, die Pritsche selbst einen klar identifizierbaren Bezug zur Stadt Köln, zum Großen Senat und Festkomitee aufweisen, einen Hinweis auf den Stifter enthalten und den Zeitgeist des aktuellen Kölner Karnevals widerspiegeln – um nur die wichtigsten Anforderungen zu nennen.

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Die Karnevalspritsche für das 21. Jahrhundert

Das Rennen machte schließlich eine Arbeitsgemeinschaft aus sechs Kölner Gold- und Silberschmiedewerkstätten, deren Entwurf, die die “Pritsche 2.0 – Die Karnevalspritsche für das 21. Jahrhundert“ im Juni 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Wochen harter Handwerksarbeit folgten, bis die Pritsche, bei der unter anderem ein Holzkern und 925er Silber verarbeitet wurden, schließlich im Dezember 2015 von Oberbürgermeisterin Henriette Reker der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Prinz Thomas II. konnte das Zeichen seiner Amtsmacht aber erst am 8. Januar bei der Prinzenproklamation im Kölner Gürzenich in die Hände schließen, überreicht von Reker.

20 Prinzennamen sollen auf die neue Karnevalspritsche passen, Thomas II. ist der erste und er wird das Prunkstück, das im Gegensatz zu seinen Vorgängern ein klapperndes Geräusch macht, bis zum Sessionsende bei rund 400 Auftritten und zahlreichen Umzügen sicher nicht mehr aus der Hand legen. Eines ist sicher: Zuschlagen wird Thomas II. mit seiner Pritsche bestimmt nicht!

Die Silber- und Goldschmiedewerkstätten, die am Entwurf und der Fertigung der neuen Kölner Karnevalspritsche beteiligt waren, durften sich als Dank ins Gästebuch der Stadt Köln eintragen:

Atelier Ulrike Ullmann Erlesene Schmuckkultur  
Contraste Jutta Grote, Köln
Sotos Schmuck Kunst Ingo Telkmann, Köln
Schmiedeatelier Micha Peteler, Köln
Die Schmuckschneiderin Verena Metzen, Köln
Goldschmiede Nicolaysen, Köln

 Fotos: © GbR Grote, Metzen, Ullmann, Peteler, Telkmann, Nicolaysen/Michaela Patschurkowski;

Text: / handwerksblatt.de

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