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So verbessern Handwerker ihr Rating

Wollen Sie einen Kredit aufnehmen, spielt es eine wichtige Rolle, wie die Bank Ihren Handwerksbetrieb bewertet. Das Rating können Sie selbst aktiv verbessern.

Als Torsten Quarg den Drei-Mann-Betrieb seines Vaters 1999 übernahm, war er als Orthopädietechniker-Meister zwar erfahren in seinem Handwerk, hatte beruflich jedoch noch nie wirklich etwas mit Banken und Krediten zu tun gehabt. "Auf der Meisterschule sind wir gut darauf vorbereitet worden, auf welche betriebswirtschaftlichen Kennzahlen es ankommt", meint der Gesellschafter und Geschäftsführer der Sanitätshaus Quarg GmbH in Düsseldorf mit heute rund 40 Mitarbeitern. "Aber ein Unternehmen selbst zu führen, zu expandieren und mit der Bank Kreditgespräche zu führen ist doch noch mal etwas anderes."

Ob es gilt, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, kurzfristig eine schwierige Wirtschaftslage zu überbrücken oder eine langfristige Investition zu tätigen – "ein Bankkredit ist eine wichtige Finanzierungsmöglichkeit für jeden Handwerksbetrieb", ergänzt Kai Hambüchen, Betriebsberater bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Daher sollte jeder Unternehmer sich mit dem Thema beschäftigen.

Keine Scheu vor dem Kontakt mit dem Bankberater!

Torsten Quarg hat viel dazugelernt, indem er sich mit den betriebswirtschaftlichen Auswertungen seiner Firma auseinandergesetzt und seinem Steuerberater viele Fragen gestellt hat. Auch mit seinem Kundenberater bei der Bank tauschte er sich intensiv aus. Dieser gab ihm den Rat, die Informationen über seinen Betrieb der Bank nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich in übersichtlicher Form mitzuteilen, eine Fünf-Jahres-Planung vorzulegen und diese regelmäßig mit dem Ist-Stand zu vergleichen. "Das hilft mir nicht nur bei Kreditgesprächen, sondern so kann ich besser planen, gezielter investieren und auch in umsatzschwächeren Monaten ruhig schlafen", erklärt der Prothesen-Spezialist. Vor dem Kontakt mit dem Bankberater solle sich kein Unternehmer scheuen, auch wenn er aktuell keinen Kredit benötige. 

Bei der Kreditvergabe sind die Banken – nicht zuletzt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise – strengen Regeln unterworfen. Eine Reihe von Kriterien bildet die Grundlage für das sogenannte Rating, die Einstufung der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers durch die Bank. "Dabei geht es zum einen um Kennzahlen, also ‚harte Fakten' wie die Eigenkapitalquote, die Umsatzrentabilität und den Cash-Flow", erläutert Frank Dölle, Leiter des Geschäftsbereichs Mittelstand bei der Stadtsparkasse Düsseldorf. Feste Mindest- oder Höchstwerte gebe es dafür nicht. Auch die Branche sei nicht entscheidend, aber alle Firmenberater könnten das Unternehmen anhand von Vergleichszahlen innerhalb der jeweiligen Branche einordnen und bewerten. Zudem würden die aktuellen Kennzahlen immer mit denen der Vorjahre abgeglichen.

Kommunizieren Sie regelmäßig mit Ihrer Bank!

"Aber diese Analysen stellen nur einen Teil der Rating-Kriterien dar", betont Dölle. Auch eine ganze Reihe von weichen Faktoren seien von großer Bedeutung. So interessiert es die Banken etwa, wie gut der Betrieb strukturiert und organisiert ist, ob es Vertretungs- und Nachfolgeregelungen gibt und wie qualifiziert und erfahren der Unternehmer und seine Mitarbeiter sind. Auch Kriterien wie die Markt- und Wettbewerbssituation, die Kunden- und Lieferantenbeziehungen, die Produktpalette, die Unternehmensstrategie und -planung fließen in das Rating mit ein. Ein weiterer Aspekt wird oft unterschätzt: die regelmäßige Kommunikation mit der Bank.

"Unternehmen, die eine offene und aktive Kommunikationspolitik gegenüber der Bank betreiben, können wir viel besser einschätzen, als die, von denen wir nur ein paar Zahlen kennen", erklärt der Experte. "Unternehmer, die auch Liquiditätsengpässe rechtzeitig ansprechen und schwierige Themen von selbst auf den Tisch bringen, können uns die individuellen Gründe erklären und zeigen, dass sie das Problem erkannt haben. Das schafft Vertrauen."

Auch der Unternehmer kann bei der Sparkasse seine Rating-Note und die Gründe für die Einstufung erfragen. "Wir arbeiten mit einem Stärken-Potenzial-Profil, anhand dessen wir dem Bankkunden erklären, wie wir seine Unternehmenssituation für uns einschätzen", so Frank Dölle. "Es ist also keine Einbahnstraße."
So sieht das auch Torsten Quarg: "Aus den Gesprächen mit der Bank habe ich auch für meine Unternehmensplanung viel gelernt. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass ich den Bankberater viel besser von der Finanzierung meines Vorhabens überzeugen kann, wenn er mein Geschäft versteht und meine Entscheidungen nachvollziehen kann."

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Checklisten: Was Handwerksunternehmer beim Gespräch mit ihrer Hausbank beachten sollten!

    • Informieren Sie sich bei der Bank über die relevanten Rating-Kriterien und Unterlagen.
    • Stellen Sie alle wichtigen Kennzahlen, Planzahlen, Auswertungen und Informationen über Ihr Unternehmen übersichtlich zusammen.
    • Stellen Sie Ihrer Bank die erforderlichen Unterlagen rechtzeitig zur Verfügung und aktualisieren Sie diese regelmäßig.
    • Halten Sie regelmäßig Kontakt zu Ihrem Kundenberater und informieren Sie ihn über wichtige Unternehmensentwicklungen.
    • Nutzen Sie betriebswirtschaftliche Planungs- und Steuerungsinstrumente.
    • Verbessern Sie wenn möglich die Eigenkapitalquote Ihres Unternehmens.
    • Optimieren Sie das Forderungsmanagement und kontrollieren Sie die Bonität Ihrer Kunden.

 

  • Entwickeln Sie realistische Zukunftsstrategien und unterlegen Sie diese mit den geeigneten Zahlen.
  • Machen Sie sich die Stärken und Schwächen Ihres Unternehmens bewusst.
  • Für Einzelunternehmen und Personengesellschaften: Erstellen Sie eine aktuelle Übersicht über Ihr Privatvermögen und Ihre Privatverbindlichkeiten.
  • Klären Sie vorab Ablauf, Inhalt und Teilnehmer des Gesprächs und bereiten Sie sich gut darauf vor.
  • Legen Sie genau dar, wofür Sie den Kredit benötigen und unterlegen Sie Ihr Vorhaben mit Informationen und Planzahlen.
  • Treffen Sie im Gespräch klare Vereinbarungen und halten Sie diese schriftlich fest.
  • Und nicht zuletzt: Informieren Sie sich über alternative Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme.

Quelle: Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks und Handwerkskammer Düsseldorf

Eine Reihe von Faktoren fließt in das Rating-Ergebnis mit ein. Die wichtigsten sind:

Finanzkennzahlen:

  • Eigenkapitalquote
  • Fremdkapitalstruktur
  • Betriebsergebnis
  • Cash-Flow
  • Umsatzrentabilität

Unternehmensführung:

    • Erfahrenheit, Qualifikationen und Flexibilität des Unternehmers
    • Stellvertreterregelungen
    • Unternehmensstruktur und -organisation
    • Nachfolgeregelungen
    • Qualifikation und Fluktuation der Mitarbeiter
    • Debitorenbuchhaltung und Mahnwesen

Markt und Produkt:

  • Branchensituation
  • Position innerhalb des Marktes
  • Kunden- und Lieferantenbeziehungen
  • Produkt-/Dienstleistungssortiment
  • Prozess der Leistungserstellung

Planung und Steuerung:

  • Unternehmensstrategie
  • betriebswirtschaftliche Auswertungen
  • Kalkulationen
  • Planung
  • Soll-Ist-Vergleich

Bank-Information:

Text: / handwerksblatt.de

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