Das Ehrenamt ins Schaufenster stellen
Beim Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW berichteten sieben Gäste aus allen Kammerbezirken über ihr soziales Engagement.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Ehrenamt ist Ehrensache
Ein bisschen anders als üblich lief der sechste Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT) in Corona-Zeiten. Weniger Gäste, größerer Abstand, aber das Thema blieb das gleiche: ehrenamtliches Engagement von Handwerkern auch außerhalb der handwerklichen Organisationen. Gerade jetzt sei es wichtig, dem Ehrenamt eine Bühne zu geben, erklärte Matthias Heidmeier. "Eine virtuelle Veranstaltung passt nicht zur Würdigung des Ehrenamts" so der WHKT-Hauptgeschäftsführer.
Der Präsident des WHKT, Hans Hund, stimmte zu: "Wir machen das deshalb, weil wir das Ehrenamt ins Schaufenster stellen wollen." Sichtbare Vorbilder könnten mit ihrem Engagement die nächste Generation motivieren, ebenfalls ein Ehrenamt wahrzunehmen. Diese Vorbildfunktion sei ganz wichtig, sagte auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). Das Handwerk leiste seit langem "ganz tolle" Arbeit – auch über die Grenzen des eigenen Wirtschaftszweigs hinaus.
Entwicklungshilfe im Kfz-Bereich in Burundi
LinksHier finden Sie weitere Informationen zu den Aktivitäten der Gäste:
reha-mobilitaetszentrum-nrw.de/ueber-uns/charity/
gruebel-kg.de/gemeinnuetzige-projekte
jessica-dorndorf-hilft.de
Sieben Gäste berichteten danach über ihr Engagement in verschiedensten Ehrenämtern. Den Anfang machte Frank Sodermanns, Kfz-Meister und Geschäftsführer der F. Sodermanns Automobile GmbH in Wassenberg. Er hat das vormals klassische Autohaus zum Reha-Mobilitätszentrum umgewandelt und hilft bewegungseingeschränkten Menschen mit den passenden Fahrzeugumbauten. Zudem leistet Sodermanns Entwicklungshilfe im Kfz-Bereich in Burundi. "Es ist unfassbar, unter welchen Bedingungen die Leute da arbeiten und leben. Da fehlt es an allem, man kann sich das nicht vorstellen." Auch deswegen sei die Lebensfreude dieser Menschen überwältigend.
Für Michael Grübel ist ehrenamtliches Engagement Teil der Unternehmenskultur. Der Geschäftsführer der Michael Grübel GmbH und Co. KG ist mit seinem Betrieb in Bielefeld seit 1996 im Bereich technische Gebäudetrocknung unterwegs. Im Jahr 2003 initiierte er das soziale Projekt „Michael Grübel Helfende Hände“ mit mittlerweile drei Subprojekten. Im Rahmen des Projekts stellt Grübel seine Mitarbeiter während der Arbeitszeit für gemeinnützige Arbeit frei. "Sie haben Bedarf an einer handwerklichen Leistung, setzen sich mit uns in Verbindung und wir planen die Leistung in ein für uns günstiges Zeitfenster (wenn wir keine Vollauslastung haben) mit ein", heißt es auf der Website des Unternehmens. Bisher hat er so über 100 öffentliche Institutionen unterstützen können.
"Soziales Engagement liegt in der Familie"
Ehrenamtspreis Den Ehrenamtspreis erhielt in diesem Jahr Markus Leidenberg für sein Engagement in Nepal. Dabei hilft er unter anderem beim Aufbau einer Berufsschule für das Handwerk. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart überreichte den Preis, eine Skulptur gestaltet von Lasse Mandelkow und Johannes Deisting an den Elektromeister aus Bergisch Gladbach.Sabine Scheffler engagiert sich seit ihrer Kindheit stark in der Kirche. Die Unternehmerfrau aus Hattingen (Scheffler Mobilität e. K.) betreut das Projekt "Weihnachten im Schuhkarton", eine Geschenk-Aktion für bedürftige Kinder. Außerdem ist sie im Rahmen der Arbeit für die Kirchengemeinde in verschiedenen Bereichen aktiv, dazu gehören Kindergruppe, Mädchenjungschar, Spielgruppe, Familienarbeit und Jugendfreizeiten. Soziales Engagement liege in der Familie, das mache ihr große Freude, betonte Scheffler.
"Wir arbeiten mit Menschlichkeit", sagte die Bestattungsunternehmerin Jessica Dorndorf (Bestattungen Dorndorf GmbH, Essen). Ihr Engagement habe sich einfach ergeben. Sie hilft in Not geratenen Familien und betreibt neben anderen Projekten eine Kleiderkammer und eine Foodstation und verteilt darüber Kleidung und Lebensmittel an bedürftige Menschen. „Ich freue mich immer, wenn der Mensch, der bedürftig zu uns kommt, nicht mehr bedürftig ist. Dann ist das passiert, was passieren sollte." Ihr gebe es Kraft, Gutes zu tun, "das Sinn ergibt".
Haarschnitte für bedürftige Menschen
Mit der Hilfe von Friseurin Rosemarie Ehrlich verwandelte sich ein Kellerraum in der Clemenskirche Münster in Nicht-Corona-Zeiten an jedem letzten Montag im Monat in einen Friseursalon, in dem sich Bedürftige die Haare schneiden lassen können. Aktuell klappt das wegen der Abstandsregeln nicht. Rosemarie Ehrlich unterstützt zusätzlich die Krebsberatung Münster mit Haarspenden.
Als Kölnerin ist Andrea Schug mit dem Karneval groß geworden. Sie hat neben ihrer Karriere im Friseurhandwerk auch Karriere im Karneval gemacht und selbst lange Zeit in einer großen Tanzgruppe getanzt. Anschließend hat sie den Trainerschein gemacht und trainiert nun eine Jugendgruppe mit 40 Jungen und Mädchen im Alter von 7 bis 17 Jahren. "Das ist schon abenteuerlich. Aber ich habe das Gefühl, sie wachsen an ihrer Aufgabe in der Gruppe." Das sei eine echte Gemeinschaft, in der jeder jedem hilft.
Ehrenamtlicher Richter in Arnsberg
Den Abschluss machte Helmut Kleinehr aus Arnsberg. Der Geschäftsführer der E+K Elektro- und Kältetechnik Kleinehr GmbH ist der dienstälteste ehrenamtliche Richter am Arnsberger Arbeitsgericht. Die Arbeit in diesem Amt sei nicht immer einfach: "Es waren schon schlimme Sachen dabei, aber da muss man durch und die richtigen Entscheidungen treffen“, so Kleinehr. Er engagiert sich außerdem im Jägerverein Neheim und ist dort Mitbegründer und aktives Mitglied im Bläserkorps.
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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