Auf Initiative des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) hat der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) einen neuen Ausbildungsberuf auf den Weg gebracht. Ab dem 1. August 2023 können Handwerk, Handel und Industrie junge Menschen zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, Fachrichtung. Caravan- und Reisemobiltechnik, ausbilden. Die Ausbildungsordnung ist am 8. Mai 2023 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden. Als nächster Schritt steht an, die dritte Fachrichtung in die Meisterprüfungsverordnung zu integrieren, so dass im Karosserie- und Fahrzeugbauhandwerk künftig auf Caravan- und Reisemobiltechnik spezialisierte Meister ausgebildet werden können.

Auf Initiative des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) hat der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) einen neuen Ausbildungsberuf auf den Weg gebracht. Ab dem 1. August 2023 können Handwerk, Handel und Industrie junge Menschen zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, Fachrichtung. Caravan- und Reisemobiltechnik, ausbilden. Die Ausbildungsordnung ist am 8. Mai 2023 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden. Als nächster Schritt steht an, die dritte Fachrichtung in die Meisterprüfungsverordnung zu integrieren, so dass im Karosserie- und Fahrzeugbauhandwerk künftig auf Caravan- und Reisemobiltechnik spezialisierte Meister ausgebildet werden können. (Foto: © photoschmidt/123RF.com)

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Neuer Ausbildungsberuf für die Caravan- und Reisemobiltechnik

Die Caravan-Branche boomt, doch bislang fehlten speziell ausgebildete Spezialisten, die die Fahrzeuge herstellen, reparieren und warten können. Ab dem Sommer 2023 wird es einen maßgeschneiderten Ausbildungsberuf geben.

"Es ist Irrsinn, was in unserer Branche abgeht", stellt Karosserie- und Fahrzeugbauermeister Steffen Fuchs erstaunt fest. Die Zulassungszahlen für Caravans und Reisemobile kennen seit längerem nur eine Richtung: stetig bergauf. Für diesen Trend seien jedoch nicht nur die Neuanmeldungen verantwortlich, sondern auch die Umbauten älterer Fahrzeuge. "Vor allem sehr viele jüngere Menschen wollen sich der Van-Life-Bewegung anschließen und kaufen sich einen ausrangierten DHL-Bus, T2-Camper oder Wohnwagen", beobachtet der Referatsleiter Berufsbildung beim Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF). Neben dem reinen Ausbau kommen jedoch auch Sonderwünsche der Kunden auf die Betriebe zu – etwa die Installation einer Solaranlage. "Jetzt könnten wir gut einen Spezialisten für Caravan- und Reisemobiltechnik gebrauchen!"

Bisherige Ausbildungsberufe

Dieser Spezialist fehlt bislang. Im Karosserie- und Fahrzeugbauhandwerk gibt es rund 130 Betriebe, die speziell für die Reparatur und Wartung von Caravans und Reisemobilen zertifiziert sind. "Die Versicherer dieser Fahrzeuge tendieren bei einem Unfall inzwischen dazu, die Schäden von einer qualifizierten Werkstatt beheben zu lassen", erklärt Robert Ziegler, der als Vorgänger von Steffen Fuchs über 20 Jahre beim ZKF für die Berufsbildung zuständig war und in dieser Zeit drei Neuordnungsverfahren in der Ausbildung begleitet hat. Entsprechend groß sei das Interesse dieser Betriebe an einer auf die Caravan- und Reisemobiltechnik zugeschnittenen Ausbildung. Bis dato haben sie vor allem Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker in einer der zwei bestehenden Fachrichtungen ausgebildet.  

Bei den Herstellern der Fahrzeuge macht Ziegler ein "Sammelsurium an Ausbildungen" aus. Neben Mechatronikern, Elektronikern und Tischlern sind vor allem Holzmechaniker gefragt. Dieser Beruf decke jedoch nur ein kleines, eher rückläufiges Segment des Anforderungsprofils im Fahrzeugbau und -ausbau ab. "Hierbei kommen Holz und glasfaserverstärkter Kunststoff zum Einsatz. Dies macht sich auch bei der Fügetechnik bemerkbar", sagt der Berufsbildungsexperte. 

Dritte Fachrichtung statt Monoberuf

Ab dem Sommer 2023 wird es den ersehnten Spezialisten im Caravan- und Reisemobilsektor endlich geben. Die Ausbildungsverordnung wurde am 8. Mai 2023 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. "Die Initiative zur Schaffung eines neuen Ausbildungsberufs ging vom Caravaning Industrie Verband aus", blickt Karosserie- und Fahrzeugbauermeister Robert Ziegler zurück. Ursprünglich habe der CIVD angestrebt, einen Monoberuf ohne Spezialisierungen in Fachrichtungen oder Schwerpunkte zu kreieren. Aufgrund der prognostizierten Ausbildungszahlen sei es allerdings aussichtsreicher gewesen, die Caravan- und Reisemobiltechnik an einen verwandten Ausbildungsberuf anzudocken. "Daraus ist die dritte Fachrichtung bei den Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikern entstanden."

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Die Ausbildungsordnung basiert auf einer doppelten Rechtsgrundlage. Damit können sowohl Betriebe aus dem Handwerk als auch aus der Industrie und dem Handel mit einer entsprechenden Qualifikation zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker der Fachrichtung Caravan- und Reisemobiltechnik ausbilden.

Inhalte des neuen Ausbildungsberufs

Die Inhalte der neuen Fachrichtung stimmen zu 80 Prozent mit denen der anderen Fachrichtungen überein. Entsprechend werden die Auszubildende in den ersten beiden Jahren gemeinsam beschult. Ab dem dritten Ausbildungsjahr wird differenziert. Die angehenden Caravan- und Reisemobil-Spezialisten müssen einige Sachkundeprüfungen ablegen. Dazu gehören das Überprüfen und Anschließen der Fahrzeuge an 230-Volt-Anlagen, die Prüfung von Flüssiggasanlagen in Freizeitfahrzeugen und Wohneinheiten (G 607) und der Klebespezialist für Fahrzeugtechnik.

"Wenn die Auszubildenden nach dreieinhalb Jahren ihre Lehre abgeschlossen haben, sollen sie sofort als Fachleute für alle Arbeiten eingesetzt werden können", erklärt Robert Ziegler. Für alle drei Fachrichtungen sind die Zusatzqualifikationen Freischalten von Hochvolttechnik und Arbeiten unter Spannung in die Ausbildungsordnung aufgenommen worden. "Wir gehen davon aus, dass auch die Hersteller im Reisemobilsegment in Zukunft stärker auf die Elektromobilität setzen werden."

Auswahl der ÜLU-Standorte

Neben den Ausbildungsbetrieben vermitteln die überbetrieblichen Lehrwerkstätten die praktischen Kenntnisse einer Berufsausbildung. "Wir haben uns bereits Standorte angeschaut, welche die enorm vielen neuen Lehrgänge für die Fachrichtung Caravan- und Reisemobiltechnik anbieten könnten", sagt Robert Ziegler. Neben den erforderlichen zeitlichen Kapazitäten sei auch die Qualität der Ausbilder, der Werkstätten und der Geräte zu berücksichtigen. Die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) in Münster und Schweinfurt scheint die Anforderungen des ZKF zu erfüllen. Darüber hinaus habe man sich auch in Norddeutschland umgesehen.

Ein bundesweit engmaschiges Angebot dürfte es zum Start des ersten Durchgangs der neuen Fachrichtung kaum geben. "Bei geschätzt 150 Ausbildungsanfängern werden wir nicht in jedem Bundesland eine ÜLU haben." Ziegler rechnet jedoch damit, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit steigender Bekanntheit des Berufs zunimmt und in den kommenden drei bis vier Jahren bei 400 bis 500 Lehrverträgen liegen wird.

Beschulung der Auszubildenden

In einem Ausschuss der Kultusministerkonferenz erarbeiten die Bundesländer den Rahmenlehrplan für den Unterricht der Berufsschule. "Herr Fuchs war von unserer Seite dazu benannt worden, sich an der Erstellung zu beteiligen, aber wir durften nur an einer Sitzung teilnehmen", moniert Robert Ziegler. Seitdem befinden sich die Karosserie- und Fahrzeugbauer beim schulischen Teil der neuen Ausbildung in der Schwebe.

Wenige Monate vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres wüssten sie etwa noch nicht, an welchen Berufsschulen die Caravan- und Reisemobiltechniker ab Sommer 2023 unterrichtet werden und über welche Qualifikationen die Lehrkräfte verfügen. Robert Ziegler geht davon aus, dass die Auszubildenden zunächst in Bezirks- oder Landesfachklassen zusammengezogen und blockweise beschult werden. "Es wird nicht zwei oder drei Schulstandorte in jedem Bundesland geben", vermutet der Berufsbildungsexperte des ZKF.

Prüfung für Caravan- und Reisemobiltechniker

Die Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker legen die Abschlussprüfung seit dem Jahr 2003 in gestreckter Form ab. Dabei fließen die Ergebnisse der ersten Prüfung nach anderthalb Jahren und der zweiten Prüfung am Ende der Ausbildungszeit anteilig in das Gesamtergebnis ein. Dies wird auch für die Caravan- und Reisemobiltechniker gelten.

Neugewichtung im ersten Prüfungsteil  

Zum Ausbildungsjahr 2014 wurde die Gewichtung des ersten Prüfungsteils angepasst. Als Begründung führt Robert Ziegler die gemeinsame Beschulung aller fahrzeugtechnischen Berufe im ersten Lehrjahr an. "In den Klassen der Berufsschulen dominieren die Kfz-Mechatroniker, so dass die Inhalte der Karosserie- und Fahrzeugbauer zu kurz kommen. Dies hat sich negativ im ersten Teil der Gesellenprüfung ausgewirkt."

Der Anteil des ersten Prüfungsteils wurde um fünf Prozentpunkte auf 30 Prozent gesenkt. Zum anderen wurde der praktische Teil im ersten Part der Gesellenprüfung höher als der theoretische gewichtet. Das Verhältnis liegt bei zwei zu eins. "Damit fallen die theoretischen Inhalte nicht mehr ganz so stark ins Gewicht", so Ziegler. Diese Regelung sei auch bei der aktuellen Neuordnung beibehalten worden. 

Qualifizierte Prüfer erforderlich

Die ersten Prüfungen in der neuen Fachrichtung dürften Anfang 2025 anstehen. Bis dahin müssen noch Prüfer gefunden werden. Robert Ziegler ist optimistisch, dass sich von betrieblicher Seite ausreichend qualifizierte Kandidaten für den Prüfungsausschuss finden. "In unseren zertifizierten Fachbetrieben für Caravan- und Reisemobiltechnik arbeiten Karosserie- und Fahrzeugbauermeister. Außerdem dürfte es bei den Fahrzeugherstellern ebenfalls einige Fachleute geben, die als Prüfer infrage kommen."

Meister für Caravan- und Reisemobiltechnik

Beim Ausbildungsberuf alleine soll es nicht bleiben. Für das Ausbildungsmarketing ist es wichtig, den künftigen Bewerberinnen und Bewerbern attraktive berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Nachdem die Ausbildungsordnung im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden ist, steht für Steffen Fuchs deshalb der nächste Schritt an. "Wir wollen die dritte Fachrichtung in die Meisterprüfungsverordnung integrieren, so dass wir im Karosserie- und Fahrzeugbauhandwerk künftig auf Caravan- und Reisemobiltechnik spezialisierte Meister ausbilden können", hat sich Referatsleiter für Berufsbildung beim ZKF vorgenommen.   

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Text: / handwerksblatt.de

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