Malermeisterin Annika Schröer-Oeldemann bringt frischen Schwung ins Handwerk – und bereitet sich auf die Betriebsübernahme vor.

Malermeisterin Annika Schröer-Oeldemann bringt frischen Schwung ins Handwerk – und bereitet sich auf die Betriebsübernahme vor. (Foto: © Andreas Buck)

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Malerfamilie bringt seit 1900 Farbe ins Leben

Annika Schröer-Oeldemann leitet ein traditionsreiches Unternehmen mit Herz und Können in vierter Generation – modern, meisterlich und fest verankert im Malerhandwerk.

In einigen Familien erhalten Kinder den Vornamen des Vaters oder des Großvaters. In der Familie Schröer haben drei Generationen denselben Vornamen: Friedrich. Das ist zugleich ein Zeichen für Kontinuität im Beruf. Die Schröers sind seit 125 Jahren eine Malerfamilie. Seit 2006 ist die  vierte Generation in dem Betrieb in Marl im Kreis Recklinghausen leitend tätig. Kein Friedrich, sondern Annika Schröer-Oeldemann. Die Maler- und Lackierermeisterin, Tochter des dritten Friedrichs, führt die Familientradition fort. Eine Erfolgsgeschichte in einem Handwerk, dessen Ursprünge in die Steinzeit zurückreichen. 

Frauenpower in der vierten Generation

Die Familie Schröer lebt ihr Handwerk. Das ist im Gespräch zu spüren, an dem neben Annika Schröer-Oeldemann auch ihr Vater teilnimmt ("Friedrich der Dritte", wie er schmunzelnd bemerkt). Er ist mit seinen 74 Jahren immer noch voll beschäftigt, die geplante Betriebsübergabe an die Tochter ist auf gutem Weg. Für Tochter Annika stand früh fest, dass sie das  Maler- und Lackiererhandwerk lernen würde. Schon als Kind begleitete sie ihren Vater manchmal zur Arbeit, als Schülerin machte sie ein Malerpraktikum, es folgten die Lehre in einem befreundeten Betrieb, die Meisterprüfung und die Arbeit im Familienbetrieb. Ihre beiden Schwestern sind in andere Berufe eingestiegen.

Die Meisterin ist in einem Beruf engagiert, der lange Zeit als "Männerdomäne" galt. Das hat sich geändert. Friedrich (der Dritte) war der erste Maler- und Lackierermeister in Marl, der eine junge Frau ausbildete. Aktuell lernt eine Auszubildende bei Schröer das Handwerk, eine Gesellin gehört zum 20-köpfigen Schröer-Team. "Wir haben seit vielen Jahren Frauen beschäftigt", sagt der Senior und seine Tochter ergänzt, dass die weiblichen Fachkräfte bei den Kunden gut ankommen. Das Gefühl für Gestaltung und Farbe, das ein Kern des Maler- und Lackiererhandwerks sei, könnten Frauen besonders "rüberbringen".

Malerhandwerk mit Geschichte

Das führt zu den Aufgaben des Handwerks. Höhlenmalereien sollen beweisen, dass sich Menschen bereits vor 30.000  Jahren mit "Malerarbeiten" beschäftigten. Belegt ist, dass die alten Ägypter vor etwa 5.000 Jahren Hauswände mit Pinsel und Farbe gestaltet haben. Im Jahr 1900 begann der Betriebsgründer Friedrich Schröer im Alter von 25 Jahren seine selbständige Tätigkeit mit Maler- und Tapezierarbeiten, nachdem er einige Jahre "auf Wanderschaft" war. 1909 erhielt er durch eine Urkunde des Königlichen Landrats die Befugnis, Lehrlinge auszubilden. Das hat der Betrieb seitdem kontinuierlich gemacht. Aktuell erhalten sechs junge Leute eine qualifizierte Ausbildung.

Vielfalt der Leistungen

Der Sohn des Firmengründers (der zweite Friedrich) baute den Handwerksbetrieb aus und eröffnete an einem neuen Standort auch ein Tapeten- und Farbengeschäft. 1973 übernahm dessen Sohn Friedrich das Handwerksunternehmen. Ein Jahr zuvor hatte er mit 21 Jahren die Meisterqualifikation erworben und war damals der  jüngste Maler- und Lackierermeister im Kreis Recklinghausen. Seine Tochter Annika setzte auch früh auf Weiterbildung. Mit 22 Jahren war sie Meisterin.

Mehr als Farbe – Beratung inklusive

Der Aufgabenbereich hat sich in 125 Jahren verändert und ist wesentlich umfangreicher geworden. Zu den "klassischen" Arbeiten (Malen und Tapezieren) kamen Fassadensanierung, Betonoberflächensanierung. Kellersanierung, Verputzarbeiten, Wärmedämmverbundsysteme, Bodenbelagsarbeiten, Gestaltung im Innen- und Außenbereich von Häusern und Wohnungen hinzu. "Und die fachliche Beratung", betont Annika Schröer-Oeldemann. Das alles erfordert den Fachmann und die Fachfrau. Solide Ausbildung und ständige Weiterbildung sind die Grundlagen. Der Bereich "Lackierer" in der Berufsbezeichnung umfasst Türen, Fenster, Geländer und Balkone.

Qualität für Kunden – gestern, heute, morgen

"Gestaltung und Instandhaltung", so bringt die Meisterin die Aufgaben ihres Handwerks insgesamt auf den Punkt. Der Betrieb wirbt mit dem Satz "Malermeister machen mehr als manche meinen" – na klar, Meisterinnen auch. Der Familienbetrieb arbeitet für gewerbliche Kundschaft (zum Beispiel Wohnungsunternehmen und Baugesellschaften) und  ist überwiegend bei privaten Kunden tätig. Die Ansprüche haben sich verändert. "Unsere Kunden sind gern bereit, in ihr Zuhause zu investieren", sagt Annika Schröer-Oeldemann. Dafür sei das Maler- und Lackiererhandwerk gut aufgestellt – auch mit Blick in die Zukunft. Ihr Vater ergänzt dazu: "Es wäre prima, wenn sich mehr junge Leute für einen Handwerksberuf interessieren würden." Auch das gehört zur Zukunftssicherung – in der Familie Schröer und im Handwerk insgesamt.

 

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Text: / handwerksblatt.de

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