Foto: © Marco Rothbrust
HWK Trier | Mai 2025
Handwerksklima in der Region bleibt stabil
Trierer Handwerksbetriebe haben die beste Lageeinschätzung in Rheinland-Pfalz – so bewerten die Handwerker die aktuelle Situation.
Ein stiller Akt der Achtung: Mit jeder Geste bringt der Bestatter Frank Wesemann den Respekt gegenüber den Verstorbenen und ihren Angehörigen zum Ausdruck. (Foto: © Andreas Buck)
Vorlesen:
Ein Handwerk zwischen Würde, Dienstleistung und Menschlichkeit – wie ein Münsteraner Bestatter die Balance zwischen Tradition und modernen Ansprüchen meistert.
Bestatter: In kaum einem anderen Handwerk sind professionelle Arbeit und ein hohes Maß an Sensibilität so eng zusammen. Bestatter kümmern sich (fast) täglich um Tote und müssen gerade deshalb mitten im Leben stehen. So wie Frank Wesemann. "Ich muss Verständnis für die Trauernden haben, darf aber nicht mittrauern," sagt der Bestattermeister.
Er skizziert damit eine wichtige Komponente seiner Tätigkeit, die seit 2003 durch die Verordnung über die Berufsausbildung als Ausbildungsberuf (Bestattungsfachkraft) anerkannt ist. Auch die Weiterbildung zum Bestattermeister ist seit 2009 bundeseinheitlich geregelt. Frank Wesemann ist Chef des Bestattungshauses Michaelis in Münster, das 1900 als Tischlerei und Bestattungsunternehmen gegründet wurde und aktuell auf 125 Jahre zurückblickt.
Der Ursprung der Bestatter reicht bis in das alte Ägypten zurück, wo Leichen von Priestern mumifiziert wurden. Im Mittelalter kümmerten sich Totengräber um die Verstorbenen. Dem heutigen Bestatter liegt unter anderem der Tischlerberuf zugrunde. Auch Fuhrunternehmer beerdigten die Toten. In ländlichen Gegenden organisierte oft der sogenannte erste Nachbar das Begräbnis.
In vergangenen Jahrhunderten war es die einzige Aufgabe des Bestatters, Verstorbene möglichst würdevoll zu beerdigen. Das ist Geschichte, denn: "Wir sind heute ein multikompetenter Dienstleister", sagt Frank Wesemann zum Tätigkeitsbereich der Betriebe. Konkret: "Wir kümmern uns um alle Fragen rund um die Bestattung." Das reicht von der Beratung der Angehörigen über die Wahl der Bestattungsart bis zur Buchung der Gaststätte für die Trauerfeier. Es geht um den Sarg oder die Urne, um Absprachen von Terminen, die Gestaltung der Trauerfeier, um Trauerredner, um Formalitäten bei Ämtern und Behörden, um Urkunden und andere Unterlagen. "Die Angehörigen wollen so gut es geht von solchen Dingen entlastet werden", betont der Bestattermeister, der sich für seinen Berufsstand auch ehrenamtlich in Nordrhein-Westfalen als Landesinnungsmeister engagiert. Das bedeutet Einsatz für 950 Betriebe.
Frank Wesemanns Vater übernahm den Jubiläumsbetrieb im Jahr 1971 von der Familie Michaelis und führte den bekannten Namen weiter. Der aktuelle Chef kam 1989 in das Handwerksunternehmen. Wusste er, was auf ihn zukommt? Klare Antwort: "Ja." Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, studierte Betriebswirtschaft an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie und qualifizierte sich zum Bestattermeister. Zwei Michaelis-Standorte gibt es in Münster. Die Angehörigen, Freunde und Bekannten können in eigenen Aufbewahrungsräumen Abschied von den Verstorbenen nehmen.
Der Betrieb beschäftigt vier Fachkräfte, die sich um alle Aufgaben kümmern. Dazu gehört neben der fachlichen Arbeit auch der dem Anlass gemäße Umgang mit den Trauernden. Trauerhilfe bedeutet auch, Trauerphasen zu erkennen und einzuordnen. »Die richtige Einstellung dazu müssen wir schon bei der Bewerbung erkennen,« sagt der Chef. Gibt es genug interessierte Jugendliche für eine Ausbildung? "Ja" ist auch hier die Antwort, und: "Zwei Drittel der Auszubildenden sind weiblich." Tendenz steigend. Das Gespräch mit Frank Wesemann lässt erkennen, das ihn der Beruf sowohl ausfüllt als auch erfüllt. "Als Bestatter gehe ich auf Menschen ein, die sich in ganz besonderen Situationen befinden. Jeder geht mit seiner Trauer individuell um, darauf muss ich mich einstellen", das ist seine Erfahrung. Und: "Ich muss mit Menschen reden können."
Was hat sich geändert, wenn er auf die Anfangsjahre seiner Tätigkeit als Bestatter zurückblickt? Es sei bereits in den 1980-er Jahren eine Veränderung erkennbar gewesen. Die Abholung der Verstorbenen aus dem Krankenhaus oder aus dem häuslichen Umfeld, die Aufbewahrung auf dem Friedhof und die Beerdigung seien zwar immer noch ein wichtiger Teil der Tätigkeit, die Dienstleistung darüber hinaus habe aber ständig zugenommen. "Kosten sind nicht das Hauptthema und auch die Beschaffenheit von Särgen hat an Bedeutung verloren", sagt Frank Wesemann. Die Angehörigen hätten eine bestimmte Vorstellung von einer Beerdigung. "Die Gestaltung der Trauerfeier steht im Mittelpunkt." Ein Foto des Toten gehöre seit Jahren zur Zeremonie in der Kirche oder in der Kapelle einfach dazu, oft werde Musik ausgesucht und individueller Blumenschmuck. Erdbestattungen sind auf 30 Prozent zurückgegangen, Urnenbestattungen überwiegen. Argumente sind der geringe Flächenbedarf und die nicht so aufwändige Pflege.
Was sich auch geändert hat: "Die Entfremdung von der Kirche ist auffällig", stellt Wesemann fest. Kirchliche Bestattung sei rückläufig, auf religiöse Traditionen werde verzichtet. Was immer geblieben ist: "Die Trauerfeier und die Beerdigung müssen würdevoll sein." Gibt der Beruf schon mal Anlass zum Schmunzeln? Der Unternehmer muss nicht lange überlegen. In drei "Tatort"-Krimis aus Münster war der Betrieb in kurzen Sequenzen dabei. So richtig ernst sei der Auftritt aber nicht gewesen.
Hintergrund: Michaelis-Bestattungen Hier geht es zum Online-Auftritt von Michaelis-Bestattungen.
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Weitere Meldungen aus dem Bezirk der Handwerkskammer Münster
Kommentar schreiben